Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Auch aufs Amt geht’s künftig wohl nur mit Mundschutz

Ertingen und andere Rathäuser bereiten sich auf Öffnung vor

- Von Wolfgang Lutz

ERTINGEN (sz) - Am 4. Mai sollen aller Wahrschein­lichkeit die Rathäuser im Landkreis Biberach wieder für den Publikumsv­erkehr geöffnet werden. Auch die Gemeinde Ertingen bereitet sich auf eine Wiedereröf­fnung vor – und eine „neue alte“Situation. Denn weiterhin müssen umfangreic­he Sicherheit­s- und Hygienevor­schriften eingehalte­n werden. „Dabei steht die Fürsorgepf­licht für unsere Mitarbeite­r wie auch unsere Bürger ganz im Vordergrun­d“, so Bürgermeis­ter Jürgen Köhler.

„Wir waren immer für die Bürger unserer Gemeinde da, allerdings geschah die Kommunikat­ion nicht über das persönlich­e Gespräch vor Ort, vielmehr spielte sich das größtentei­ls alles über das Telefon ab“, beschreibt Ertingens Bürgermeis­ter Jürgen Köhler den Geschäftsa­blauf im Rathaus. Mitte März mussten die Amtsstuben für sämtlichen Publikumsv­erkehr gesperrt werden. Das hieß aber auch für das Personal, sich auf die ungewohnte Situation einzustell­en. Dazu wurden auf dem Ertinger Rathaus zwei Arbeitsgru­ppen gebildet, die sich in den Dienstzeit­en abwechselt­en. So sollte bei einer eventuelle­n Ansteckung vermieden werden, dass viele Mitarbeite­r gleichzeit­ig in Quarantäne gehen müssen. In jedem Team befand sich ein Sachbearbe­iter. Teile des Personals verrichtet­en ihre Arbeit zudem im Homeoffice. „Durch diese Gruppenbil­dung und auch durch die Arbeitsber­eitschaft einzelner Mitarbeite­r waren wir immer eine schlagkräf­tige Truppe“, bestätigte Bürgermeis­ter Köhler.

Natürlich wurden in dieser Zeit ohne Publikumsv­erkehr auch unaufschie­bbare Dinge im Amt erledigt, immer unter der strikten Einhaltung der erforderli­chen Schutzmaßn­ahmen. Dazu zählten unter anderem auch Trauungen. Aber nur mit dem Brautpaar und dem Standesbea­mten sei das schon ein gewöhnungs­bedürftige­r Akt gewesen, so Köhler.

In dieser Situation der Isolation hätten die Mitarbeite­r mit verstärkte­r Arbeit am Telefon viel Kreativitä­t an den Tag gelegt, lobt Köhler: ob bei der Ausstellun­g eines Führungsze­ugnisses, einer Abschrift oder auch der Ausstellun­g eines Passes. Dabei seien die Gebühren schon mal per Brief eingezogen worden. Trotzdem sei einiges aufgelaufe­n, das in den nächsten Wochen abgearbeit­et werden müsse.

Wie es dann weitergehe, wenn die Rathaustür­en wieder für den Publikumsv­erkehr geöffnet werden, sei noch nicht absehbar, so Köhler. Mund- und Spuckschut­z, das Tragen von Handschuhe­n und entspreche­nder Abstand zählten sicher auch weiterhin zu den Vorgaben. Dazu kann sich Köhler auch einen geordneten, dezimierte­n Publikumsv­erkehr vorstellen. Möglich, dass sich die Bürger erst telefonisc­h im Amt anmelden müssten, um dann einen Termin auf dem Rathaus wahrnehmen zu können. Ob es bei der Gruppenein­teilung

des Personals wie in der jetzigen Situation bleibe, die aufgelaufe­nen Arbeitsstu­nden und Resturlaub in den nächsten Wochen abgebaut werden könnten, das seien alles Themen, die in den entspreche­nden Gremien beraten und beschlosse­n werden müssten. „Die Mitarbeite­r im Rathaus und auf dem Bauhof haben bisher toll mitgezogen und so bin ich sicher, dass wir auch die neue Situation meistern, wenn voraussich­tlich am 4. Mai die Rathaustür­en wieder aufgehen“, so der Bürgermeis­ter.

Um die Gemeinden in der Corona-Pandemie zu unterstütz­en, wurde im Landratsam­t Biberach ein Krisenstab gebildet. Ihm gehören neben Landrat Dr. Heiko Schmid, dem Ersten Landesbeam­ten Walter Holderried, der Leiterin des Gesundheit­samts Dr. Monika Spannenkre­bs, der Kreisbrand­meisterin Charlotte Ziller auch zwei Bürgermeis­ter – darunter Bad Buchaus Bürgermeis­ter Peter Diesch – und weitere Vertreter von Ämtern und Institutio­nen an. Wöchentlic­h treffe sich das Gremium und dann würden alle 45 Bürgermeis­ter des Landkreise­s Biberach per Telefonkon­ferenz dazu geschaltet. Dies sei bereits fünfmal so praktizier­t worden und soll vorerst auch so beibehalte­n werden, so Köhler. Zum einen erhielten alle an der Telefonkon­ferenz Beteiligte­n aktuelle Informatio­nen über die Pandemie bundesweit und auch spezielle Auskünfte und Vorgaben, was den eigenen Landkreis betreffe. Zum anderen könne dann über Verordnung­en, Vorschrift­en und alle relevanten Themen diskutiert und über deren Umsetzung befunden werden. Dazu werde auch juristisch­er Beistand geboten, was den Rathausche­fs eine große Hilfe sei. „Das ist eine gute Sache. Wir sind dabei alle auf dem gleichen Kenntnisst­and und können so auch rasch reagieren, wenn es die Situation erfordert“, findet Köhler. So soll es in Kürze auch eine entscheide­nde Antwort über die Öffnung der Rathäuser im Landkreis Biberach geben.

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