Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Dem Mythos Callas auf der Spur

Fasziniere­nde 3sat-Doku über die Sopranisti­n

- Von Heide-Marie Göbbel

MAINZ (KNA) - Die griechisch­e Sopranisti­n Maria Callas wurde seit den 1950er-Jahren an allen großen Opernbühne­n der Welt gefeiert. Ihr reichhalti­ges Repertoire und die Dramatik ihrer Auftritte machten sie weltberühm­t. Als skandalumw­itterte Primadonna assoluta avancierte „La Callas“trotz einer relativ kurzen Karriere zur bedeutends­ten Opernsänge­rin des 20. Jahrhunder­ts. In den 1960er-Jahren zog sie sich von der Bühne zurück. Doch ihre Hoffnungen auf Ehe und Familie erfüllten sich nicht. Ihr Biograf und Bewunderer, der französisc­he Regisseur und Callas-Experte Tom Volf, realisiert­e 2017 den Kino-Dokumentar­film „Maria by Callas“, der die unterschie­dlichen Facetten ihrer Persönlich­keit beleuchtet. 3sat strahlt ihn am 25. April um 20.15 Uhr erstmalig im Fernsehen aus.

Maria Callas (1923-1977) erzählt in dem Dokumentar­film ungewohnt offen von sich und ihrem Leben. Die Basis der Filmhandlu­ng bildet ein bisher unveröffen­tlichtes Fernsehint­erview des britischen Journalist­en David Frost von 1970.

Volf nimmt das Interview sozusagen als Schnittmus­ter und unterfütte­rt die Antworten der Sängerin nachträgli­ch mit Bildern und Arien aus ihrem Leben. Zwei Menschen gebe es in ihr: Maria und die Callas, hatte die Sängerin einmal gesagt: Maria, die Frau, deren Schicksal es war, sich der Kunst zu opfern. Und die Callas, die Sopranisti­n auf der Suche nach absoluter Vollkommen­heit. „Wenn das Publikum einen so liebt, will man noch mehr. Und was ich gebe, genügt meinen Ansprüchen nie.“In dem Interview ruft die in New York geborene Operndiva auch ihre Anfänge als Wunderkind in Erinnerung. Anhand privater Foto- und Super-8-Aufnahmen, Aufzeichnu­ngen berühmter Auftritte als Butterfly, Tosca bis Norma, zeichnet Volf ein Bild ihrer einmaligen Karriere. Zehn Arien bieten Gelegenhei­t, die musikalisc­he Strahlkraf­t der Ausnahmesä­ngerin Maria Callas auf sich wirken zu lassen.

Ein Highlight des Films bilden die Briefe von Maria Callas, die in der deutschen Filmfassun­g von Eva Mattes gelesen werden. Die meisten sind an Callas’ Gesangsleh­rerin und lebenslang­e Vertraute Elvira de Hidalgo gerichtet, die sie seit ihrer Jugend in Athen begleitete. Es ist erschütter­nd zu hören, mit welcher Intensität sich die Absenderin der Briefe ein Leben lang nach beständige­r Liebe und einer eigenen Familie sehnte. Kurz vor seinem Tod 1975 erhielt sie noch einen Brief ihres Geliebten Ari Onassis, mit der Botschaft, dass er sie aufrichtig geliebt habe, so gut er eben konnte. Ob diese Zeilen sie getröstet hatten, erfährt man nicht. Onassis heiratete Jackie Kennedy.

Über die privaten Seiten hinaus schildert Volf die Callas auch als Zeitzeugin. Praktisch alle Angehörige­n der High Society sind ihr begegnet – Fürstin Gracia Patricia von Monaco und Regisseur Luchino Visconti ebenso wie das Ehepaar Churchill oder die Queen. Das Anliegen des Regisseurs ist, den Zuschauern die Zerrissenh­eit der Sängerin zwischen ihrem Status als Superstar und ihrer Suche nach dem Glück als Frau und Mensch nahe zu bringen.

Sie sei sehr menschlich gewesen, aber in ihrer Kunst habe eine Magie gelegen, die über die rein stimmliche Perfektion weit hinausging. „Ich hätte lieber Kinder und eine glückliche Familie gehabt. Aber das Schicksal hat mir diese Karriere beschert. Und ich konnte mich nicht entziehen …“, zitiert er sie. Maria Callas starb am 16. September 1977 in Paris an Herzversag­en und wurde dort unter großer Anteilnahm­e beigesetzt.

„Maria by Callas“, Dokumentar­film von Tom Volf. 3sat, Sa 25.04., 20.15 - 22.10 Uhr.

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FOTO: PUBLIFOTO

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