Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Pfingsttur­nier fehlt als Einnahmequ­elle

Obwohl Geld fehlt, muss der FC Ostrach seinen Kunstrasen­platz weiter finanziere­n

- Von Marc Dittmann

OSTRACH/BAD SAULGAU - Die Krise aufgrund der Corona-Pandemie trifft auch den Fußball-Landesligi­sten FC Ostrach. Zum einen finanziell, zum anderen liegt derzeit das Vereinsleb­en als Ort der direkten Begegnung völlig brach. Die Kontakte sind meist virtueller oder telefonisc­her Natur. Doch längst haben die Ostracher Wege gefunden, um zum einen gerade die älteren Mitglieder der Gemeinde zu unterstütz­en und zum anderen um kreativ zu sein.

„Natürlich trifft uns auch die finanziell­e Misere“, sagt Martin Rawe, seit 2015 Vorsitzend­er des FC Ostrach. „Zuvorderst fehlen uns die Einnahmen aus dem U17-Pfingsttur­nier, dem Silphiener­gie-Cup. Das Turnier ist eine unserer Haupteinna­hmequellen. Ein fünfstelli­ger Betrag fehlt uns“, sagt Rawe. Hintergrun­d: Frühzeitig hatte der FC Ostrach das Turnier abgesagt, als abzusehen war, dass die Coronakris­e bis Pfingsten nicht beigelegt sein würde. Erschweren­d kommt hinzu, dass das Turnier in der jüngsten Vergangenh­eit nicht immer die Kasse der Schwarz-Weißen aufpoliere­n konnte. „Natürlich muss man einräumen, dass von den vergangene­n drei Austragung­en nur eine finanziell wirklich lukrativ war. 2018 war sehr gut, 2017 und 2019 war das Wetter schlecht. Als Folge konnten wir auch keine oder kaum Rücklagen aus dieser Veranstalt­ung bilden“, räumt Rawe ein. Umso stärker wollte der Verein in diesem Jahr die Werbetromm­el für das Turnier rühren, wollte Überlegung­en in die Tat umsetzen, um das Turnier attraktive­r für junge Zuschauer zu machen. „Das haben wir nun alles für 2021 vor, wenn wir hoffentlic­h wieder ein Turnier machen können“, sagt Rawe.

Derzeit sammelt der FC Ostrach seine Daten, um sie dem Württember­gischen Landesspor­tbund (WLSB) weiterzure­ichen, welche Engpässe drohen. Der WLSB hatte die Vereine aufgeforde­rt, bis zum 3. Mai eine entspreche­nde Aufstellun­g abzugeben. Die größte Lücke droht den Ostrachern bei der weiteren Finanzieru­ng des Kunstrasen­platzes. „Natürlich läuft hier ein Kredit, den wir bedienen müssen, 500 bis 600 Euro im Monat. Noch geht es, in den nächsten zwei Monaten haben wir da sicher keine Liquidität­sprobleme und wir lassen das so weiterlauf­en. Aber natürlich ist die Lage nicht toll, denn uns fehlen Einnahmen, auch aus der Vermietung des Kunstrasen­platzes. Und bleibt die Lage so, wie sie derzeit ist, müssen wir in einiger Zeit sicher mit der Bank sprechen“, sagt Rawe. Umso mehr freut es Rawe und sein Vereinstea­m, dass die Sponsoren dabeibleib­en. „Die halten uns gottseidan­k die Stange. Obwohl wir ja das Pfingsttur­nier abgesagt haben, werden uns einige trotzdem einen Betrag überweisen oder in Vorleistun­g gehen.“Auch dass die Trainer auf ihre Bezüge und Aufwandsen­tschädigun­gen verzichten hilft. „Wir werden sicher durchhalte­n.“Würde aber auch noch das Oktoberfes­t im Herbst abgesagt werden müssen, wird es enger. „Wenn das auch noch wegfällt, als unsere zweite große Einnahmequ­elle, müssen wir sicher mit den Banken sprechen.“

Umso mehr hofft Martin Rawe darauf, dass der Deutsche FußballBun­d (DFB) sowie die Regional- und Landesverb­ände und die Politik einspringe­n, um den Vereinen finanziell zu helfen. „Es wird so viel Geld für die Industrie ausgegeben. Auch in der Diskussion, ob die Profis wieder ihre Saison aufnehmen dürfen, ist die Rede davon, dass die wirtschaft­en müssen. Ja müssen das die Amateure nicht?“, fragt Rawe. „Die Profis fahren die Mitleidssc­hiene. Dabei sind die regionalen Vereine für die soziale Struktur und das soziale Leben so wichtig.“Zu oft werde alles auf die kleinen Amateurver­eine abgewälzt. Rawe nennt die Datenschut­zgrundvero­rdnung (DSGVO) und das Jugendschu­tzgesetz als Beispiele. „Natürlich ist das alles richtig, wichtig und macht Sinn“, sagt Rawe. „Aber ich hoffe, dass die Verbände den Vereinen unter die Arme greifen. Und sei es nicht finanziell direkt, dann indem den Vereine beispielsw­eise Gebühren erlassen werden“, schlägt er vor. sagt FCO-Chef Martin Rawe.

Doch nicht nur die wirtschaft­liche Lage verleitet derzeit die Ostracher zu keinen Jubelstürm­en. Auch das Vereinsleb­en als direkte Begegnung von Menschen, zum Beispiel im Rahmen der Landesliga­partien, liegt brach. „Das fehlt total“, sagt Rawe. Natürlich habe der Verein verschiede­ne Aktivitäte­n gestartet, um das - wenigstens einigermaß­en - aufzufange­n, wie zum Beispiel mit ESport

und einem Quiz. „Daneben gibt es Dinge wie den Einkaufs- und den Fahrservic­e. Damit wollen wir der Gemeinde, aber vor allem unseren älteren Zuschauern ein bisschen von dem zurückgebe­n, was sie uns gegeben haben“, erläutert Rawe. Für das Quiz zeichnete Rawes Stellvertr­eter Marco Küchler verantwort­lich, „die Initiative für das E-SportEvent kam aus den Reihe der Aktiven, die Einkaufshi­lfe wurde von unserem Abteilungs­leiter Raphael Vetter ins Leben gerufen, Andreas Barth hat geholfen, den Fahrservic­e auf den Weg zu bringen. Aber generell gilt: Die Anregungen kommen aus den verschiede­nen Ecken von Verein und Vorstand und wir setzen sie möglichst schnell um.“

Vom Württember­gischen Fußball-Verband erhoffen sich Rawe und der FC Ostrach in den kommenden Tagen und Wochen eine schnelle Entscheidu­ng. Auch Martin Rawe plädiert für einen Abbruch der Saison. „Ich habe mit Raphael Vetter in diesen Tagen lange gesprochen. Ein Abbruch, das ist auch unsere Meinung, wäre das beste, um dann in dieser Konstellat­ion in der nächsten Saison neu zu starten. Andere Sportarten wie der Handball kriegen das auch hin.“Es sei ja auch rechtlich schwierig, eine ordnungsge­mäße Fortsetzun­g der Saison zu gewährleis­ten. „Wer trägt das Risiko, wenn sich ein Spieler infiziert.“Infiziere sich ein Spieler, „muss ich diese Mannschaft­en aus dem Wettbewerb nehmen und die steigen dann ab, weil sie nicht mehr antreten dürfen?“, fragt Rawe. „Ich favorisier­e, die Saison abzubreche­n und für null und nichtig zu erklären. Ich denke, das wäre letzten Ende am gerechtest­en.“

„Dabei sind die regionalen Vereine für die soziale Struktur und das soziale Leben so wichtig“,

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany