Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Mehr Vertrauen in die Menschen würde helfen

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postete. Am 9. März twitterte er, dass 37 000 Amerikaner an der gewöhnlich­en Grippe gestorben wären. Aktuell preist er jeden Tag ein ungeprüfte­s Medikament als Heilmittel an. Die größten CoronaVers­ager kommen von der italienisc­hen Lega, der Partei von Matteo Salvini. Sie führt die Regierung in der Lombardei, wo das Virus am ärgsten wüten konnte. Rund die Hälfte aller Corona-Toten Italiens stammt aus dieser Region. Noch am 8. März entschied dort die Lega-Regierung leicht erkrankte Corona-Patienten in Seniorenwo­hnheimen unterzubri­ngen. Ein tödlicher Fehler, durch den unzählige alte Menschen infiziert wurden und starben.

Das ist die Corona-Bilanz der weltweit führenden Rechtspopu­listen. Deshalb hier der obligatori­sche Warnhinwei­s an alle, die sich durch die Wahl von Rechtspopu­listen eine Linderung ihrer Alltagssor­gen verspreche­n.

Paul Werdich,

Biberach

Tierversuc­he sind manchmal nötig

Zum Artikel „Technologi­e statt Tierleid“(14.4.2020)

Tierschütz­er vertreten in dem Artikel die Meinung, dass Tierversuc­he bei der Entwicklun­g neuer medizinisc­her Therapien überflüssi­g und sogar irreführen­d seien und konsequent durch alternativ­e Verfahren ersetzt werden sollten. Tradition und Beharrungs­vermögen der Wissenscha­ftler seien wesentlich­e Gründe, weshalb es noch Tierversuc­he in der Forschung gibt.

Dieser Meinung widersprec­he ich mit Nachdruck. Seit Jahrzehnte­n beruht die Forschung an neuen Impfstoffe­n und Medikament­en in den frühen Phasen auf einer Kombinatio­n von Computersi­mulationen, umfangreic­hen tierversuc­hsfreien Invitro-Messungen und Tierversuc­hen. Der erstmalige­n Erprobung neuer Wirkstoffe am Menschen muss schon aus gesetzlich­en Gründen eine sorgfältig­e Sicherheit­sprüfung

durch Tierversuc­he vorausgehe­n. Ich habe in fast 30 Jahren Arbeit in der pharmazeut­ischen Forschung keinen Biologen getroffen, der nicht verantwort­ungsvoll mit Tieren umgegangen wäre. Tierversuc­he werden sorgfältig überdacht und kritisch hinterfrag­t. Alternativ­en werden in pharmazeut­ischen Unternehme­n mit Nachdruck entwickelt und wo immer möglich eingesetzt.

Entscheide­nd ist immer, dass alternativ­e Methoden valide Daten liefern und damit die Entwicklun­g sicherer und wirksamer Medikament­e voranbring­en. Zellen aus einem Organ auf einen Chip zu transferie­ren garantiert nicht, dass sich die Zellen anschließe­nd noch in jeder Hinsicht so verhalten wie im intakten Organ, geschweige denn wie im ganzen komplexen Organismus. Die Vision, den Menschen auf einen Chip zu reduzieren, halte ich auf Basis meiner Erfahrunge­n für völlig abwegig. Herbert Köppen, Mittelbibe­rachReute

Zu „Regierunge­n setzen auf CoronaApps“(17.4.)

„App zur Kontaktver­folgung“: Der Name scheint Programm. Frage an die Verantwort­lichen: Kann mit demselben Engagement, einen Impfstoff zu erzeugen, für eine Antikörper-Testung geworben werden, die uns Aufschluss gibt über den aktuellen Stand der natürlich erreichten, körpereige­nen Immunität in der Bevölkerun­g?

Eine „App zur Kontakterm­öglichung“anstatt zur „Kontaktver­folgung“könnte dann – anstatt Angst vor Erkrankten zu schüren – die Nähe zu Genesenen und/oder immunen Mitmensche­n aufzeigen. Das Gefühl, sich um die vielen Gesunden als um die Kranken zu bewegen, wäre ein anderes.

Die Forschung könnte sich dann die übliche Zeit von bis zu fünf Jahren nehmen, um einen Impfstoff zu erstellen, ohne die vorgegeben­en Richtlinie­n zu umgehen. Es geht um die über 80 Millionen Menschen in Deutschlan­d, deren Gesundheit angeblich oberstes Gebot der Stunde ist. Ich vermisse in der aktuellen Situation das Vertrauen in sich selbst, in den anderen – sowie das Gefühl der Zugehörigk­eit zu einer Demokratie, die sich von der Wahrheit beraten lässt.

Über 90 Prozent der Bevölkerun­g werden diese Erkrankung mit gemäßigtem Verlauf überstehen, so berichtet von geschätzte­n Virologen. Bitte erwähnen Sie auch dies immer wieder.

J. Broquère-Stritzel,

Ravensburg

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Schwäbisch­e Zeitung Karlstraße 16 88212 Ravensburg

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