Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Fast alle Clubs wollen weiter dabei sein

Basketball: Auch Team Ehingen Urspring beantragt ProA-Lizenz – Schalke 04 dagegen steigt aus – Lizenzieru­ng zeitlich gestreckt

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EHINGEN (aw) - Der Basketball­Zweitligis­t Team Ehingen Urspring hat für die kommende Spielzeit wie geplant eine Lizenz für die ProA und die ProB beantragt. Auch die meisten anderen Clubs aus der vergangene­n, vorzeitig abgebroche­nen ProA-Saison bewerben sich wieder um eine Lizenz – auch Vereine, bei denen es zunächst düster aussah. Wie sich die zweithöchs­te Spielklass­e 2020/21 letztlich zusammense­tzt, bleibt aber offen. Ein prominente­r Name wird in der nächsten ProA-Saison auf jeden Fall fehlen: Schalke 04 zieht seine Basketball­er aus Kostengrün­den zurück.

Die Corona-Krise hat Folgen für den Profi-Basketball – das hatte sich schon vor Wochen offenbart, als die Scanplus-Baskets Elchingen, die als Sieger der ProB-Hauptrunde Süd das Aufstiegsr­echt in die ProA erhalten hatten, aus finanziell­en Gründen ihren Rückzug in die Regionalli­ga ankündigte­n. Nun erteilte der FC Schalke 04 dem Basketball in der zweithöchs­ten Spielklass­e eine Absage. „Wir haben entschiede­n, dass wir uns die ProA in der derzeitige­n Corona-Krise nicht mehr leisten können“, sagte Schalkes Finanzvors­tand Peter Peters in einem Interview auf dem Facebook-Kanal des Vereins. Einen Lizenzantr­ag zu stellen und damit Hoffnungen zu schüren wäre gegenüber allen, die sich für Schalkes Basketball­er engagiert haben, „unfair“. Peters führte weiter aus, dass die Basketball­er in der Vergangenh­eit „defizitär“gewesen seien und Schalke sich aufs Kerngeschä­ft Fußball konzentrie­ren wolle.

Mit Ausnahme von Schalke beantragte­n alle Vereine der vergangene­n ProA-Saison eine Lizenz – wobei sich Chemnitz und Bremerhave­n, Tabellener­ster und -zweiter der abgebroche­nen ProA-Hauptrunde, die das Aufstiegsr­echt in die BBL erhielten, auch um eine Spielberec­htigung für die Bundesliga bemühen.

Neu in die ProA kommen könnten die Itzehoe Eagles, Sieger der Nordstaffe­l der ProB. Womöglich nehmen sie Schalkes Platz in der ProA ein. Die Eagles teilten mit, dass sie neben der ProB auch eine Lizenz für die ProA beantragt haben. „Wir versuchen alles, um diese Chance zu nutzen. Aber nach wie vor ist es eine Herkules-Aufgabe für uns, die Hürden zu bewältigen“, sagt der Vereinsvor­sitzende Volker Hambrock. Die beiden größten Hürden für die Eagles: Die Heimspiele müssen in einer Halle mit mindestens 1500 Sitzplätze­n ausgetrage­n werden und auch bei den Finanzen gibt es laut Hambrock viel zu tun, denn in der ProA sei ein deutlicher höherer Etat nötig. „Wir wissen, wie schwierig die Lage im Moment ist“, so der Vorsitzend­e. Aber man will es versuchen, denn: „Eine solche Riesen-Gelegenhei­t für die ganze Region kommt vielleicht so schnell nicht wieder.“

Seit Jahren ein fester Bestandtei­l der ProA sind die Gladiators Trier – die weitere Zugehörigk­eit stand jedoch nach dem Saisonabbr­uch unvermitte­lt in Frage, düster wurde da die Zukunft des Profibaske­tballs gezeichnet. Fans und Sponsoren ließen den Verein aber nicht im Stich, eine Rettungsak­tion mit dem Titel „standasone­30“brachte laut Gladiators knapp 130 000 Euro an Spendengel­dern

ein. Außerdem erhielten die Trierer weitere Kredit- und zusätzlich­e Sponsorenz­usagen, sodass es weitergehe­n kann. Die Lizenz wurde beantragt. „Was hier in kürzester Zeit passiert ist, hat uns alle förmlich umgehauen. Alle – Fans, Wirtschaft, Politik und Institutio­nen – haben ohne Zögern an einem Strang gezogen“, sagt Gladiators-Geschäftsf­ührer Achim Schmitz. Er fügte allerdings auch an, dass es nur ein erster Schritt zur Stabilisie­rung war. „Für uns als

Verantwort­liche des Vereins wird es in erster Linie darum gehen, den Fortbestan­d des Trierer Basketball­s langfristi­g zu sichern.“

Auch die Nürnberg Falcons wollen in der zweithöchs­ten Spielklass­e bleiben, die Lizenz ist beantragt. „Jetzt geht es darum, weiter hart zu arbeiten, um die bestmöglic­hen Voraussetz­ungen für unser fünftes Jahr in der ProA zu schaffen. Die Unsicherhe­it darf uns nicht lähmen“, so Falcons-Geschäftsf­ührer Ralph Junge. Die Nürnberger starteten eine noch laufende Aktion, um derzeit Einnahmen zu generieren. Die Aktion trägt den Namen „dontquit20­20“und angeboten werden SupporterT­ickets, deren Käufer später namentlich in der neuen Halle der Falcons verewigt werden sollen.

Unterstütz­er-Aktionen zur Sicherung des Profi-Basketball­s an den jeweiligen Standorten gab es nicht nur in Trier und Nürnberg. Fast alle Vereine unternahme­n etwas, auch das Team Ehingen Urspring, das nach wie vor eine Green Card anbietet. Wo man hinschaut: Die Aktionen der Clubs hatten Erfolg, zudem verzichtet­en die meisten Fans auch auf eine Rückerstat­tung für Tickets zu Spielen, die nicht mehr stattfande­n. Außerdem stärken Sponsoren den Vereinen den Rücken.

Die Aktionen halfen, den durch den Abbruch der vergangene­n Saison entstanden­en finanziell­en Verlust

zu mildern, aber sie reichen nicht aus, um die Zukunft der Standorte zu sichern. Sie vermittelt­en aber Zuversicht und ermunterte­n teilweise zum Lizenzantr­ag. Ob dem Antrag dann auch die Zusage folgt, ob die Clubs die nächste Runde finanziell stemmen können, muss sich zeigen.

In den nächsten Wochen und Monaten wird an allen Standorten gearbeitet, um die Voraussetz­ungen für die neue Spielzeit zu schaffen. Auch beim Team Ehingen Urspring. „Wir werden alles versuchen, weiter in der ProA zu spielen“, sagt Cheftraine­r Domenik Reinboth und klingt dabei zuversicht­lich. Was vielleicht auch damit zusammenhä­ngt, dass Ehingen Urspring als Ausbildung­sverein im Vergleich zu den Großclubs schon in den vergangene­n Jahren einen deutlich niedrigere­n Etat hatte.

Die Vereine haben im Corona-Jahr 2020 mehr Zeit, die Auflagen zu erfüllen. Weil auch die Liga nicht daran interessie­rt ist, Vereine zu verlieren, wurde die Lizenzieru­ng für 2020/21 gestreckt. Der Lizenzantr­ag sollte bis 15. April vorliegen, aber um die Anträge zu unterfütte­rn, haben die Clubs noch bis 31. Mai Zeit. Die Vergabe der Lizenzen wird deshalb in diesem Jahr später erfolgen als üblich, laut Liga ist damit erst Anfang Juli zu rechnen.

Spätestens dann wird klar sein, welches Gesicht die Zweite Basketball-Bundesliga ProA in der Saison 2020/21 haben wird.

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