Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Hausbesuche dauern länger
Hebamme aus Hohentengen arbeitet mit Einschränkungen – Kurse fallen aus
HOHENTENGEN - Hausbesuche ja, Kurse nein: Auch für die Hebamme Beate Wollmann aus Hohentengen hat die Corona-Pandemie gewisse Einschränkungen zur Folge. Sie hat sich in ihrer täglichen Arbeit auf die neue Situation eingestellt. Die Frauen auch.
Trotz Corona fährt Beate Wollmann wie seit 25 Jahren zu Frauen im Landkreis Sigmaringen. Sie begleitet Frauen durch ihre Schwangerschaft, die Geburt des Kindes und die ersten Wochen des Säuglings. „Ich muss vor Ort sein, um das Neugeborene zu wiegen, um mir den Bauchnabel anzuschauen, um Tipps zur Stillhilfe zu geben“, sagt Wollmann. Online, so die 52-Jährige, sei die Betreuung der Mütter nicht möglich. „Ich kann die Frauen nicht im Stich lassen“, ergänzt Wollmann, deren Besuch von den Müttern wiederum geschätzt wird.
Bei jedem Hausbesuch muss Beate
Wollmann allerdings noch mehr auf Hygiene achten als sie es sowieso schon praktiziert. Sie trägt – zu ihrer und zur Sicherheit der Frauen – eine Schutzausrüstung mit Kittel, Handschuhen, Haube und Maske, die sie gestellt bekommt. Das Desinfizieren und regelmäßige Waschen der Hände ist bereits zur Routine geworden. Die
Anzahl der Hausbesuche bleibt konstant, nur selten erhält Wollmann eine Absage – vielleicht aus Angst, dass sie die Frauen anstecken könnte. „Ich frage dann nicht mehr nach, aber es gibt eigentlich keinen Grund, verunsichert zu sein, weil ich alle Regeln beachte“, sagt Wollmann.
Sie werde auch oft danach gefragt, was passiere, wenn eine Schwangere an Covid 19 erkranke. „Das Virus kann an das ungeborene Kind im Mutterleib nicht übertragen werden.“Das Bundesministerium für Gesundheit schreibt diesbezüglich auf seiner Internetseite, dass Schwangere nach bisherigen Erkenntnissen weder ein erhöhtes Ansteckungsrisiko noch ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben. In Zeiten von Corona sind Aufklären und Beruhigen zu Wollmanns wichtigsten Aufgaben geworden.
Beate Wollmann muss vor allem mehr Zeit für die Frauen investieren, weil sie in der Regel einen Tag nach der Entbindung und nicht wie üblich nach drei Tagen das Krankenhaus wieder verlassen wollen. „Es gibt wieder wie früher das Wochenbett.“Bluttests und Stillhilfen verlängern Wollmanns Aufenthalt bei den Frauen, was dazu führt, dass sie ihre Hausbesuche noch enger planen muss. Zeit für tiefsinnige Gespräche bleibt da nicht mehr. „Aber die Frauen genießen so die Zeit für sich und ihr Baby umso mehr.“Sie rät ihnen auch, an die frische Luft zu gehen, Sonne zu tanken, aber dabei weiterhin soziale Kontakte zu vermeiden.
Beate Wollmann ist dennoch in ihrer Berufsausübung eingeschränkt. „Meine Kurse fallen aus.“Die Hebamme verdient ihr Geld auch mit Rückbildungsund Beckenbodengymnastik. „Das ist leider nicht möglich und für mich schmerzlich.“Auch Beate Wollmann müsse Opfer bringen, aber immerhin sei ihr Tag mit den zahlreichen Hausbesuchen gut ausgelastet.
Die Corona-Pandemie würde ihr Ende des Jahres noch mehr Arbeit bescheren. „Die Geburten werden vermutlich deutlich zunehmen“, sagt Wollmann schmunzelnd und verweist dabei auf das Nachbarland Frankreich, wo Wein und Kondome knapp werden.