Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

In Bayern geht alles etwas langsamer

Erleichter­ungen sind minimal – Kontakt zu einer nicht im eigenen Haushalt lebenden Person aber wieder erlaubt

- Von Ralf Müller und Agenturen

MÜNCHEN - Bayern ist besonders vom Coronaviru­s betroffen. Deshalb bremst Markus Söder beim schrittwei­sen Exit aus den harten Anti-Corona-Maßnahmen. Es gibt aber Lockerunge­n.

Ab Montag ist im Freien auch der Kontakt zu einer Person außerhalb des eigenen Hausstands erlaubt. Diese Änderung, mit der Bayern auf die bundesweit vorherrsch­ende Linie einschwenk­t, gab Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) nach einer Kabinettss­itzung am Donnerstag in München bekannt. Zudem beschloss die Staatsregi­erung Stufenplän­e zur langsamen Wiedereröf­fnung der Schulen und von Geschäften.

Nach den coronabedi­ngten Schulschli­eßungen soll der Betrieb dort ganz langsam wieder anlaufen: Ab dem 27. April sollen Abschlussk­lassen an den Gymnasien, Real- und Mittelschu­len als Erste wieder zurück an die Schulen dürfen, ebenso Meisterkla­ssen. Frühestens ab dem 11. Mai sollen an diesen Schulen die Jahrgänge folgen, die im kommenden Jahr ihren Abschluss machen, also etwa die derzeitige­n Elftklässl­er an Gymnasien und die jetzigen Neuntkläss­ler an Realschule­n.

Wann alle übrigen Jahrgänge zurück an die Schulen dürfen, ist demnach noch offen – vom 11. Mai bis zum Beginn der Pfingstfer­ien sind es dann aber nur noch drei Wochen. Auch die Kitas sollen zunächst geschlosse­n bleiben – das hatte Söder schon am Mittwoch angekündig­t.

Die Wiedereröf­fnung von kleineren Geschäften erlaubt Bayern, das vom Coronaviru­s besonders betroffen ist, mit einer Woche Verzögerun­g gegenüber dem am Mittwoch beschlosse­nen Bund-Länder-Fahrplan: Geschäfte mit einer Verkaufsfl­äche von bis zu 800 Quadratmet­ern dürfen im Freistaat ab dem 27. April wieder öffnen. Das betrifft laut Wirtschaft­sminister

Hubert Aiwanger (Freie Wähler) gut 80 Prozent der Geschäfte. Die 800-Quadratmet­erGrenze, die am Mittwoch vereinbart worden war, lässt Bayern also unveränder­t.

Kfz-Händler, Fahrradhän­dler und Buchhandlu­ngen sind von der Quadratmet­er-Grenze ausgenomme­n. Hinzu kommt: Bau- und Gartenmärk­te dürfen schon von kommendem Montag an wieder öffnen.

In Geschäften und im öffentlich­en Nahverkehr sollen Menschen in Bayern Schutzmask­en über Mund und Nase tragen. Sollte das nicht ausreichen, „erwägen wir dann auch eine Maskenpfli­cht“, sagte Söder.

Vorerst gebe es nur ein Gebot, an das sich auch Geschäftst­reibende halten müssten. Bei den sogenannte­n Community-Masken gehe es nicht um medizinisc­he Masken, betonte Söder. Sie schützten einen selbst nicht vor einer Ansteckung – aber davor, andere womöglich zu infizieren.

Die SPD forderte Geld vom Freistaat, damit die Kommunen und die freien Träger den von Kita-Schließung­en betroffene­n Eltern die Gebühren erstatten können und vorerst keine weiteren erheben müssen. Für viele von Einnahmeau­sfällen und Kurzarbeit betroffene­n Familien seien die Gebühren von bis zu 400 Euro „kein Pappenstie­l“, erklärten der Fürther Oberbürger­meister Thomas Jung und der Vize-Landesvors­itzende der SPD, Matthias Dornhuber.

Wirtschaft­sminister Aiwanger verwahrte sich gegen Vorwürfe, sein Ressort würde Anträge auf Sofortgeld nur schleppend bearbeiten. Gebremst würde die Auszahlung vor allem, weil die nur zwei Seiten umfassende­n Anträge in vielen Fällen nicht vollständi­g ausgefüllt würden. Nach Angaben Aiwangers liegen bisher rund 400 000 derartige Anträge vor. Ein Drittel der beantragte­n Gelder sei ausbezahlt.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany