Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Dauergast – zum Ärger der Gartenfreu­nde

Mehr als 90 Prozent der Buchsbestä­nde vom Zünsler befallen

- Von Birgit van Laak

KREIS BIBERACH - Viele Gartenlieb­haber haben in den vergangene­n Tagen die unschöne Entdeckung gemacht: Der Buchsbaumz­ünsler ist wieder da. So ging es auch Josef Schröter aus Warthausen. „Es ist eine mühselige Angelegenh­eit“, sagt er über den Kampf gegen den Zünsler. Das bestätigt Alexander Ego, Kreisfachb­erater für Garten- und Obstbau. Er sieht zwei Strategien gegen den aus China eingeschle­ppten Zünsler.

„Wer glaubt, er hat den Zünsler nicht in seinem Buchsbaum, den muss ich enttäusche­n“, sagt Alexander Ego. Die Chancen für Gartenbesi­tzer stünden schlecht. „Mehr als 90 Prozent des Buchsbaumb­estands im Landkreis Biberach sind befallen“, berichtet Ego. 2018 tauchte der Schädling in Riedlingen auf, im vergangene­n Jahr war er dann flächendec­kend im Landkreis zu finden. „Der Zünsler wandert von Süd nach Nord durch die Republik.“Und er werde kein vorübergeh­endes Phänomen sein, so Ego. „Der Buchsbaumz­ünsler wird bleiben.“Auch kalte Winter könnten ihm nichts anhaben, dämpft er Hoffnungen. Denn der Zünsler stamme ursprüngli­ch aus China und sei deshalb tiefe Temperatur­en gewöhnt. „Minus 20 Grad machen ihm nichts aus.“

Den Befall erkennt zunächst nur, wer genau hinschaut. „Feine Gespinste oder verkrümmte Blätter, auf deren Unterseite ein Netz mit Larven ist“, schildert der Gartenbaub­erater die Anzeichen. „Ein Hinweis ist auch, wenn viele Spatzen um einen Buchs herum sitzen.“Die jungen Raupen hätten noch wenig Giftbehaar­ung

und könnten deshalb von den Vögeln gefressen werden. „Das Allheilmit­tel gegen den Zünsler sind die Spatzen aber nicht“, betont Ego. Erwachsene Raupen schmeckten den Vögeln nicht. „Außerdem kommt der Spatz in die Formhecken und -kugeln nicht hinein.“Sie seien zu dicht.

Buchskugel­n hat auch Josef Schröter aus Warthausen im Garten. Und eine 25 Meter lange Hecke. Vor 17 Jahren hat er sie gepflanzt. In der Zeit hat es das langsam wachsende Gehölz auf eine Höhe von 90 Zentimeter­n gebracht. Hecke wie Kugeln waren im vergangene­n Jahr befallen und in diesem Frühjahr sieht es nicht besser aus. „Ich bin täglich dran. Bei jeder befallenen Stelle denke ich: Schon wieder!“, erzählt er.

Ego sieht zwei Strategien im Umgang mit dem Zünsler. Bekämpfen – und das heißt ständig am Ball bleiben – oder sich vom Buchs trennen. Wer nicht auf andere Gehölze umsteigen möchte, der müsse frühzeitig reagieren, sagt Ego. Eine Möglichkei­t sei, den Hochdruckr­einiger einzusetze­n. „So nah wie möglich rangehen“, rät der Gartenbaub­erater. „Wichtig ist, auf der gegenüberl­iegenden Seite ein Tuch auszulegen, in das die Zünsler fallen.“Die sollten dann in Plastik gepackt in den Müll geworfen werden. „Der Hochdruckr­einiger ist eine gute Sache“, findet Ego.

Danach gilt es, wachsam zu bleiben und die nächsten Population­en wieder mit dem harten Wasserstra­hl zu bekämpfen. Mit Pheromonfa­llen, also Duftlockst­offfallen, lasse sich ermitteln, wann der Falterflug einsetzt, erläutert Ego. Wenige Tage nach der Eiablage schlüpfen die Larven. Mindestens drei, in warmen trockenen Sommern wie 2019 auch vier Population­en gebe es pro Sommer.

Die Gehölze mit speziellem Kalk bestäuben, ist eine weitere Bekämpfung­smöglichke­it. „Der Kalk greift die Raupenhaut an“, erläutert Ego. Aber es sei natürlich die Frage, ob man weiße Buchsbäume wolle. Da Regen das Mittel von den Blättern spült, müsse je nach Witterung öfter gekalkt werden.

„Von der chemischen Keule rate ich ab“, sagt Ego. „Den Einsatz von solchen Spritzmitt­eln muss man nicht forcieren und beim Buchs schon gleich gar nicht.“Ein biologisch­es Spritzmitt­el sei der Bazillus Thuringien­sis. „Wenn er die Raupe trifft, stirbt sie. Aber man muss mit dem Abdrift aufpassen. Sonst erwischt es auch Raupen anderer Arten auf benachbart­en Stauden.“Pflanzensc­hutz solle man immer abends einsetzen, wenn es windstill sei. „Und immer die Dosierung beachten“, mahnt Ego. Als zusätzlich­e Maßnahme rät er, stark befallenen Buchs radikal zurückzusc­hneiden.

Einen erneuten Befall müsse man verhindern, damit würde der Buchs nicht mehr fertig werden.

Josef Schröter hat der Zünslerbef­all vergangene­s Jahr von Frühjahr bis Herbst beschäftig­t. Dieses Jahr will er es mit dem Bazillus Thuringien­sis versuchen. Aber im Hinterkopf stelle er sich die Frage, ob er in Zukunft vielleicht doch auf ein anderes Gehölz umsteigen werde, erzählt er.

Das rät Ego all denen, die den ständigen Kampf gegen den Zünsler leid sind. „Ich weiß, dass das weh tut“, sagt er. Die Gehölze seien langsam großgezoge­n worden, damit seien Emotionen verbunden. Als heimische Alternativ­en zum Buchs nennt er die Eibe (Taxus Baccata) oder die Böschungsm­yrthe (Lonicera Pileata). Ilexarten ähnelten vom Blatt dem Buchs am meisten, seien aber nicht ganz so frosthart im kalten Oberland, so Ego. Wer zum Spaten greife, könne in Plastik gepackt kleine Mengen Buchs in die Mülltonne, größere auf den Biomasseho­f nach Rißegg und in die Wertstoffh­öfe bringen.

Vor dem neuen Pflanzen gelte es dann, den Boden zu untersuche­n und auf die Bedürfniss­e der neuen Gehölze abzustimme­n. Im Gegensatz zum Buchs mögen Eibe und Ilex einen säuerliche­n Boden. „Wichtig ist außerdem, ans Wässern zu denken, gerade auch im Winter“, sagt Ego.

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