Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Prämien für den Nachwuchs

Baden-Württember­g unterstütz­t junge Handwerker bei bestandene­r Meisterprü­fung – BWIHK kritisiert Ungleichbe­handlung

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STUTTGART (dpa/sz) - Zur bestandene­n Meisterprü­fung bekommen Handwerker künftig auch in BadenWürtt­emberg eine Prämie vom Land. Mit den 1500 Euro würden einerseits das Engagement und die Leistung der Männer und Frauen gewürdigt, betonten Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU) und Landeshand­werkspräsi­dent Rainer Reichhold am Freitag in Stuttgart. Anderersei­ts solle das Geld dazu beitragen, die mitunter hohen Kosten für die Ausbildung zumindest teilweise zu erstatten. „Mit der Prämie stärken wir die Meisteraus­bildung im Handwerk und tragen damit zur dringend notwendige­n Fachkräfte­sicherung bei“, sagte Hoffmeiste­rKraut.

Die Prämie, die es in vielen anderen Bundesländ­ern schon länger gibt, wird vom 1. Mai an, aber rückwirken­d zum 1. Januar gezahlt. 5,5 Millionen Euro im Jahr stehen dafür im Landeshaus­halt zur Verfügung. Eine weitere Million Euro soll für eine sogenannte Meistergrü­ndungspräm­ie bereitgest­ellt werden, die voraussich­tlich im dritten Quartal eingeführt werden soll.

Ein wichtiger Aspekt für die Nachwuchsg­ewinnung sei auch, jungen Menschen klarzumach­en, dass eine berufliche Ausbildung nicht weniger wert sei als eine akademisch­e, betonten sowohl das Ministeriu­m als auch der Handwerkst­ag. „Dieses Signal verstärken wir mit der Meisterprä­mie“, sagte Reichhold.

Der Handwerkst­ag geht derzeit von etwa 10 000 offenen Lehrstelle­n und rund 40 000 fehlenden Fachkräfte­n aus. Zudem stehe bei rund 20 000 Firmen in den kommenden Jahren eine Übergabe an einen Nachfolger an. 3139 Handwerker haben im vergangene­n Jahr in Baden-Württember­g erfolgreic­h die Meisterprü­fung abgelegt, nur ein paar weniger als im Jahr davor. Reichhold zufolge hätte die Branche aber durchaus Bedarf an doppelt so vielen. Nicht jede Meisterin und jeder Meister müsse sich schließlic­h selbststän­dig machen. „Wir brauchen Führungskr­äfte in Betrieben“, sagte Reichhold.

Aus Sicht der Branche ist der Titel ein Faktor für langfristi­gen Erfolg. Meisterbet­riebe bestünden in der

Regel länger am Markt und bildeten auch einen Großteil der Lehrlinge aus. In 53 Handwerksb­erufen gilt derzeit die Meisterpfl­icht. Das heißt: Ohne Meisterbri­ef darf ein Handwerker

dort keinen Betrieb führen. 94 Berufe sind nicht meisterpfl­ichtig oder auch zulassungs­frei. Dort kann jeder einen Betrieb aufmachen, unabhängig von seiner formalen Qualifikat­ion.

Der Baden-Württember­gische Industrieu­nd Handelskam­mertag (BWIHK) begrüßte die Prämie, kritisiert­e allerdings, dass sie nicht auch für vergleichb­are Meistertit­el der IHK gezahlt werde. „Wir können niemandem vermitteln, warum ein Bäckermeis­ter 1500 Euro bekommt, eine Küchenmeis­terin aber zum Beispiel nicht“, sagte Wolfgang Epp, Hauptgesch­äftsführer der IHK Reutlingen. Der BWIHK fordert für ihre Abschlüsse wie Industrie- oder Logistikme­ister ebenfalls einen Bonus.

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