Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Wie Unlingens Rat künftig digital tagt
Elektronischer Versand von Sitzungsunterlagen und Videokonferenzen auf Tablets
UNLINGEN - Die Corona-Beschränkungen beschleunigen auch in der Kommunalpolitik die Digitalisierung: Der Gemeinderat stimmte dafür, auf fünf Jahre für jedes Mitglied Tablets von Microsoft, Typ Surface Go, zu leasen. Mit diesen mobilen Flachcomputern können die Räte Videokonferenzen abhalten, und das Rathaus kann Dokumente als PDF-Dateien per Klick elektronisch versenden statt auf Papier.
Das Gremium entschied sich für das entsprechende Angebot des Bad Saulgauer Unternehmens All4IT. Es beläuft sich auf gut 20 000 Euro netto. Darin ist alles inklusive: die Hardware, die Einrichtung und Pflege sowie die Lizenzen für das Betriebssystem Windows 10 – allein, das Angebot gilt für 30 Stunden geschätzten Aufwand, aber letztlich wird die tatsächliche Stundenzahl abgerechnet – ein normaler Vorgang.
Bürgermeister-Amtsverweser Gerhard Hinz begründete den Schritt in der ersten Gemeinderatssitzung unter seiner Leitung damit, die Tablets sollten virtuelle Ratssitzungen per Videokonferenz auf einer einheitlichen informationstechnischen Basis ermöglichen, einen spontaneren Austausch mit und in dem Gremium erleichtern, auch nach Corona, und „den Belegfluss und Dokumentenversand vereinfachen“. Ein sogenanntes Ratsinformationssystem, das andernorts Suchen nach Stichworten erlaubt und Überblicke über die Beschlusslage ermöglicht, solle später dazukommen. „Die Videokonferenzen sollen die Umläufe ersetzen“, sagte der „Amtsverweser mit dem Titel Bürgermeister“mit Blick auf die schriftlichen Ratsentscheidungen seit Corona. Entsprechende Regelungen würden derzeit auf den Weg gebracht. Auf den Einwand von Klaus Hägele, er wolle weiter Präsenz-Sitzungen haben – „Corona kann da nicht die Leitlinie sein“–, ging der neue Rathauschef so ein: Die TabletKonferenzen sollten die Plenarsitzungen nicht ersetzen. Diese Zusicherung beruhigte Martin Schmid: „Ich will den Kollegen in die Augen gucken!“Roland Maier hielt es mit Bezug auf die Tablets für „sinnvoll, die Arbeit zu erleichtern“. Richard Hefele meinte: „Die Digitalisierung geht weiter.“Man dürfe sich ihr nicht verschließen.
Stehen der Ausgabe auch Einsparungen gegenüber? Das fragte ein Rat. Die Einschätzungen dazu im Rathaus waren unterschiedlich: Verweser Hinz sagte nein, Bürgermeister-Vize Elmar Lohner meinte, der Papier-, Drucker- und Personalaufwand sowie der zeitliche Vorlauf per Post falle weg, etwa ganze Haushaltspläne an jedes Mitglied zu schicken. Dazu kommentierte Barbara List: „Ich möchte auf Papier lesen und drucke die Unterlagen dann eh aus.“Letztlich stimmten fast alle zu, ein Rat enthielt sich. Die Volksvertreter dürfen die Tablets übrigens nur dienstlich benutzen – Datenschutz.