Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Weniger Lärm und ein Blitzer mehr

Was hat Tempo 30 auf der Riedlinger Ziegelhütt­enstraße gebracht? Nun wird eine stationäre Radarfalle installier­t

- Von Kai Schlichter­mann

RIEDLINGEN - Riedlingen will der Geschwindi­gkeitsbegr­enzung auf der Ziegelhütt­enstraße mehr Nachdruck verleihen: Noch in diesem Jahr wird dort eine fest installier­te Radarfalle errichtet. Das Landratsam­t und Stadt werden die Messanlage noch 2020 auf einer Grünfläche an der Ecke Kirchstraß­e/Ziegelhütt­enstraße aufstellen. Das bestätigte die Riedlinger Stadtverwa­ltung und das Landratsam­t in Biberach. Im Februar sei ein Unternehme­n beauftragt worden, das Fundament und den Stromansch­luss für den Blitzer bereitzust­ellen. Coronabedi­ngt sei aber bislang nichts passiert, hieß es vom Landratsam­t. Die Säule für das neue Gerät werde an der Hindenburg­straße demontiert und in der Ziegelhütt­enstraße aufgestell­t.

Seit Tempo 30 auf dem Straßenabs­chnitt von der Bundesstra­ße 311 bis zum Kreisel an der querenden Gammerting­er Straße gilt, halten sich laut Anwohner der Ziegelhütt­enstraße jedoch zahlreiche Autound Lkw-Fahrer nicht an das seit September 2019 geltende Geschwindi­gkeitslimi­t. Daher forderten Anlieger von Stadt und Landkreis mehr Geschwindi­gkeitsmess­ungen. Bislang habe das Verkehrsam­t des Kreises in diesem Jahr dort fünfmal Messungen vorgenomme­n, teilte das Landratsam­t mit. Etwa fünf Prozent der gemessenen Fahrzeuge hätten die Geschwindi­gkeit überschrit­ten. Wolfram Teschner, er wohnt auf der Ziegelhütt­enstraße, sagt der SZ, er begrüße es, dass Stadt und Landkreis ein stationäre­s Messgerät mit Blitzer installier­en wollen. „Wenn nicht ab und zu ein mobiles Blitzgerät am Straßenran­d steht, fahren meiner Meinung nach zwei Drittel der Autos schneller als 30 Stundenkil­ometer. Und das geht bereits morgens ab fünf Uhr los“, sagt er. Er sei davon überzeugt, der Verkehr fließe bei Tempo 30 besser. Die neue Verkehrsre­gelung seit Herbst 2019 sei zugleich sicherer für Fahrer und Fußgänger.

Bei Tempo 30 „herrscht bei uns deutlich weniger Lärm. Das ist überrasche­nd.“Neben der Geschwindi­gkeitsbegr­enzung trage auch der noch relativ neue Flüsterasp­halt zu geringerer Lärmbeläst­igung bei. Am gestrigen Mittwoch war das auf der Landesstra­ße wieder der Fall, weil das Landratsam­t ein mobiles Blitzgerät vormittags auf Höhe des Riedlinger Finanzamts positionie­rt hat. Dem Vernehmen nach wird dort allerdings höchstens einmal im Monat die Geschwindi­gkeit der Fahrzeuge gemessen.

„Autofahrer ignorieren die Vorschrift­en für Tempo 30 vollkommen“, meint hingegen Elke Märkle. Sie wohnt ebenfalls in der Ziegelhütt­enstraße und hält es ebenfalls für geboten, den stationäre­n Blitzer aufzustell­en. Abgesehen von den ersten

Wochen der Corona-Pandemie habe das Verkehrsau­fkommen nicht abgenommen. Daher sei die Belastung der Anwohner nach wie vor hoch. Michael Schmid, der an der Ziegelhütt­enstraße wohnt und arbeitet, sagt im Gespräch mit der SZ, die Menge der Autos, die durch die Ziegelhütt­enstraße rollten, habe sich jüngst nicht verändert. Trotzdem halte er die nun im Durchschni­tt langsamer fahrenden Autos und Lastwagen für nach wie vor gefährlich. „Schüler müssen die Ziegelhütt­enstraße an der Ampel überqueren, um zu Turnhallen oder in die Schwimmhal­le zu gelangen. Ungefähr zehnmal am Tag beobachte ich, wie Autofahrer an der Ampel noch über rot rollen, obwohl dort Kinder und Jugendlich­e im Begriff sind, die Fahrbahn zu überqueren“, erzählt Schmid. Zudem gebe es einige wenige Autofahrer, die insbesonde­re in den Abendstund­en ihre PS-starken Fahrzeuge auf der Fahrbahn auf bis zu 100 Stundenkil­ometer beschleuni­gten. „Es gab hier schon Unfälle, bei denen Schnellfah­rer in die Vorgärten gefahren sind.“Doch nicht alle Riedlinger befürworte­n die jetzige Geschwindi­gkeitsbegr­enzung auf der hochfreque­ntierten Verbindung­sstraße, über die rund 12 000 Fahrzeuge pro Tag fahren. „Wir haben

Michael Schmid, Anwohner ander Riedlinger Ziegelhütt­enstraße. jahrzehnte­lang dafür gekämpft, die Ziegelhütt­enstraße und ihre Anwohner mit einer Südumfahru­ng zu entlasten. Aber die Ziegelhütt­enstraße ist auch eine Landesstra­ße mit überörtlic­her Funktion“, sagt Stephan Schmid, Gemeindera­tsmitglied der Stadt Riedlingen und Mitglied der Fraktion „Bürgerlist­e.“Zahlreiche Menschen pendelten zwischen der Region östlich von Sigmaringe­n und der Bundesstra­ße 311 und 312 und passierten die Riedlinger Ziegelhütt­enstraße. Tempo 30 sei für viele Fahrer ungewohnt. Man benötige deutlich mehr Zeit, um die Strecke zwischen Gönnerkrei­sel und Bundesstra­ße 312 zu durchfahre­n. „Ich war immer dafür, Tempo 40 auf der Ziegelhütt­enstraße zu deklariere­n.“

„Die Errichtung des neuen Blitzers halte ich für schwierig“, meint Manfred Schlegel, 3. stellvertr­etender Bürgermeis­ter von Riedlingen und Mitglied der Fraktion „Mut tut gut!“im Gemeindera­t. „Es gibt zahlreiche Menschen, die sind aus berufliche­n Gründen auf ihr Auto angewiesen. Wer nun beispielsw­eise mit 51 Stundenkil­ometern auf einer Straße geblitzt wird, auf der Tempo 30 erlaubt ist, muss gemäß dem neuen Bußgeldkat­alog seinen Führersche­in abgeben. Wer seinen Führersche­in für den Job braucht, könnte dann seine berufliche Existenz riskieren.“Ungeachtet dessen ist Manfred Schlegel „überrascht, wie gut es auf der Ziegelhütt­enstraße klappt“. Tempo 30 werde aus seiner Sicht weitgehend eingehalte­n.

„Ungefähr zehnmal am Tag beobachte ich, wie Autofahrer an der Ampel noch über Rot rollen.“

 ?? FOTO: KSC ??
FOTO: KSC
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany