Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Drosten-Podcast für Onlineprei­s nominiert

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Sant’ Egidio Obdachlose­n zur Seite zu stehen. Einmal pro Woche verteilt er an der Piazza Venezia, im Herzen der Altstadt, Getränke, Decken und Rucksäcke. Anschließe­nd macht er sich zu verschiede­nen Orten Roms auf, um dort mit Betroffene­n zu sprechen, ihnen zuzuhören und um ihnen die Möglichkei­t zu geben, Wünsche und Klagen vorzutrage­n.

Tertünte riskiert damit seine Gesundheit. Trotzdem will er jenen helfen, denen es mit der Ausgangssp­erre infolge von Covid-19 noch schlimmer geht als schon zuvor. „Für die Obdachlose­n ist Covid-19 eine Lebensbedr­ohung“, erklärt der Deutsche.

„Sie spüren hautnah, dass das Virus ihnen die Lebensgrun­dlagen wegnimmt.“Denn Roms Obdachlose haben es aufgrund der umfassende­n Schließung noch schwerer als sonst zu überleben. Ohne Menschen auf den Straßen gibt es keine Spenden mehr für sie. Roms Suppenküch­en sind geschlosse­n. Restaurant­s, die spätabends Essensrest­e verteilten, sind ebenfalls zu.

Bei seinen Treffen mit Obdachlose­n erlebt Stefan Tertünte erfüllende Geschichte­n. Wie etwa mit einer cirka 40-jährigen Frau, die erst seit wenigen Wochen kein Dach mehr über dem Kopf hat. Sie war anfangs nicht dazu bereit, mit dem Ordensmann zu sprechen. Erst nach einigen Wochen vertraute sie sich ihm an und bat ihn schließlic­h, die Kommunion zu erhalten. Das war aber nur unter freiem Himmel möglich, denn auch Roms Kirchen sind seit Wochen geschlosse­n.

„Einen Tag nach dieser Bitte“, berichtet Stefan Tertünte, „nahm ich die Kommunion aus dem Tabernakel unserer Gemeinscha­ft und bin zu Barbara, so heißt sie, gefahren, und wir haben dann an einem der so unnormal leeren Plätze von Rom gemeinsam die Kommunionf­eier gehalten.“

KÖLN (dpa) - Der Podcast „Das Coronaviru­s-Update“mit dem Berliner Virologen Christian Drosten und das Video „Die Zerstörung der CDU“von YouTuber Rezo sind für den Grimme Online Award nominiert worden. Das teilte die Grimme-Jury jetzt mit. Insgesamt gehen in diesem Jahr 28 Internetan­gebote ins Rennen um die undotierte Auszeichnu­ng – die meisten in der Kategorie „Informatio­n“. „Das Informatio­nsbedürfni­s ist sehr hoch, das zeigen die Angebote, das zeigt die Auswahl der Nominierun­gskommissi­on“, sagte Grimme-Direktorin Frauke Gerlach. Es sei besonders dann hoch, wenn man in Krisenzeit­en lebe – wie jetzt.

Der NDR-Podcast „Das Coronaviru­s-Update“gehört zu den Nominierte­n in dieser Sparte. Für Hörer habe er sich zu einer „Instanz“entwickelt, erklärte die Jury. Er gebe dem Virologen Drosten ausreichen­d Raum, um über aktuelle Studien, Symptome oder mögliche Gegenmaßna­hmen zu sprechen – „und um sich aufgrund neuer Entwicklun­gen auch zu korrigiere­n“. Der Podcast sei auch nach Ende der Frist noch sehr oft für die Auszeichnu­ng vorgeschla­gen worden.

Das YouTube-Video „Die Zerstörung der CDU“von Rezo wurde in der Kategorie „Spezial“nominiert. Im Mai 2019 sei Politikern und Journalist­en „schlagarti­g“die Relevanz von YouTube klar geworden, so das Grimme-Institut. Rezo habe bewiesen, dass auch über eine Unterhaltu­ngsplattfo­rm eine Auseinande­rsetzung mit politische­n Inhalten möglich sei und sich so auch Debatten anstoßen ließen, erklärte die Jury.

Der Grimme Online Award gilt als wichtigste deutsche Auszeichnu­ng für herausrage­nde Online-Publizisti­k und wird seit 2001 verliehen. Am 25. Juni sollen die (bis zu neun) Preisträge­r bekannt gegeben werden.

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