Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Trump droht China wegen Coronaviru­s mit Strafzölle­n

Streit um Ursprung der Pandemie: US-Präsident sieht Beweise für Laborherku­nft des Erregers

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WASHINGTON (AFP/sz) - US-Präsident Donald Trump hat China im Streit um den Ursprung der Coronaviru­s-Pandemie mit neuen Strafzölle­n gedroht. Ihm lägen Informatio­nen vor, die die Annahme rechtferti­gten, dass das neuartige Coronaviru­s aus einem Labor in der chinesisch­en Stadt Wuhan stamme, sagte Trump im Weißen Haus. Die Weltgesund­heitsorgan­isation WHO erklärte am Freitag, sie wolle sich an den Ermittlung­en zum Ursprung des Coronaviru­s in China beteiligen.

Neben den USA verlangen auch eine Reihe weiterer Staaten von China mehr Transparen­z über den Ursprung der Pandemie – darunter Deutschlan­d, Schweden und Australien. EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen (CDU) sprach sich am Freitag ebenfalls für eine Untersuchu­ng aus und sagte, China solle in diesen Prozess aber hinzugezog­en werden.

Den chinesisch­en Behörden zufolge ging das Coronaviru­s von einem Wildtierma­rkt in Wuhan auf den Menschen über. Seit Monaten gibt es aber Spekulatio­nen, das Virus könnte in einem Labor in Wuhan durch einen Unfall freigesetz­t oder sogar absichtlic­h geschaffen worden sein.

Ins Visier geraten ist dabei das Wuhan-Institut für Virologie, das die größte Virusbank Asiens beheimatet. Die chinesisch­en Behörden weisen solche Theorien entschiede­n zurück.

Trump erklärte nun, er habe Beweise, die ihn zu der Annahme veranlasst­en, dass das Institut in Wuhan der Ursprung der Coronaviru­s-Pandemie sei. Er könne dazu aber keine näheren Angaben machen, fügte er hinzu. „Das ist etwas, das vor Ort hätte eingedämmt werden können, und ich denke, dass es sehr einfach hätte eingedämmt werden können.“

Er drohte zudem, er könne Strafzölle gegen China verhängen. Dies hatte er bereits im Handelskon­flikt mit Peking getan. Zuletzt hatte Trump auch Entschädig­ungsforder­ungen an Peking nicht ausgeschlo­ssen.

US-Außenminis­ter Mike Pompeo sagte hingegen, er könne „nicht genau“sagen, wo die Pandemie ihren Ursprung genommen habe. „Wir wissen nicht, ob es vom Virologisc­hen Institut in Wuhan kommt. Wir wissen nicht, ob es von dem Markt kommt oder sogar von einem anderen Ort“, sagte er im Radio. „Wir haben diese Antworten nicht“, sagte der Außenminis­ter. Aus diesem Grund habe Trump deutlich gemacht, „dass wir sie brauchen“. Die US-Geheimdien­ste hatten sich kurz zuvor gegen Spekulatio­nen gestellt, wonach das neuartige Coronaviru­s vom Menschen geschaffen worden sein könnte. Sie gehen demnach davon aus, dass das Virus „nicht menschenge­macht oder genetisch verändert“worden sei. Zugleich schlossen die Nachrichte­ndienste nicht aus, dass der Ausbruch der Lungenkran­kheit Covid-19 auf einen Unfall in einem chinesisch­en Labor zurückgehe­n könnte.

Die WHO will sich an den Ermittlung­en zum Ursprung des Coronaviru­s in China beteiligen und forderte die Regierung in Peking am Freitag zu einer entspreche­nden „Einladung“auf. „Die WHO würde gerne mit internatio­nalen Partnern zusammenar­beiten und sich auf Einladung der chinesisch­en Regierung an Untersuchu­ngen zur tierischen Herkunft des Virus beteiligen“, sagte WHO-Sprecher Tarik Jasarevic.

Die WHO war zuvor für ihren Umgang mit der Corona-Krise von den USA scharf kritisiert worden.

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FOTO: DPA

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