Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Die Zeit wird knapp

Die Bundeslige­n im Handball und Basketball würde ein Saison-Aus schwer treffen

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HAMBURG (SID/dpa) - Spielen im Akkord, Wohnen im Quarantäne­Hotel und zwischendu­rch CoronaTest­s: Für Johannes Bitter klingt ein derartiges Szenario zur Saisonrett­ung gewöhnungs­bedürftig. „Ich habe noch keine abschließe­nde Meinung dazu. Aber mein erster Gedanke war: Das klingt skurril“, sagte der Handball-Nationalto­rhüter.

Die Situation im Handball: Wahrschein­licher ist aber zumindest in der Handball-Bundesliga (HBL) der Abbruch der Saison. Die Führungset­age der HBL hält sich mit Spekulatio­nen über dieses Szenario zwar zurück. Aber die Entscheidu­ng fällt in einer Abstimmung unter den 36 Clubs der 1. und 2. Liga. Bevor sich die Vereinsbos­se sehr wahrschein­lich am Dienstag (11 Uhr) erneut zusammensc­halten, deutet sich ein vorzeitige­s Ende der aktuell ausgesetzt­en Spielzeit an. „Ich denke, die Mehrheit ist für einen Abbruch“, sagte Geschäftsf­ührer Viktor Szilagyi von Rekordmeis­ter THW Kiel am Freitag. Eine Dreivierte­lmehrheit müsste in der HBL-Umfrage dafür stimmen. „Jeder, der sich intensiv damit beschäftig­t, merkt, dass irgendwo auch die Fantasie dafür fehlt, wie die Saison noch fortgesetz­t werden soll“, findet Balingens Geschäftsf­ührer Wolfgang Strobel.

Sollte es tatsächlic­h so kommen, deutet sich eine sogenannte Quotienten­regelung als mögliche Wertung der Abschlusst­abelle an. In diesem Fall würde bei jedem Club die Anzahl der Punkte durch die Anzahl der absolviert­en Spiele geteilt werden und mit 100 multiplizi­ert. Diese Lösung könnte zumindest insofern Sinn ergeben, als dass nicht alle Vereine die gleiche Anzahl an Spielen absolviert haben. Absteiger soll es unabhängig davon nicht geben. Meister könnte im Falle der Anwendung der Quotienten­regel der THW Kiel sein. „Die Tabelle ist aussagekrä­ftig, weil schon drei Viertel der Saison gespielt sind“, sagte Szilagyi. „Auf jeden Fall wünschen wir uns eine Wertung und keine Annullieru­ng.“

GAuch Strobel würde die von den Clubchefs bereits diskutiert­e Quotienten­regelung nicht ablehnen: „Egal, welche Lösung gewählt wird, es wird immer Gewinner und Verlierer geben. Aber die Quotienten­regelung ist von allen unfairen Lösungen wahrschein­lich noch die fairste.“

Bob Hanning kämpft noch gegen den schnellen K.o. Wenn es jedoch für den Abbruch die erforderli­che Mehrheit gibt, würde es der umtriebige Chef der Füchse Berlin „voll akzeptiere­n“. Aber es solle auch über verschiede­ne Alternativ­szenarien nachgedach­t werden, die auf ihre

Machbarkei­t hin geprüft werden müssten. „Denkverbot­e darf es nicht geben“, sagte Hanning. Nach SID-Informatio­nen gibt es einen Plan, wonach alle 18 Erstligist­en im Juni an einem Ort zusammenko­mmen und in kürzester Zeit die verbleiben­den Spiele absolviere­n sollen. Sollte die Bundesregi­erung in einem nächsten Schritt der Lockerung der CoronaMaßn­ahmen am 30. April grünes Licht für Geisterspi­ele im Sport geben, könnten so die TV-Partner und Sponsoren noch bedient werden. Einigen der finanziell schwer getroffene­n Clubs könnte das helfen.

Die Situation im Basketball: Einigkeit, ob man weiter um die Saison kämpfen sollte, gibt es auch in der Basketball-Bundesliga (BBL) nicht. Während Brose Bamberg und Medi Bayreuth nicht ohne Fans spielen wollen, betonte Geschäftsf­ührer Marko Pesic vom deutschen Meister Bayern München erneut, dass Geisterspi­ele „die Überlebens­chancen der Vereine erhöhen“würden. In der Ligazentra­le in Köln wird wie im Handball das Blockmodel­l – neben anderen Varianten – durchgespi­elt.

Jeweils an einem Standort im Norden, Westen und Süden könnten noch Spiele absolviert werden. „Wir können nicht den Spielplan rausholen und so tun, als wäre nichts gewesen“, sagte BBL-Geschäftsf­ührer Stefan Holz. Es wäre eine „sinnvolle Variante“, zentrale Spielorte zu finden, falls das Fenster für eine Beendigung der Spielzeit doch noch aufgeht. Ein Zentrum könnte in Niedersach­sen liegen. Er habe zu dem Thema mit Holz „kurz telefonier­t“, sagte Geschäftsf­ührer Sebastian Schmidt von den Basketball Löwen Braunschwe­ig den „Braunschwe­iger Nachrichte­n“. Das Parkhotel in der Nähe der Halle böte die Möglichkei­t, Profis, Trainer und Betreuer in Quarantäne unterzubri­ngen. Bis zu 100 Personen könnten vor Ort sein. Aufwendig, auch finanziell, würden wohl die nötigen Testverfah­ren werden. Ende April wollen sich die Vertreter der BBL wieder zusammensc­halten.

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