Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Maskenpflicht rückt näher
In mehreren Ländern und Kommunen wird Mundschutz vorgeschrieben
griechischen Inseln aufzunehmen – bevorzugt Kinder unter 14 Jahren, kranke Kinder und Mädchen. Allerdings sind die meisten Minderjährigen, die ohne Mutter und Vater in die Europäische Union kommen, Jungen: Unter den 47 am Samstag gelandeten Flüchtlingen – 42 Kinder und fünf Jugendliche – sind vier Mädchen. Die Bundesregierung erwartet, dass auch andere EU-Staaten, die ihre Zusage zur Aufnahme aufgrund der Corona-Pandemie erst später erfüllen wollen, zu ihren Verpflichtungen stehen. Insgesamt sollen nach Angaben der Europäischen Kommission rund 1600 kranke Kinder und unbegleitete Minderjährige umgesiedelt werden.
Außer Deutschland haben neun weitere EU-Staaten und die Schweiz erklärt, mitzumachen: Luxemburg, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Kroatien, Finnland, Irland, Portugal und Litauen. Bisher trafen vor einigen Tagen erst zwölf Minderjährige in Luxemburg ein.
Nach der Ankunft der ersten Flüchtlingskinder fordern SPD und
Grüne weitere Umsiedlungen. „Länder und Kommunen sind bereit zur Aufnahme –‚ wir können also helfen“, sagte der migrationspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Lars Castellucci, der „Welt am Sonntag“. Die flüchtlingspolitische Sprecherin der Grünen, Luise Amtsberg, verlangte, Deutschland solle ein großzügiges Aufnahmeprogramm auf den Weg bringen, das auch Familien, Alleinstehende mit Kindern, Schwangere sowie Alte und Kranke berücksichtige.
Der stellvertretende Unionsfraktionschef Thorsten Frei (CDU) betonte, man stehe zu dem Koalitionsbeschluss zur Aufnahme der Minderjährigen, wolle aber nicht darüber hinausgehen. Er wies darauf hin, dass Unterbringung und Betreuung pro Minderjährigem zwischen 50 000 und 70 000 Euro pro Jahr kosteten. Man könne mit dem Geld „auch viel Hilfe vor Ort leisten, ohne Anreize für die Migration zu schaffen“, sagte Frei der „Welt am Sonntag“. Bei der Aufnahme müsse es um die „absoluten Härtefälle“gehen.
BERLIN (AFP/dpa) - Die Überlegungen in Bund und Ländern für eine allgemeine Pflicht zum Tragen von zumindest improvisierten Schutzmasken werden konkreter. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) äußerte die Erwartung, „dass Alltagsschutzmasken bald zu unserem öffentlichen Leben gehören“und etwa im Nahverkehr generell „bald zur Pflicht werden“. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) rechnet mit einem Bedarf von bis zu zwölf Milliarden Schutzmasken pro Jahr. Weil schränkte allerdings am Wochenende in der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ein, eine allgemeine MaskenPflicht könne es erst geben, „sobald sie ausreichend verfügbar sind“. Abstand halten und Hygiene seien im Kampf gegen die Corona-Pandemie weiter „der Schlüssel zum Erfolg“.
Altmaier sagte zu dem Schutzmaskenbedarf in Milliardenhöhe, dies sei notwendig, „wenn wir allen Menschen in Deutschland das Arbeiten, Einkaufen und Busfahren mit Mundschutz ermöglichen möchten“. In der „Bild am Sonntag“sprach er sich weiter dafür aus, „einen beträchtlichen Teil davon“in Deutschland herzustellen. Gelinge dies, dann „haben wir viel erreicht“.
An diesem Montag tritt die Pflicht zum Tragen eines Mund-NasenSchutzes beim Einkaufen und in öffentlichen Verkehrsmitteln zunächst in Sachsen in Kraft, ähnliche Regelungen wegen der Corona-Pandemie gelten bereits in einigen Städten, im thüringischen Jena auch am Arbeitsplatz. Ab Montag folgen etwa Hanau und Wolfsburg – und Sulz am Neckar in Baden-Württemberg. Mecklenburg-Vorpommern schreibt Masken ab dem 27. April in Verkehrsmitteln vor. In Sachsen sollen auch Polizisten von diesem Montag an Schutzmasken tragen. Die Bediensteten seien angehalten, den dienstlich gelieferten, textilen und waschbaren Mund-Nase-Schutz, die sogenannte Community-Maske, grundsätzlich bei Bürgerkontakten zu tragen, teilte das Landespolizeipräsidium am Sonntag in Dresden mit.
Die improvisierten CommunityMasken bieten ihren Trägern nur einen begrenzten Schutz, vermindern aber vor allem das Infektionsrisiko für andere. Tragen sie alle Menschen in der Öffentlichkeit, sinkt somit die Gefahr der Virus-Übertragung insgesamt. Erhältlich sind Masken derzeit vor allem in Apotheken sowie im Online-Handel, zudem gibt es zahlreiche Angebote und Bauanleitungen für Eigenproduktionen.
Bundesweit gibt es eine „dringende Empfehlung“für das Tragen zumindest improvisierter Schutzmasken
im öffentlichen Raum. Letzteres sei „eine klare Vorgabe“, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in der „Passauer Neuen Presse“. Vorsichtige Erleichterungen müssten mit Schutzauflagen im sozialen, öffentlichen und Geschäftsleben verbunden werden.
In einer Umfrage des Instituts Civey für den Berliner „Tagesspiegel“sprachen sich 46 Prozent der Bürger für einen verpflichtenden Mund-Nasen-Schutz aus. Dagegen wandten sich 40 Prozent, 14 Prozent waren unentschieden.
„Umso mehr Menschen einen Mund-Nase-Schutz bei größeren Menschenansammlungen tragen, umso besser ist der eigene Schutz und der anderer vor einer möglichen Coronaviren-Übertragung“, sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jörg Radek, dem „Handelsblatt“.