Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Zum Schießen
Bogenschießen ist eine der meist unterschätzten Sportarten der Welt – und eine mit rasantem Wachstum. Immer mehr Menschen schießen mit dem Pfeil, sogar Amor, gerade zu CoronaZeiten erinnern sich immer mehr an die Ursprünge der Menschheit. Wie war das noch vor der Globalisierung, als wir die Gazellen vor uns mit Pfeil und Bogen erlegten, statt beim Discounter unserer Wahl für 99 Cent acht Saitenwürstla zu hamstern?
Nun, Bogenschießen ist eben etwas mühsamer. Die meisten Sportreporter kommen damit nur bei Olympischen Spielen in Kontakt, weil am ersten Tag sonst nichts los ist. Also berichten sie plötzlich über Südkoreas Topschützen und müssen mit ihren Chefs zu Hause heftige Kämpfe ausfechten, weil die natürlich lieber etwas über die FußballBundesliga lesen würden. Aber Bogenschießen ist besser, auch für den Rücken, und für die innere Mitte. Es gibt sogar Therapeutisches Bogenschießen, so wie es Therapeutisches Reiten gibt. Vom Therapeutischen Elfmeterschießen hat dagegen noch niemand etwas gehört. Für Menschen, die Adrenalinkicks brauchen, ist Bogenschießen natürlich nichts. Es lebt von Anspannung, von Entspannung.
Dass nun auch das älteste Sportereignis der Welt abgesagt wurde, der seit 347 Jahren ausgetragene Bogenschießcontest „Ancient Silver Arrow“im Norden Englands – ausschließlich für Männer ab 21 Jahren –, macht uns deshalb überhaupt nichts aus. Wir bleiben entspannt, spannen den Bogen und schauen, dass nichts verspannt. (zak)