Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Erkrankte unterm Kreis-Durchschni­tt

Themen der Ertinger Sitzung waren die Pandemie und die Missachtun­g der Anordnunge­n

- Von Wolfgang Lutz

ERTINGEN - In der Regel bietet die Ertinger Kulturhall­e bis zu 600 Personen Platz bei den unterschie­dlichsten Veranstalt­ungen. Am vergangene­n Montag fand nun in Zeiten der Corona-Pandemie die Gemeindera­tssitzung in der Halle mit entspreche­nden Vorsorgema­ßnahmen statt. Dabei wurde auf die Hygiene aller Beteiligte­n geachtet – und auf die Einhaltung von genügend Sicherheit­sabstand bei den Räten und den Zuhörern. „Eine außergewöh­nliche Umgebung, aber das ist dem grassieren­den Coronaviru­s geschuldet“, so Bürgermeis­ter Jürgen Köhler. Themen der Sitzung waren unter anderem die Pandemie und die Missachtun­g der Anordnunge­n an den Schwarzach­talseen.

Derzeit, so der Bürgermeis­ter, seien 458 Fälle von Corona-Infizierte­n im Landkreis Biberach bestätigt und elf Todesfälle zu beklagen. 30 Personen seien in stationäre­r Behandlung, 19 in Biberach und teilweise auch in Bad Buchau. Fünf Patienten würden auf der Intensivst­ation beatmet.

In der kommenden Woche werde mit einer Reduzierun­g bei der Belegung der Beatmungsb­etten von 21 auf 15 gerechnet. Rückläufig seien auch die Zahlen in den Fieberambu­lanzen. Nur noch zwei bis fünf Patienten pro Tag nehmen sie in Anspruch. „Der erwartete deutliche Anstieg der Fallzahlen über Ostern ist Gott sei Dank nicht eingetrete­n“, freute sich Bürgermeis­ter Jürgen Köhler. Trotzdem blieben die Kontaktbes­chränkunge­n bis zum 3. Mai bestehen. Das heißt, dass sich die Bürger auch weiterhin nur mit Personen aus dem eigenen Haushalt und nur bei triftigen Gründen im öffentlich­en Raum bewegen sollen. „Private Reisen, Ausflüge oder Veranstalt­ungsbesuch­e bleiben weiterhin untersagt“, sagt der Bürgermeis­ter. Nachdem die Einzelhand­elsgeschäf­te bis zu einer Größe von 800

Quadratmet­ern Verkaufsfl­äche wieder geöffnet haben, soll ab 4. Mai der Schulbetri­eb langsam wieder aufgenomme­n werden. Begonnen werden soll mit den Abschlussk­lassen, den Klassen, die im kommenden Jahr Prüfungen ablegen und den obersten Grundschul­klassen. „Dazu braucht jede Schule einen Hygienepla­n“, so Jürgen Köhler. Für die Öffnungste­rmine der Kindertage­sstätten und Gebührenre­gelungen für den Monat Mai sollen in den nächsten Tagen detaillier­te Vorgaben von der Landesverw­altung ausgesproc­hen werden. Großverans­taltungen bleiben auch weiterhin bis zum 31. August untersagt.

Die Zahl der am Coronaviru­s Erkrankten in der Gemeinde Ertingen liegt nach Köhler etwas unter dem Durchschni­tt des Landkreise­s Biberach (auf etwa 470 Einwohner kommt eine positiv getestete Person). „Wir wünschen den aktuell infizierte­n und erkrankten Bürgern in unserer Gemeinde eine gute und schnelle Genesung und den Kontaktper­sonen in Quarantäne ebenfalls viel Kraft und ein gutes Durchhalte­vermögen“, sagt der Bürgermeis­ter. Dank sprach er auch allen Bürgern aus, die sich über die Osterfeier­tage an die Kontakt- und Ausgangsbe­schränkung­en gehalten haben.

Doch was sich zum Teil an den Schwarzach­talseen und auch an der Donaurenat­urierung zwischen Hundersing­en und Binzwangen abgespielt hat und abspielt, „ist für mich mehr als unverständ­lich in dieser Situation“, meinte Bürgermeis­ter Köhler. Absperrung­en und Beschilder­ungen würden regelmäßig missachtet und einfach weggerisse­n. „Das können wir so nicht akzeptiere­n und wir werden darauf entspreche­nd reagieren“, kündigte er an. Der Umwelt- und Bauausschu­ss hatte in seiner Sitzung über zehn Bauangeleg­enheiten zu beraten oder wurde darüber informiert. Während der Corona-Pandemie sollen aber die sozialen Kontakte auf ein Minimum reduziert werden. Dies bezieht sich auch auf Sitzungen des Gremiums. Daher wurde dem Vorschlag stattgegeb­en, dass die Verwaltung über die Sommerpaus­e und auch während der Corona-Pandemie den eingehende­n Bauanträge­n das Einvernehm­en erteilen kann. Das beziehe sich laut Bürgermeis­ter auf einfache Fälle. Bei eventuell auftretend­en Problemen werde die Verwaltung die beiden Bürgermeis­ter-Stellvertr­eter und im Zweifelsfa­ll dann auch den Umwelt- und Bauausschu­ss in die Entscheidu­ng mit einbinden.

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FOTO: W. LUTZ

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