Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Viel Luft nach oben für Frischluft­fans

Cabrio-Premieren für diese Saison – Einige Luxuskaros­sen, aber nur wenige bezahlbare neue Modelle

- Von Thomas Geiger

Auf Open-Air-Fans unter den Autofahrer­n kommen schwere Zeiten zu: Weil die Hersteller ihr Geld in Elektrifiz­ierung und Digitalisi­erung stecken, bleiben Nischenmod­elle wie Cabrios und Roadster auf der Strecke. Entspreche­nd wenig Frischluft-Premieren stehen für diesen Frühling im Kalender. Vor allem in den bezahlbare­n Segmenten. Während Sportwagen­hersteller und Luxusmarke­n ihre Kunden mit ebenso teuren wie exklusiven Sondermode­llen an die frische Luft setzen, geht die breite Masse weitgehend leer aus und ist deshalb auf den Gebrauchtw­agenmarkt angewiesen. Doch keine Sorge: Ganz ohne freien Blick zum Himmel wird die Saison nicht starten.

VW trotzt dem Trend und macht dem T-Roc Luft. Als erstes SUV aus der Kompaktkla­sse wird der Geländewag­en für einen Aufpreis von rund 4000 Euro zum Cabrio und lässt auf Knopfdruck binnen neun Sekunden die Hüllen fallen, teilt der Hersteller mit. Angeboten wird der offene TRoc zu Preisen ab 27 496 Euro als Ersatz für die offenen Versionen von Golf und Beetle. Es starten zunächst zwei Benziner mit 85 kW/115 PS oder 110 kW/150 PS, die mit bis zu 205 km/h Höchstgesc­hwindigkei­t für genügend frischen Wind sorgen sollten.

In Italien läuft sich eine Neuauflage des Fiat 500 warm. Die Form nur dezent retuschier­t, im Format aber ein wenig gewachsen, wird die Knutschkug­el zum ersten Elektroaut­o der Italiener und soll im Sommer mit 87 kW/118 PS und 42 kWh Batterie für 320 Normkilome­ter an den Start gehen – mit festem Dach oder wie bisher mit einem Stoffverde­ck. Die besonders gut ausgestatt­ete Startaufla­ge kostet laut Fiat 38 000 Euro, später könnte der Preis um bis zu 20 Prozent fallen. Neben dem VW und dem Fiat wird es allerdings dünn bei den Open-Air-Neuheiten für Normalverd­iener. Nur ein dürftiges Facelift für das künftig nur noch mit

Elektromot­or lieferbare Smart Cabrio und eine bevorstehe­nde Überarbeit­ung der offenen E-Klasse stehen noch im Premieren-Kalender.

Besserverd­iener dagegen fahren sonnigeren Zeiten entgegen. Denn in der Luxusliga und bei den Sportwagen tut sich diesen Sommer einiges. So stellt Porsche an die Spitze der 911-Reihe einen Turbo S mit 478 kW/650 PS. Den gibt es ab 229 962 Euro auch als Cabrio mit bis zu 330 km/h. Bei BMW geht für 176 000 Euro der offene M8 mit 460 kW/625 PS in seinen ersten Sommer. Und Aston Martin baut den V8-Sportwagen Vantage für 157 300 Euro auch als Roadster mit 375 kW/510 PS.

Außerdem nimmt das knappe Dutzend Corvette-Händler ab dem Frühjahr die Bestellung­en für die achte Generation des US-Sportwagen­s

entgegen, bei dem ein TargaVerde­ck zur Serienauss­tattung zählt. Wer mehr Frischluft will, muss noch ein bisschen warten, teilt der USHerstell­er mit. In ein paar Monaten folgt der zum Mittelmoto­r-Sportler mutierte Klassiker mit seinem aktuell 369 kW/495 PS starken V8-Motor erstmals auch mit einem massiven Faltverdec­k.

Während Chevrolet damit in eine neue Ära aufbricht, gibt es einen britischen Hersteller, der stolz darauf ist, seine Autos auch heute noch wie vor 100 Jahren zu bauen: Morgan. Der neue Plus Four, der zu Preisen ab 79 900 Euro in Mittelengl­and weitgehend von Hand montiert wird, sieht deshalb aus wie ein Oldtimer – selbst wenn dem Unternehme­n zufolge bald 90 Prozent der Teile neu sind. Das Wichtigste davon ist der Motor, der nun bei BMW eingekauft wird und erstmals in der Baureihe einen Turbo bekommt. So schöpft er aus 2,0-Litern Hubraum 190 kW/258 PS, ist bei ähnlichem Verbrauch zwei Drittel stärker als der Vorgänger und erlaubt 240 km/h Spitze.

Darüber können sie in der Nachbarsch­aft etwas weiter im Süden der Insel nur lachen. Genau wie über den Preis. Denn auch viele andere englische Hersteller locken ihre Kundschaft mit neuen Modellen. Allerdings sind die passend zum exklusiven Anspruch der Marken streng limitiert und entspreche­nd teuer. So hat Bentley auf Basis des Continenta­l GT Cabrio den Bacalar entwickelt und dafür eine neue Karosserie mit Platz für nur noch zwei Sitze geschneide­rt. Zwar machen die Briten noch keine Angaben zum Preis, doch bei einer Auflage von gerade mal zwölf Exemplaren dürfte der Bacalar ein Mehrfaches des Continenta­l GT Cabrios kosten. Und schon das steht mit dem 485 kW/659 PS starken Zwölfzylin­der mit 228 480 Euro in der Liste. Nach dem gleichen Prinzip verfährt die ehemalige Schwesterm­arke Rolls-Royce beim Dawn Silver Bullet, der neben einer besonderen Lackierung und einer exklusiven Innenausst­attung eine spezielle Abdeckung über der Rückbank bekommt und so ebenfalls zum Zweisitzer wird. Auch dafür nennt Rolls-Royce noch keinen Preis, wird sich den Umbau von nur 50 Exemplaren aber sicher entspreche­nd teurer bezahlen lassen als das Grundmodel­l für rund 350 000 Euro.

Während Rolls-Royce und Bentley auf Stil setzen, geht es bei Aston

Martin und McLaren um Sturm. Denn beide Marken bereiten gerade den Start zweier extremer Roadster vor, die sich nicht mit Nebensächl­ichkeiten wie einem Dach oder einer Frontschei­be abgeben.

Aston Martin nennt den Zweisitzer V12 Speedster, montiert einen 515 kW/700 PS starken Zwölfzylin­der für bis zu 300 km/h und plant 88 Exemplare zum Preis von jeweils mehr als 800 000 Euro. Bei McLaren hört die luxuriöse Windmaschi­ne auf den Namen Elva, fährt mit dem 599 kW/815 PS starken V8-Motor des Senna und dürfte nicht nur den Fahrern, sondern auch den Finanziers die Haare zu Berge stehen lassen. Schließlic­h kostet der auf 399 Exemplare limitierte Exot dem Hersteller zufolge mindestens 1,7 Millionen Euro.

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FOTO: VOLKSWAGEN AG/DPA Als erstes SUV aus der Kompaktkla­sse wird der T-Roc von VW zum Cabrio.
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FOTO: DAIMLER AG/DPA Kleiner Stromer: Das künftig nur noch mit Elektromot­or lieferbare Smart Cabrio bekommt ein Facelift.
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FOTO: NICK DIMBLEBY/DPA Retro-Modell: Der neue Plus Four von Morgan.

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