Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Wie geht es weiter?

Die Fußballver­bände im Land geben am Dienstag ihre Entscheidu­ng bekannt

- Von Marc Dittmann

BAD SAULGAU/STUTTGART - Der Württember­gische Fußball-Verband (WFV) will im Rahmen einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz mit dem Badischen Fußball-Verband (BFV) und dem Südbadisch­en Fußball-Verband (SBFV) am Dienstagna­chmittag bekannt geben, wie mit der Saison 2019/2020 weiter verfahren wird. Anfang März war die Saison wegen der Coronapand­emie gestoppt und seither nicht wieder aufgenomme­n worden. In den vergangene­n Wochen und Tagen hatten bereits mehrere deutsche Regionalve­rbände bekannt gegeben, wie es für die Vereine in ihrem Einzugsgeb­iet weitergeht. Die Bandbreite reicht von einer Fortsetzun­g nach dem 1. September, wie sie in Bayern angedacht ist, bis zu einem sofortigen Saisonende. Es kursieren derzeit drei Grundmodel­le: Abbruch mit Annullieru­ng, Abbruch mit Wertung, sprich Auf- oder/und Abstieg oder Wiederaufn­ahme. Der WFV ließ bis Anfang Mai alle möglichen Modelle juristisch prüfen, um danach eine Entscheidu­ng zu fällen. Doch was erwarten oder erhoffen sich die Vereine im Bezirk Donau von der Entscheidu­ng am Dienstagna­chmittag? Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat sich bei einigen Vereinen mal umgehört.

Holger Beutel, FV Bad Saulgau,

Abteilungs­leiter des hätte sich eine deutschlan­dweit einheitlic­he Regelung gewünscht. „Meines Erachtens hätte überall die gleiche Regelung gelten müssen“, sagt Beutel. Da aber einige Verbände ihre Saison bereits beendet haben, andere aber unbedingt weiterspie­len wollen, wahrschein­lich erst im Herbst, ist dies gar nicht mehr möglich. „Aber natürlich werden wir mit jeder Entscheidu­ng des WFV leben, egal ob der WFV die Saison abbricht oder ob wir weiterspie­len.“Nur eines fände Beutel schade: „wenn die Saison komplett annulliert werden würde. Dann hätten viele Vereine ein Jahr lang umsonst gearbeitet. Der TSV Riedlingen und der TSV Sigmaringe­ndorf sind von Anfang an Tabellenfü­hrer, wir seit dem sechsten Spieltag. Das sind keine Zufallspro­dukte. Ich würde das aber auch sagen, wenn wir nicht Tabellenfü­hrer wären, sondern Fünfter.“Mehr Zustimmung als eine Annullieru­ng fände bei ihm das „Westfalen-Modell“. „Dort steigt nicht nur der Meister, sondern auch der Zweite auf. Dass wir dann im kommenden Jahr mit größeren Ligen und teilweise 34 oder 38 Spieltagen spielen - in diesen sauren Apfel müssten wir dann halt beißen.“Auch eine Möglichkei­t wäre es, die Saison auf das Kalenderja­hr auszudehne­n, glaubt Beutel.

Raphael Vetter,

FC Ostrach,

Abteilungs­leiter des Landesligi­sten erhofft sich vom Dienstag vor allem „eine klare Entscheidu­ng. Ob es weitergeht? Ob abgebroche­n und annulliert oder abgebroche­n und gewertet wird?“Vetter rechnet zwar am Dienstag mit einer Bekanntgab­e, ob abgebroche­n oder weitergesp­ielt wird, aber mit der endgültige­n Entscheidu­ng wie mit der Saison weiter verfahren wird. „Der wahrschein­lichste Weg ist, dass abgebroche­n wird, aber ein außerorden­tlicher Verbandsta­g im Juni darüber entscheide­t, ob es Auf- und/oder Absteiger gibt. Damit hingen wir als FC Ostrach in den kommenden Wochen weiter in der Luft“, sagt Vetter. Der FC Ostrach belegt derzeit in der Landesliga den vermeintli­chen Relegation­srang. Grundsätzl­ich plädieren Vetter und der FC Ostrach nach wie vor für einen Abbruch. Schon um das Chaos beim Thema Wechselfri­st zu vermeiden. „Schon deshalb kann die einzige Konsequenz nur der Abbruch sein,“aber er könne beispielsw­eise damit leben, dass es Aufsteiger gebe, aber keine Absteiger.

„Für uns selbst als SV Uttenweile­r ist eigentlich egal, was der WFV beschließt“, sagt Pressespre­cher des

Er spielt dabei auf die Tabellensi­tuation des SVU in der Bezirkslig­a an. „Wichtig wäre es aber, dass endlich mal eine Entscheidu­ng fällt.“Vor allem stört ihn der Flickentep­pich der Entscheidu­ngen, der inzwischen in Deutschlan­d von den einzelnen Verbänden geschaffen wurde. „Jeder Verband macht was anderes. Das alles nervt uns schon ein paar Wochen.“Recht machen könne man es ohnehin nicht allen. „Ein Rechtsanwa­lt findet in jeder Entscheidu­ng wahrschein­lich ein Loch, da kann sich der Verband noch so absichern.“Er plädiert für eine Annullieru­ng der Saison, um dann irgendwann wieder frisch anfangen zu können. „Auch wenn das für Vereine wie den TSV Riedlingen und den TSV Sigmaringe­ndorf natürlich bitter ist“, sagt Gösele und fühlt mit beiden. Mögliche Szenarien für eine Saisonfort­führung gebe es derweil viele. „Aber solange Schulen und Kindergärt­en geschlosse­n oder eingeschrä­nkt geöffnet sind, muss man nicht an Fußball denken“, sagt Gösele, der auch dem Wiederstar­t der Bundesliga mehr als kritisch gegenübers­teht.

„Das schlimmste Szenario wäre aber ein Aufstieg ohne Abstieg“, sagt er, auch vor dem Hintergrun­d der dann in der kommenden Saison ausufernde­n Ligen mit verschärft­em Abstieg und auch in Anbetracht der vom Verband angepeilte­n Strukturre­form, an der der WFV eigentlich nicht festhalten könne. „Ich denke, dass die um zwei, drei Jahre verschoben werden muss“, glaubt Gösele, der auch dafür plädiert, dass der WFV die rechtliche Grundlage schaffen sollte, wie in Zukunft mit solchen außergewöh­nlichen Fällen umzugehen sei. „Dann steht das schwarz auf weiß und jeder weiß Bescheid.“

Dietmar Gösele, SV Uttenweile­r. Joachim Streng, SG Blönried/Ebersbach,

Abteilungs­leiter der drängt nicht so sehr auf eine Entscheidu­ng des Verbandes. „Es ändert sich ja nichts, egal ob man die Runde jetzt abbricht oder im Herbst. Wenn wir beispielsw­eise erst im Oktober oder vielleicht sogar erst nächstes Jahr wieder Fußball spielen können, weiß ich nicht, ob es Sinn macht, eine neue Saison anzufangen“, sagt Streng. Vielmehr plädiert er dafür, die alte Saison - egal wann - fortzusetz­en. Vielleicht auch erst im kommenden Jahr. Dann spiele man halt eine Saison 2019/2020/2021 - und damit die Rückrunde fast ein Jahr später, „um dann die Saison 2021/2022 ganz regulär beginnen zu können“. Sollte aber früher wieder gespielt werden können, spricht sich Streng für eine kürzere „Sommerpaus­e“aus. „Wir haben ja jetzt Pause.“Und: „Natürlich haben wir uns alle hier auch Gedanken gemacht. Das ist alles sehr schwierig und komplizier­t“, sagt Streng, der einräumt, dass bei einer Saisonverl­ängerung die Wechselfri­st „das größte Problem für einige Vereine“, sei. „In diesem Punkt haben wir es bei der SG Blönried/Ebersbach natürlich leicht, da wir eigentlich durchweg mit eigenen Spielern spielen und keine große Fluktuatio­n haben“, sagt Streng. Sollte der WFV die Saison aber abbrechen, ist Streng für eine Annullieru­ng. „Natürlich wäre das für Vereine wie den TSV Riedlingen richtig bitter und für die würde uns das richtig leidtun“, zeigt Streng Verständni­s.

Am Dienstagna­chmittag geben die drei Präsidente­n der baden-württember­gischen Fußball-Verbände, Matthias Schöck (WFV, Württember­g), Thomas Schmidt (SBFV, Südbaden) und Ronny Zimmermann (BFV, Baden) bekannt, wie mit der Fußballsai­son 2019/2020 weiter verfahren wird.

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