Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Aufwendig an die Datenautobahn
Uttenweiler unternimmt den nächsten Schritt im Breitbandausbau
UTTENWEILER - Im gesamten Gemeindegebiet von Uttenweiler sollen die weißen Flecken abseits der Datenautobahnen verschwinden. Jedes Unternehmen und jeder Haushalt soll perspektivisch mindestens 30 Megabit Datengeschwindigkeit per Glasfaser haben können. So lautete der Grundsatzbeschluss vom November. Das kostet 5,3 Millionen Euro, für 118 mögliche Anschlüsse. Also im Schnitt 45 000 Euro pro getilgtem weißem Flecken.
Eine Auffahrt auf die Datenautobahn ist ein zentraler Faktor der Wirtschaftsförderung, und die Fördermittel
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„gibt’s jetzt“, erläuterte Bürgermeister Werner Binder vorigen Montag dem Gemeinderat. Sprich: irgendwann nicht mehr, lieber mitnehmen. Allein der Bund hat insgesamt 2,2 Millionen Euro zugesagt. Der Antrag beim Land läuft. Er sei also „dafür“, sagte Binder, „aber die andere Seite muss man auch sehen.“Der Bürgermeister sieht die Aufwandshöhe kritisch, deutete er an. Der Part der Gemeinde wäre zunächst, Leer-Hauptrohre mitzuverlegen, wenn sie etwa ohnehin das Kanalnetz saniert oder wie jetzt in Dentingen Gas verlegt wird.
„Die Politik zwingt uns das auf“, kritisierte Binder, „aber das wäre eigentlich Aufgabe der Telekommunikationsunternehmen. Das ist keine Pflichtaufgabe der Gemeinde.“Zu diesen zählt der Rathauschef Wasser und Abwasser, Schulen und Kindergärten. Die Telekoms dieser Welt machen gerne in Metropolen Glasfaser, da kostet es pro Anschluss am wenigsten. Um den ländlichen Raum machen sie einen Bogen.
Schon die Planung des Glasfasernetzes wird über 221 000 Euro kosten. Daher muss sie EU-weit ausgeschrieben werden. Das „überfordert die Gemeinde rechtlich“, gab Werner Binder unumwunden zu. Schließlich will man sich keine
Verfahrensrügen unterlegener Bewerber einhandeln, die das Vorhaben empfindlich verzögern könnten. Also beauftragte der Rat die Stuttgarter Anwaltskanzlei Iuscomm, die Ausschreibung zu betreuen. Allein dies kostet knapp 11 000 Euro netto, ohne Ortstermine und Auslagen. „Bürokratismus“, schimpfte ein Gemeinderat, der dann aber wie seine Kollegen auch in den sauren Apfel biss.
Iuscomm ist in Uttenweiler „bestens bekannt“, so der Bürgermeister: Es hat schon die Ausschreibung des Netzbetriebs 2018 betreut. Den hat jetzt die EnBW-Konzerngesellschaft Netcom inne.