Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Die letzten Zeitzeugen erinnern sich
Das Kriegsende vor 75 Jahren in den öffentlich-rechtlichen Sendern
Noch gibt es Zeitzeugen. Doch der 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai dürfte die letzte große Gelegenheit sein, Menschen zu Wort kommen zu lassen, die eigene Erinnerungen beisteuern können.
Und so liefern die öffentlichrechtlichen TV-Sender zum Jahrestag eine große Bandbreite von Geschichten, die erzählt werden wollen und müssen. Zahlreiche Dokumentationen, Zeitzeugenberichte und Spielfilme beleuchten den Krieg und seine Folgen. Ein stichpunktartiger Überblick.
Das multimediale ARD-Projekt „Kinder des Krieges“erzählt das Schlüsseljahr 1945 aus der Sicht der Kinder. Zeitzeugen erinnern sich an die Abgründe ihrer Kindheit, aber auch an die große Hoffnung nach Kriegsende. Die gleichnamige, 90-minütige Dokumentation strahlt Das Erste am 4. Mai um 20.15 Uhr aus. Sie bildet das Herzstück eines multimedialen Schwerpunkts im Ersten zum Thema. Bereits am 27. April zeigt der Sender um 23.30 Uhr „Kinderraub der Nazis – Die vergessenen Opfer“und erinnert damit an ein noch immer wenig bearbeitetes Kapitel der Kriegsgeschichte: Zehntausende polnische Kinder wurden von den Nazis entführt und zwangsgermanisiert. Die betagten Zeitzeugen berichten über ihre geraubte Kindheit und die lebenslange Suche nach ihrer wahren Familie.
In „MDR Zeitreise. Kinder des Krieges – Trauma einer Generation“sprechen Zeitzeugen am 3. Mai um 22.20 Uhr zum ersten Mal über ihre Kindheitserfahrungen. Das RBBFernsehen blickt am 3. Mai um 23.05 Uhr auf einen Massensuizid in einer vorpommerschen Kleinstadt, als die Rote Armee im Frühjahr 1945 den Ort einnahm. „Über Leben in Demmin“heißt der Dokumentarfilm von Martin Farkas.
Auch das ZDF greift in seinen Dokumentationen den 75. Jahrestag auf. Bereits am 28. April läuft um 20.15 Uhr die „ZDFzeit“-Doku „Wir im Krieg – Privatfilme aus Hitlers Reich“. Am selben Abend um 22.15 Uhr zeigt das ZDF die „37 Grad“-Doku „Zum Glück gab’s diese Kuh – Wie Eva Erben den Holocaust überlebte“. Bauern haben der heute 89-jährigen Erben das Leben gerettet. „ZDF-History“sendet am 3. Mai um 23.45 Uhr „Kinder im Krieg – Was unsere Eltern erlebten“. Am 5. Mai strahlt das ZDF „Deutschland von oben – 1945“mit eindringlichen historischen Luftaufnahmen aus. Sie zeigen das Ausmaß der Kriegszerstörungen. Das Material wurde von den Alliierten in Farbe gedreht und eigens für den Beitrag digitalisiert sowie aufwendig restauriert.
3sat sendet am 4. Mai um 22.25 Uhr den Dokumentarfilm von HansDieter Grabe „Waffenstillstand –
Mein Sommer ’45 in Dresden“. In Erinnerungsfragmenten vermittelt Grabe, wie er als Achtjähriger das Kriegsende erlebte. Das ZDF-Magazin „sonntags“befasst sich am 10. Mai ab 9.03 Uhr mit dem Kriegsende und fragt, wie wichtig heute die Versöhnung über Grenzen hinweg ist.
Auch ZDFinfo ist vollgepackt mit Sendungen zum Jahrestag. Am 1. Mai strahlt der Sender zwischen 9.45 Uhr und Mitternacht insgesamt 20 Dokumentationen aus. So läuft von 18.45 Uhr bis 21 Uhr die dreiteilige Reihe „Countdown zum Kriegsende – Die letzten 100 Tage“. Folge 3, „Untergang und Befreiung“, wird ab 20.15 Uhr erstmals zu sehen sein. Weitere Reihen sind „Der Zweite Weltkrieg“und „Hitlers Tod“. Auch am 5. Mai 2020 erinnert ZDFinfo von 12.45 bis 18.45 Uhr mit acht Dokumentationen an das Kriegsende.
3sat strahlt am 8. Mai um 22.25 Uhr in Erstausstrahlung Robert Schwentkes stark stilisiertes, und in SchwarzWeiß gefilmtes Drama „Der Hauptmann“aus. In der Geschichte findet ein junger Gefreiter auf der Flucht eine Hauptmannsuniform und übernimmt die Rolle. Am 10. Mai sendet 3sat um 11.10 Uhr das preisgekrönte Schweizer Flüchtlingsdrama „Die letzte Chance“aus dem Jahr 1945. Zwei entlaufene Kriegsgefangene helfen einer Gruppe Juden. Der Film von Regisseur Leopold Lindtberg wurde zum Welterfolg. (KNA)