Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Auch aufs Amt geht’s künftig wohl nur mit Mundschutz
Ertingen und andere Rathäuser bereiten sich auf Öffnung vor
ERTINGEN (sz) - Am 4. Mai sollen aller Wahrscheinlichkeit die Rathäuser im Landkreis Biberach wieder für den Publikumsverkehr geöffnet werden. Auch die Gemeinde Ertingen bereitet sich auf eine Wiedereröffnung vor – und eine „neue alte“Situation. Denn weiterhin müssen umfangreiche Sicherheits- und Hygienevorschriften eingehalten werden. „Dabei steht die Fürsorgepflicht für unsere Mitarbeiter wie auch unsere Bürger ganz im Vordergrund“, so Bürgermeister Jürgen Köhler.
„Wir waren immer für die Bürger unserer Gemeinde da, allerdings geschah die Kommunikation nicht über das persönliche Gespräch vor Ort, vielmehr spielte sich das größtenteils alles über das Telefon ab“, beschreibt Ertingens Bürgermeister Jürgen Köhler den Geschäftsablauf im Rathaus. Mitte März mussten die Amtsstuben für sämtlichen Publikumsverkehr gesperrt werden. Das hieß aber auch für das Personal, sich auf die ungewohnte Situation einzustellen. Dazu wurden auf dem Ertinger Rathaus zwei Arbeitsgruppen gebildet, die sich in den Dienstzeiten abwechselten. So sollte bei einer eventuellen Ansteckung vermieden werden, dass viele Mitarbeiter gleichzeitig in Quarantäne gehen müssen. In jedem Team befand sich ein Sachbearbeiter. Teile des Personals verrichteten ihre Arbeit zudem im Homeoffice. „Durch diese Gruppenbildung und auch durch die Arbeitsbereitschaft einzelner Mitarbeiter waren wir immer eine schlagkräftige Truppe“, bestätigte Bürgermeister Köhler.
Natürlich wurden in dieser Zeit ohne Publikumsverkehr auch unaufschiebbare Dinge im Amt erledigt, immer unter der strikten Einhaltung der erforderlichen Schutzmaßnahmen. Dazu zählten unter anderem auch Trauungen. Aber nur mit dem Brautpaar und dem Standesbeamten sei das schon ein gewöhnungsbedürftiger Akt gewesen, so Köhler.
In dieser Situation der Isolation hätten die Mitarbeiter mit verstärkter Arbeit am Telefon viel Kreativität an den Tag gelegt, lobt Köhler: ob bei der Ausstellung eines Führungszeugnisses, einer Abschrift oder auch der Ausstellung eines Passes. Dabei seien die Gebühren schon mal per Brief eingezogen worden. Trotzdem sei einiges aufgelaufen, das in den nächsten Wochen abgearbeitet werden müsse.
Wie es dann weitergehe, wenn die Rathaustüren wieder für den Publikumsverkehr geöffnet werden, sei noch nicht absehbar, so Köhler. Mund- und Spuckschutz, das Tragen von Handschuhen und entsprechender Abstand zählten sicher auch weiterhin zu den Vorgaben. Dazu kann sich Köhler auch einen geordneten, dezimierten Publikumsverkehr vorstellen. Möglich, dass sich die Bürger erst telefonisch im Amt anmelden müssten, um dann einen Termin auf dem Rathaus wahrnehmen zu können. Ob es bei der Gruppeneinteilung
des Personals wie in der jetzigen Situation bleibe, die aufgelaufenen Arbeitsstunden und Resturlaub in den nächsten Wochen abgebaut werden könnten, das seien alles Themen, die in den entsprechenden Gremien beraten und beschlossen werden müssten. „Die Mitarbeiter im Rathaus und auf dem Bauhof haben bisher toll mitgezogen und so bin ich sicher, dass wir auch die neue Situation meistern, wenn voraussichtlich am 4. Mai die Rathaustüren wieder aufgehen“, so der Bürgermeister.
Um die Gemeinden in der Corona-Pandemie zu unterstützen, wurde im Landratsamt Biberach ein Krisenstab gebildet. Ihm gehören neben Landrat Dr. Heiko Schmid, dem Ersten Landesbeamten Walter Holderried, der Leiterin des Gesundheitsamts Dr. Monika Spannenkrebs, der Kreisbrandmeisterin Charlotte Ziller auch zwei Bürgermeister – darunter Bad Buchaus Bürgermeister Peter Diesch – und weitere Vertreter von Ämtern und Institutionen an. Wöchentlich treffe sich das Gremium und dann würden alle 45 Bürgermeister des Landkreises Biberach per Telefonkonferenz dazu geschaltet. Dies sei bereits fünfmal so praktiziert worden und soll vorerst auch so beibehalten werden, so Köhler. Zum einen erhielten alle an der Telefonkonferenz Beteiligten aktuelle Informationen über die Pandemie bundesweit und auch spezielle Auskünfte und Vorgaben, was den eigenen Landkreis betreffe. Zum anderen könne dann über Verordnungen, Vorschriften und alle relevanten Themen diskutiert und über deren Umsetzung befunden werden. Dazu werde auch juristischer Beistand geboten, was den Rathauschefs eine große Hilfe sei. „Das ist eine gute Sache. Wir sind dabei alle auf dem gleichen Kenntnisstand und können so auch rasch reagieren, wenn es die Situation erfordert“, findet Köhler. So soll es in Kürze auch eine entscheidende Antwort über die Öffnung der Rathäuser im Landkreis Biberach geben.
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