Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Der Ballsport will die Saison retten
Hand- und Basketballer könnten ihre Saison in Rekordzeit zu Ende bringen
BERLIN (SID/dpa) - Saisonabbruch? Oder doch nicht? Während die Bundesligaclubs am Donnerstag eine schriftliche Abstimmung über das sofortige Ende der Spielzeit auf den Weg brachten, preschte Bob Hanning mit einem brisanten Plan vor. Der umtriebige Manager der Füchse Berlin unterbreitete den Spitzenvertretern aus HBL und Vereinen in einer Videoschalte einen detaillierten Vorschlag, der doch noch ein reguläres Saisonende ermöglichen soll. Der Plan sieht vor, dass alle 18 Erstligisten im Juni an einem Ort zusammenkommen und innerhalb kürzester Zeit die restlichen Spiele absolvieren.
„Ich persönlich bin ein Freund des Weiterspielens und sehe Möglichkeiten“, sagte Hanning. Details zu seinem von Unwägbarkeiten begleiteten Konstrukt, über das auch im deutschen Fußball und Basketball nachgedacht wird, wollte der 52-Jährige nicht nennen. Für viele ist der Abbruch offenbar weiter unvermeidlich. Nach den Corona-Maßnahmen von Kanzlerin Angela Merkel waren die großen Sportligen kaum schlauer. Die Handball-Liga beschloss immerhin ein „Umlaufverfahren über die Fortsetzung der Saison“. Alle Bundesligisten sollen schriftlich über Abbruch oder Fortsetzung bis Anfang kommender Woche abstimmen, sagte Liga-Geschäftsführer Frank Bohmann. Danach folge eine Entscheidung, für die es eine Zweidrittelmehrheit brauche.
Bohmann berichtete von Alternativmodellen für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs, über die in großer Runde ergebnisoffen debattiert wurde. Er könne jenen jedoch „nicht vorgreifen“, sagte der Liga-Chef: „Das obliegt den Mitgliedern, wie sie das weitere Vorgehen einschätzen.“
Bohmann selbst ist ob des Hanning-Plans skeptisch. „Grundsätzlich sehe ich es als viel besser an, wenn es eine sportliche Entscheidung geben würde und tatsächlich zu Ende gespielt werden könnte, aber da müssen wir uns auch einfach den Wirklichkeiten stellen“, sagte er.
Wie die Saison im Falle eines Abbruchs gewertet würde, entscheidet das Ligapräsidium. „Fest steht, dass es im Fall eines Abbruchs der aktuellen Saison keine sportlichen Absteiger geben wird“, hatte HBL-Präsident Uwe Schwenker bereits erklärt.
In der Handball-Szene sind die Hoffnungen auf eine Fortsetzung der Saison verhalten. Diese sei laut HBLJustiziar Andreas Thiel „kaum noch vorstellbar. Ich habe jedenfalls großen Zweifel daran, dass wir die Saison ab 16. Mai zu Ende spielen können“, sagte Thiel. Damit bezog er sich vor allem auf die Verlängerung der Kontaktbeschränkungen bis 3. Mai, die einen Trainingsstart zum 20. April unmöglich machen.
Das Finalturnier der ChampionsLeague in Köln soll derweil erst am Jahresende stattfinden. Die EHF setzte den 28. und 29. Dezember als Termin für das „Final4“fest. Ursprünglich hätten Halbfinale und Endspiel am 30./31. Mai steigen sollen, der Nachholtermin am 22./23. August war ebenfalls hinfällig geworden.
Auch die Basketball-Bundesliga erwägt im Falle einer Fortsetzung der seit Mitte März unterbrochenen Saison Spiele an nur wenigen Orten. Wegen der Folgen der Corona-Krise sei eine Durchführung des regulären Spielplans „mit Reisen quer durch die Republik“nicht denkbar. „Man würde sich dann wohl einen Ort im Norden, einen in der Mitte und einen im Süden Deutschlands suchen“, sagte BBL-Geschäftsführer Stefan Holz. Auch Ratiopharm Ulm ist im Kampf um die Play-offs noch im Rennen.