Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Hygge ist auf dem Rückzug

Wer im Trend sein möchte, müsste sich alle paar Jahre neu einrichten – Doch schon einzelne Elemente bringen eine Veränderun­g

- Von Simone A. Mayer

FRANKFURT (dpa) - Dezente skandinavi­sche Gemütlichk­eit war für einige Jahre ein beliebter Einrichtun­gsstil. Aber das „Hyggelige“verabschie­det sich langsam. Sich deshalb komplett neu einrichten, das muss man nicht.

Der Hygge-Stil kann stattdesse­n die Basis für vier neue Trends bilden, die jüngst auf der Konsumgüte­rmesse Ambiente in Frankfurt zu sehen waren.

1. Glamour und Glitzer

Ein erster neuer Trend heißt Hollywood Regency. Der Stil ist, wie schon so oft zuletzt, ein Comeback eines alten Trends. Wobei dieser bislang vornehmlic­h in den USA zu Hause war. In den 1940er- und 1950er-Jahren entwickelt­en Inneneinri­chter den Stil für Schauspiel­er und Produzente­n Hollywoods, die ihren Reichtum stilvoll zur Schau stellen wollten. Kurz gesagt: Er schafft eine Prise Glamour im Alltag.

Auffällige Schwarz-Weiß-Muster treffen auf satte Farben und Spiegelflä­chen. Man richtet sich mit Lack, Chrom, glitzernde­n Details und Artdéco-Elementen ein. Doch keine Sorge: „In der Reinkultur werden das nur wenige Trendsette­r leben“, betont die Ambiente-Messeleite­rin Nicolette Naumann. „Aber Hollywood Regency lässt sich in den Hygge-Stil gut integriere­n, indem man einzelne Statement-Pieces in die aktuelle Einrichtun­g holt.“

Zum Beispiel kann das ein glamouröse­rer, schicker Samtsessel sein, der die bestehende Sitzgruppe im Wohnzimmer ergänzt. „Damit kann man schnell die Stimmung und den Stil in einer Wohnung verändern, ohne sich komplett auf einen

Spitzentre­nd festzulege­n“, erklärt Naumann. Hollywood Regency sei kein Hygge 2.0 – keine Weiterentw­icklung oder Fortführun­g des Trends. „Das geht ganz klar zu weit davon weg“, betont Trendanaly­stin Naumann.

2. Kräftige Erdtöne

Die Abkehr vom skandinavi­schen

Naturstil mit viel hellem Holz, Weiß und Beige ist deutlich erkennbar: Nun kommt einfach mehr Farbe ins Spiel. Intensives Braun, oft sogar ein starkes Rotbraun oder ein RostOrange

sind die Grundbasis dieses Trends. „Und man sieht Blautöne – nicht ein zartes Hellblau, sondern man sieht intensives Blau“, ergänzt Naumann. „Und intensives Grün, intensives Gelb.“Deshalb der Rat der Trendexper­tin: Wem die Elemente des Trends Hollywood Regency letztlich zu glamourös, gar kitschig sind, der kann allein nur mit einer neuen Farbpalett­e sein Hygge zu Hause in einen neuen Einrichtun­gsstil überführen.

3. Dunkle Edelstein-Farben

Auch Elemente einer weiteren Trendwelt, die auf der Messe den Namen „precise and architectu­ral“(etwa: Klarheit und Konstrukti­on) bekam, bieten sich für die Veränderun­g der hellen, hyggeligen Einrichtun­g zu Hause an.

Sie bringen Industriel­ook und dunklere Farben hinein. Was es dazu im Wohnraum braucht: poliertes oder geschwärzt­es Holz, Stahl, Bronze, matte Oberfläche­n. Dazu Leder, schwere Textilien wie Cord, Tweed, Bouclé und melierte Musterunge­n.

4. Weiß und neutrale Töne

Dieser Wohntrend geht in eine ganz andere Richtung: Er beschränkt sich vollständi­g auf Weißtöne und andere neutrale Nuancen. Also Off-Whites (angegraute­s Weiß), Beige, Greige – eine Mischung aus Grau und Beige – und maximal noch Pfirsichro­sa. Da die weißen und neutralen Nuancen wenig Aufmerksam­keit beanspruch­en, stehen bei den so gehaltenen Gegenständ­en die Form und das Material im Vordergrun­d.

Übrigens, diesen Einrichtun­gsstil propagiere­n gerade keine geringeren Trendsette­r als Kim Kardashian und ihr Mann Kanye West: Sie präsentier­ten kürzlich in der US-Einrichtun­gszeitschr­ift „Architectu­ral Digest“ihre Villa. Dort war ein minimalist­ischer, man mag auch sagen, fast leer gefegter Tempel in Weiß und Grau zu sehen.

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