Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Kreativ in der Pandemie
Auch Unbegabte können sich eine Alltagsmaske nähen
RIEDLINGEN - Die Landesregierung hat am Mittwoch beschlossen, dass ab kommenden Montag beim Einkaufen und im öffentlichen Personenverkehr sogenannte „Alltagsmasken“zu tragen sind. Dank zahlreicher Anleitungen im Internet können sich auch Unbegabte an der Herstellung einer Mund-Nasen-Behelfsmaske versuchen. Es braucht dazu lediglich Baumwollstoff, Gummilitze, eine Nähmaschine und ein bisschen Geduld.
Wer in Kindertagen die Handarbeitslehrerin fast zur Verzweiflung gebracht hat, hält sich auch im Erwachsenenleben mit Näharbeiten eher zurück. Dass es ausgerechnet einer Pandemie bedarf, um ein viele Jahre schlummerndes Talent zu wecken, hätte die Schreiberin vor ein paar Wochen nicht gedacht. Beim abendlichen „Facebook gucken“blieb der Blick an einem Video von „Nähfrosch“hängen. Dort wurden ausführlich zweierlei Modelle vom Mundschutz zum Nachnähen vorgestellt. Das machte neugierig.
Eine Nähmaschine war schon vor vielen Jahren angeschafft worden. Sie fristete wie der Joghurtzubereiter, der elektrische Fensterputzer und die Eismaschine ein stiefmütterliches Dasein in der Abstellkammer. In den Tiefen der Schränke fanden sich eine geblümte Tischdecke aus Omas Zeiten, die im heimischen Haushalt noch nie eine Kaffeetafel geziert, und ein weißes Baumwollkissen, auf dem noch nie ein müdes Haupt geruht hat. Der Stoff wanderte am gleichen Abend in die Waschmaschine.
Tischdecke und Bettzeug waren getrocknet, die Nähmaschine aufgebaut. Es konnte los gehen: Die 18 x 24 Zentimeter großen Rechtecke wurden ausgeschnitten, rechts auf rechts gelegt, oben und unten vernäht. Auch das Wenden und Glattbügeln – kein Problem. Knifflig wurde es erst beim Falten zurecht legen. Drei an der Zahl müssen es pro Maske sein. Und die Seitenlänge sollte noch zwischen sechs und sieben Zentimetern aufweisen.
Mit ein bisschen Übung ging auch das irgendwann. Einmal im Viereck herum nähen. Über die Falten muss sich die Maschine ein bisschen mühen. Der erste selbstgenähte Mundschutz war fast fertig – die Befestigung für die Ohren fehlte noch. Lange Bändel oder lieber Schlüpfergummi (das heißt tatsächlich so)? Die Gummilitze erschien einfacher zu händeln. 17 Zentimeter abgeschnitten, rechts und links an den Seiten vernäht und die Eigenkreation aufgesetzt. Die Nähte waren ein bisschen schief und das Produkt würde dem fachmännischen Blick einer Fachfrau nicht Stand halten. Aber das tut dem Stolz keinen Abbruch.
Mit jedem Mundschutz ging die Arbeit schneller von der Hand. Weiterentwickelte Modelle haben im oberen Teil einen Draht für die Nase eingearbeitet und die Seitennähte werden nach dem Wenden des Stoffes eingeklappt und festgebügelt. Weiteres Bettzeug und Tischdecken mussten herhalten, um Familie und Freunde auszustatten. Der Montag kann kommen.
Die Maschine darf nun wieder in die Abstellkammer zurückkehren – zum Joghurtbereiter und dem elektrischen Fensterputzer. Mal sehen, was die Pandemie noch für kreative Talente zu Tage fördert.
12, 17.30-18.30 Uhr Bad Buchau 9-12 Uhr, 13-17 Uhr