Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Liebes-Maibaum trotz Corona erlaubt
Dafür müssen aber bestimmte Voraussetzungen eingehalten werden
BAD SCHUSSENRIED/SCHEMMERHOFEN - Auf den Marktplätzen der Region wird er in diesem Jahr fehlen: der Maibaum. Denn das Maibaumstellen fällt unter die derzeitige Corona-Verordnung des Landes. Doch es gibt eine Möglichkeit, damit zumindest Verliebte nicht auf den privaten Liebesmaien verzichten müssen.
Seit rund 30 Jahren stellt in Bad Schussenried der Verein Brauchtumspflege Magnus-, Heimat- und Kinderfest den Maibaum. „Das ist das erste Mal, dass wir ihn nicht stellen dürfen“, erklärt Franz Mayerföls. Er ist Vorsitzender des Vereins. Derzeit dürfen sich nicht mehr als zwei Personen an einem öffentlichen Ort versammeln. Laut Mitteilung des Landratsamts ist es unter dieser Voraussetzung praktisch unmöglich, einen Maibaum aufzustellen. Mayerföls erklärt, er habe das größte Verständnis für das Verbot. „Es ist halt so“, sagt er. Daran müsse man sich halten. „Wenn jetzt jeder macht, was er will, funktioniert das nicht“, glaubt er.
Auch der Bad Schussenrieder Ordnungsamtsleiter appelliert an die Vernunft der Bevölkerung. Andreas Mutter: „Auch wenn es eine schöne Tradition ist.“Diese müsse dann eben um ein Jahr verschoben werden. Um zu kontrollieren, ob sich alle daran halten, werde in der Mainacht die Polizei auf Streife sein, sagt er. Im Übrigen dürfen in der Mainacht wie bisher Streiche gespielt werden. „Untersagt ist es nicht. Aber es muss im Rahmen der Corona-Verordnung bleiben“, sagt der Ordnungsamtsleiter.
Die Eltern hätten dabei die Aufsichtspflicht für ihre Kinder. Es gebe die Gefahr „dass sich mehrere treffen, um in der Gruppe durch die Stadt zu ziehen.“Das sei nicht erlaubt. Das bestätigt das Biberacher Landratsamt. Es gelte die Zwei-Personen-Regel, erklärt Sprecher Bernd Schwarzendorfer. Er sagt: „Ab 14 Jahren ist man strafmündig und es droht ein Bußgeld von 100 bis 1000 Euro pro Person.“
So teuer wird es auch, wenn die Polizei eine Gruppe beim Aufstellen eines Maibaums erwischt. Denn: „Letztendlich wäre das zwar auf einem Privatgrundstück“, sagt Ordnungsamtsleiter Mutter. „Aber auch hier muss man die Maßnahmen der Corona-Verordnung einhalten.“Es sei generell nicht verboten, seiner Freundin einen Maibaum zu stellen, meint er. Aber: „Die Abstände untereinander beim Aufstellen einzuhalten, wird schwierig.“Erlaubt sei das Aufstellen, wenn die Personenzahl passe und die Abstandsregeln eingehalten würden, sagt Mutter. Auch Schwarzendorfer meint: „Wer den Baum allein, mit einer anderen Person oder mit Mitgliedern des eigenen Haushalts stellt, ist auf der sicheren Seite.“In Schemmerhofen hatte die Gemeindeverwaltung im Mitteilungsblatt bereits darum gebeten, in der Mainacht zu Hause zu bleiben und auf Scherze zu verzichten. „Auch das Stellen von Maibäumen in großem Rahmen muss ja leider ausfallen. So werden auch die privaten Zuneigungsbekundungen in der Mainacht dieses Jahr ausfallen“, heißt es in der Mitteilung. Schemmerhofens Bürgermeister Mario Glaser meint dazu: das sei kein Verbot, sondern ein reiner Hinweis. Denn es habe zum Maibaumstellen bereits Anfragen im Rathaus gegeben. Das Stellen im privaten Garten sei möglicherweise zwar eine Grauzone, meint Glaser. Aber auch wenn er die Sache privat vielleicht anders sehe, sei er als Bürgermeister daran gehalten, die Corona-Verordnung durchzusetzen. Trotzdem wolle er kein Spielverderber sein oder nachträglich Maibäume kontrollieren.
„Wenn es jemand schafft, zu zweit den Baum zu stellen, dann von mir aus“, sagt Glaser. Aus eigener Erfahrung wisse er aber, dass das nicht gehe. „Die privaten Maibäume, die ich aus den vergangenen Jahren aus Schemmerhofen kenne, können nicht alleine gestellt werden“, sagt er.
Wie das doch in der Praxis umsetzbar ist, weiß Franz Mayerföls. Laut ihm muss die Tradition der Liebenden nicht ausfallen. „Das muss ja kein großer Baum sein. Da reicht eine kleine Birke von drei, vier Metern“, sagt er. „Das ist genauso schön. Die schmückt man mit schönen Farben.“
Der Corona-Verordnung komme man mit den kleineren Maibäumen nicht in die Quere. „Den kann ich allein stellen“, sagt Mayerföls. Welche Schussenrieder Liebhaber ihren Freundinnen so ein Bäumchen stellen wollen, dass wisse er aber nicht, meint er lachend. Die Verliebten könnten da recht spontan sein.
Trotzdem hofft der Vorsitzende des Brauchtumpflegevereins, dass das Jahr ohne Maibaum einmalig bliebt. „Hoffentlich“, sagt Mayerföls. Er freue sich dafür schon auf das kommende Jahr. „Ich habe Gottvertrauen, dass es nächstes Jahr klappt“, meint er. Und: „Wenn alle wieder gesund sind, machen wir nächstes Jahr einen umso schöneren Maibaum.“