Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Wie geht es weiter?
Die Fußballverbände im Land geben am Dienstag ihre Entscheidung bekannt
BAD SAULGAU/STUTTGART - Der Württembergische Fußball-Verband (WFV) will im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Badischen Fußball-Verband (BFV) und dem Südbadischen Fußball-Verband (SBFV) am Dienstagnachmittag bekannt geben, wie mit der Saison 2019/2020 weiter verfahren wird. Anfang März war die Saison wegen der Coronapandemie gestoppt und seither nicht wieder aufgenommen worden. In den vergangenen Wochen und Tagen hatten bereits mehrere deutsche Regionalverbände bekannt gegeben, wie es für die Vereine in ihrem Einzugsgebiet weitergeht. Die Bandbreite reicht von einer Fortsetzung nach dem 1. September, wie sie in Bayern angedacht ist, bis zu einem sofortigen Saisonende. Es kursieren derzeit drei Grundmodelle: Abbruch mit Annullierung, Abbruch mit Wertung, sprich Auf- oder/und Abstieg oder Wiederaufnahme. Der WFV ließ bis Anfang Mai alle möglichen Modelle juristisch prüfen, um danach eine Entscheidung zu fällen. Doch was erwarten oder erhoffen sich die Vereine im Bezirk Donau von der Entscheidung am Dienstagnachmittag? Die „Schwäbische Zeitung“hat sich bei einigen Vereinen mal umgehört.
Holger Beutel, FV Bad Saulgau,
Abteilungsleiter des hätte sich eine deutschlandweit einheitliche Regelung gewünscht. „Meines Erachtens hätte überall die gleiche Regelung gelten müssen“, sagt Beutel. Da aber einige Verbände ihre Saison bereits beendet haben, andere aber unbedingt weiterspielen wollen, wahrscheinlich erst im Herbst, ist dies gar nicht mehr möglich. „Aber natürlich werden wir mit jeder Entscheidung des WFV leben, egal ob der WFV die Saison abbricht oder ob wir weiterspielen.“Nur eines fände Beutel schade: „wenn die Saison komplett annulliert werden würde. Dann hätten viele Vereine ein Jahr lang umsonst gearbeitet. Der TSV Riedlingen und der TSV Sigmaringendorf sind von Anfang an Tabellenführer, wir seit dem sechsten Spieltag. Das sind keine Zufallsprodukte. Ich würde das aber auch sagen, wenn wir nicht Tabellenführer wären, sondern Fünfter.“Mehr Zustimmung als eine Annullierung fände bei ihm das „Westfalen-Modell“. „Dort steigt nicht nur der Meister, sondern auch der Zweite auf. Dass wir dann im kommenden Jahr mit größeren Ligen und teilweise 34 oder 38 Spieltagen spielen - in diesen sauren Apfel müssten wir dann halt beißen.“Auch eine Möglichkeit wäre es, die Saison auf das Kalenderjahr auszudehnen, glaubt Beutel.
Raphael Vetter,
FC Ostrach,
Abteilungsleiter des Landesligisten erhofft sich vom Dienstag vor allem „eine klare Entscheidung. Ob es weitergeht? Ob abgebrochen und annulliert oder abgebrochen und gewertet wird?“Vetter rechnet zwar am Dienstag mit einer Bekanntgabe, ob abgebrochen oder weitergespielt wird, aber mit der endgültigen Entscheidung wie mit der Saison weiter verfahren wird. „Der wahrscheinlichste Weg ist, dass abgebrochen wird, aber ein außerordentlicher Verbandstag im Juni darüber entscheidet, ob es Auf- und/oder Absteiger gibt. Damit hingen wir als FC Ostrach in den kommenden Wochen weiter in der Luft“, sagt Vetter. Der FC Ostrach belegt derzeit in der Landesliga den vermeintlichen Relegationsrang. Grundsätzlich plädieren Vetter und der FC Ostrach nach wie vor für einen Abbruch. Schon um das Chaos beim Thema Wechselfrist zu vermeiden. „Schon deshalb kann die einzige Konsequenz nur der Abbruch sein,“aber er könne beispielsweise damit leben, dass es Aufsteiger gebe, aber keine Absteiger.
„Für uns selbst als SV Uttenweiler ist eigentlich egal, was der WFV beschließt“, sagt Pressesprecher des
Er spielt dabei auf die Tabellensituation des SVU in der Bezirksliga an. „Wichtig wäre es aber, dass endlich mal eine Entscheidung fällt.“Vor allem stört ihn der Flickenteppich der Entscheidungen, der inzwischen in Deutschland von den einzelnen Verbänden geschaffen wurde. „Jeder Verband macht was anderes. Das alles nervt uns schon ein paar Wochen.“Recht machen könne man es ohnehin nicht allen. „Ein Rechtsanwalt findet in jeder Entscheidung wahrscheinlich ein Loch, da kann sich der Verband noch so absichern.“Er plädiert für eine Annullierung der Saison, um dann irgendwann wieder frisch anfangen zu können. „Auch wenn das für Vereine wie den TSV Riedlingen und den TSV Sigmaringendorf natürlich bitter ist“, sagt Gösele und fühlt mit beiden. Mögliche Szenarien für eine Saisonfortführung gebe es derweil viele. „Aber solange Schulen und Kindergärten geschlossen oder eingeschränkt geöffnet sind, muss man nicht an Fußball denken“, sagt Gösele, der auch dem Wiederstart der Bundesliga mehr als kritisch gegenübersteht.
„Das schlimmste Szenario wäre aber ein Aufstieg ohne Abstieg“, sagt er, auch vor dem Hintergrund der dann in der kommenden Saison ausufernden Ligen mit verschärftem Abstieg und auch in Anbetracht der vom Verband angepeilten Strukturreform, an der der WFV eigentlich nicht festhalten könne. „Ich denke, dass die um zwei, drei Jahre verschoben werden muss“, glaubt Gösele, der auch dafür plädiert, dass der WFV die rechtliche Grundlage schaffen sollte, wie in Zukunft mit solchen außergewöhnlichen Fällen umzugehen sei. „Dann steht das schwarz auf weiß und jeder weiß Bescheid.“
Dietmar Gösele, SV Uttenweiler. Joachim Streng, SG Blönried/Ebersbach,
Abteilungsleiter der drängt nicht so sehr auf eine Entscheidung des Verbandes. „Es ändert sich ja nichts, egal ob man die Runde jetzt abbricht oder im Herbst. Wenn wir beispielsweise erst im Oktober oder vielleicht sogar erst nächstes Jahr wieder Fußball spielen können, weiß ich nicht, ob es Sinn macht, eine neue Saison anzufangen“, sagt Streng. Vielmehr plädiert er dafür, die alte Saison - egal wann - fortzusetzen. Vielleicht auch erst im kommenden Jahr. Dann spiele man halt eine Saison 2019/2020/2021 - und damit die Rückrunde fast ein Jahr später, „um dann die Saison 2021/2022 ganz regulär beginnen zu können“. Sollte aber früher wieder gespielt werden können, spricht sich Streng für eine kürzere „Sommerpause“aus. „Wir haben ja jetzt Pause.“Und: „Natürlich haben wir uns alle hier auch Gedanken gemacht. Das ist alles sehr schwierig und kompliziert“, sagt Streng, der einräumt, dass bei einer Saisonverlängerung die Wechselfrist „das größte Problem für einige Vereine“, sei. „In diesem Punkt haben wir es bei der SG Blönried/Ebersbach natürlich leicht, da wir eigentlich durchweg mit eigenen Spielern spielen und keine große Fluktuation haben“, sagt Streng. Sollte der WFV die Saison aber abbrechen, ist Streng für eine Annullierung. „Natürlich wäre das für Vereine wie den TSV Riedlingen richtig bitter und für die würde uns das richtig leidtun“, zeigt Streng Verständnis.
Am Dienstagnachmittag geben die drei Präsidenten der baden-württembergischen Fußball-Verbände, Matthias Schöck (WFV, Württemberg), Thomas Schmidt (SBFV, Südbaden) und Ronny Zimmermann (BFV, Baden) bekannt, wie mit der Fußballsaison 2019/2020 weiter verfahren wird.