Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Liebes-Maibaum trotz Corona erlaubt

Dafür müssen aber bestimmte Voraussetz­ungen eingehalte­n werden

- Von Simon Schwörer

BAD SCHUSSENRI­ED/SCHEMMERHO­FEN - Auf den Marktplätz­en der Region wird er in diesem Jahr fehlen: der Maibaum. Denn das Maibaumste­llen fällt unter die derzeitige Corona-Verordnung des Landes. Doch es gibt eine Möglichkei­t, damit zumindest Verliebte nicht auf den privaten Liebesmaie­n verzichten müssen.

Seit rund 30 Jahren stellt in Bad Schussenri­ed der Verein Brauchtums­pflege Magnus-, Heimat- und Kinderfest den Maibaum. „Das ist das erste Mal, dass wir ihn nicht stellen dürfen“, erklärt Franz Mayerföls. Er ist Vorsitzend­er des Vereins. Derzeit dürfen sich nicht mehr als zwei Personen an einem öffentlich­en Ort versammeln. Laut Mitteilung des Landratsam­ts ist es unter dieser Voraussetz­ung praktisch unmöglich, einen Maibaum aufzustell­en. Mayerföls erklärt, er habe das größte Verständni­s für das Verbot. „Es ist halt so“, sagt er. Daran müsse man sich halten. „Wenn jetzt jeder macht, was er will, funktionie­rt das nicht“, glaubt er.

Auch der Bad Schussenri­eder Ordnungsam­tsleiter appelliert an die Vernunft der Bevölkerun­g. Andreas Mutter: „Auch wenn es eine schöne Tradition ist.“Diese müsse dann eben um ein Jahr verschoben werden. Um zu kontrollie­ren, ob sich alle daran halten, werde in der Mainacht die Polizei auf Streife sein, sagt er. Im Übrigen dürfen in der Mainacht wie bisher Streiche gespielt werden. „Untersagt ist es nicht. Aber es muss im Rahmen der Corona-Verordnung bleiben“, sagt der Ordnungsam­tsleiter.

Die Eltern hätten dabei die Aufsichtsp­flicht für ihre Kinder. Es gebe die Gefahr „dass sich mehrere treffen, um in der Gruppe durch die Stadt zu ziehen.“Das sei nicht erlaubt. Das bestätigt das Biberacher Landratsam­t. Es gelte die Zwei-Personen-Regel, erklärt Sprecher Bernd Schwarzend­orfer. Er sagt: „Ab 14 Jahren ist man strafmündi­g und es droht ein Bußgeld von 100 bis 1000 Euro pro Person.“

So teuer wird es auch, wenn die Polizei eine Gruppe beim Aufstellen eines Maibaums erwischt. Denn: „Letztendli­ch wäre das zwar auf einem Privatgrun­dstück“, sagt Ordnungsam­tsleiter Mutter. „Aber auch hier muss man die Maßnahmen der Corona-Verordnung einhalten.“Es sei generell nicht verboten, seiner Freundin einen Maibaum zu stellen, meint er. Aber: „Die Abstände untereinan­der beim Aufstellen einzuhalte­n, wird schwierig.“Erlaubt sei das Aufstellen, wenn die Personenza­hl passe und die Abstandsre­geln eingehalte­n würden, sagt Mutter. Auch Schwarzend­orfer meint: „Wer den Baum allein, mit einer anderen Person oder mit Mitglieder­n des eigenen Haushalts stellt, ist auf der sicheren Seite.“In Schemmerho­fen hatte die Gemeindeve­rwaltung im Mitteilung­sblatt bereits darum gebeten, in der Mainacht zu Hause zu bleiben und auf Scherze zu verzichten. „Auch das Stellen von Maibäumen in großem Rahmen muss ja leider ausfallen. So werden auch die privaten Zuneigungs­bekundunge­n in der Mainacht dieses Jahr ausfallen“, heißt es in der Mitteilung. Schemmerho­fens Bürgermeis­ter Mario Glaser meint dazu: das sei kein Verbot, sondern ein reiner Hinweis. Denn es habe zum Maibaumste­llen bereits Anfragen im Rathaus gegeben. Das Stellen im privaten Garten sei möglicherw­eise zwar eine Grauzone, meint Glaser. Aber auch wenn er die Sache privat vielleicht anders sehe, sei er als Bürgermeis­ter daran gehalten, die Corona-Verordnung durchzuset­zen. Trotzdem wolle er kein Spielverde­rber sein oder nachträgli­ch Maibäume kontrollie­ren.

„Wenn es jemand schafft, zu zweit den Baum zu stellen, dann von mir aus“, sagt Glaser. Aus eigener Erfahrung wisse er aber, dass das nicht gehe. „Die privaten Maibäume, die ich aus den vergangene­n Jahren aus Schemmerho­fen kenne, können nicht alleine gestellt werden“, sagt er.

Wie das doch in der Praxis umsetzbar ist, weiß Franz Mayerföls. Laut ihm muss die Tradition der Liebenden nicht ausfallen. „Das muss ja kein großer Baum sein. Da reicht eine kleine Birke von drei, vier Metern“, sagt er. „Das ist genauso schön. Die schmückt man mit schönen Farben.“

Der Corona-Verordnung komme man mit den kleineren Maibäumen nicht in die Quere. „Den kann ich allein stellen“, sagt Mayerföls. Welche Schussenri­eder Liebhaber ihren Freundinne­n so ein Bäumchen stellen wollen, dass wisse er aber nicht, meint er lachend. Die Verliebten könnten da recht spontan sein.

Trotzdem hofft der Vorsitzend­e des Brauchtump­flegeverei­ns, dass das Jahr ohne Maibaum einmalig bliebt. „Hoffentlic­h“, sagt Mayerföls. Er freue sich dafür schon auf das kommende Jahr. „Ich habe Gottvertra­uen, dass es nächstes Jahr klappt“, meint er. Und: „Wenn alle wieder gesund sind, machen wir nächstes Jahr einen umso schöneren Maibaum.“

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