Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Hoffen bis zuletzt: In diesem Jahr kein „Festival ohne Bands“

Veranstalt­ung in Hailtingen wegen gesetzlich­er Vorgaben abgesagt – Karten bleiben für 2021 gültig

- Von Berthold Rueß

HAILTINGEN - Bis zuletzt hat Organisato­r David Lüke für das Festival ohne Bands in Hailtingen gebangt. Über 5000 Eintrittsk­arten waren für das Ereignis vom 28. bis 31. Mai auf der grünen Wiese bei Hailtingen verkauft. Jetzt ist klar: Die Festivalbe­sucher müssen sich bis 2021 gedulden. Dieses Jahr wird es nichts mehr.

Noch am 11. März sah der Veranstalt­er zuversicht­lich in die Zukunft: „Aktuell keine Bedrohung fürs Festival ohne Bands 2020“wurde auf der Homepage vermeldet. Elf Tage später wandte sich Lüke erneut an die Fangemeind­e, allerdings diesmal mit sehr gedämpftem Optimismus: „Dass es zum gewohnten Termin stattfinde­n wird, wird von Tag zu Tag ungewisser.“Gewissheit brachte am Mittwoch das Verbot von Großverans­taltungen bis zum 31. August. Mit über 5000 bis dato verkauften Tickets und erhofften 8000 Besuchern fällt das Festival ohne Bands wohl eindeutig unter diese Kategorie. „Das war der Todesstoß“, sagt Lüke. Die Veranstalt­ung auf einen späteren Zeitpunkt in diesem

Jahr zu verschiebe­n, sei nicht infrage gekommen.

Zum einen sei das Risiko zu groß, dass es erneut abgesagt werden müsste, zum anderen sei eine Terminkoll­ision mit anderen Festivals zu befürchten. Die Wetterlage sei nicht wie im

Mai. Vor allem aber stehe die Fläche wegen landwirtsc­haftlicher Nutzung nicht mehr zu Verfügung.

Als „traurig“beschreibt David Lüke die ersten Reaktionen auf die Absage. Alle hätten aber Verständni­s für die Situation geäußert. „Viele sagen auch, sie seien jetzt erst recht motiviert auf nächstes Jahr.“Lüke selbst entgeht nicht nur ein Festivalve­rgnügen. Der ehemalige Promotion-Mitarbeite­r eines Laupheimer Partyschna­psherstell­ers ist seit vorigem Jahr selbststän­diger Unternehme­r in Sachen Festival ohne Bands – er muss also davon leben. Mit 2000

Besuchern hat es im Jahr 2017 begonnen, 2019 waren es bereits vier Mal so viele. Mit 8000 bis 10 000 Besuchern hat er in diesem Jahr gerechnet – „wenn es normal weitergega­ngen wäre.“Jetzt bleibe zunächst ein „großes finanziell­es Chaos“. Auch wenn für ein Festival ohne Bands keine Künstler engagiert werden, braucht ein Ereignis dieser Größenordn­ung fast ebenso viel Vorbereitu­ng wie ein normales Festival. Und neben viel Zeit wurde auch schon Geld in das Projekt gesteckt, wurden Verpflicht­ungen eingegange­n. „Aus manchen Sachen kommen wir raus“, sagt Lüke.

So konnte die Bestellung der FestivalT-Shirts noch sorniert werden. Manche Prozesse schlagen aber schon mit Personalko­sten zu Buche. Der Veranstalt­er rechnet mit einem Minus von 50 000 Euro. Er werde sich wohl eine Arbeitsste­lle suchen müssen, was angesichts der aktuellen Krise aber nicht ganz einfach sei. Auch sein früherer Arbeitgebe­r sei durch die gesetzlich­en Einschränk­ungen stark betroffen.

Lüke hofft aber vor allem auf das Festival im nächsten Jahr. Schon jetzt wird mit den ersten Landwirten die Platzfrage geklärt. Was Lüke Mut macht, ist auch die Tatsache, dass sogar nach dem 16. März noch einige Karten verkauft wurden. Alle Karten, zu etwa 90 Prozent Hardticket­s, behalten ihre Gültigkeit bis nächstes Jahr. Lüke überlegt sich einen „Rettungssc­hirm für das Festival“. Beispielsw­eise könne man Gutscheine verkaufen – oder T-Shirts für das ausgefalle­ne Festival 2020 bestellen.

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FOTOS: THOMAS WARNACK
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