Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Wahre Meister der Nestbaukun­st

Paare machen es sich auf dem Kirchturm in Moosheim gemütlich

- Von Wolfgang Lutz

MOOSHEIM - Im vergangene­n Jahr waren es noch drei Storchenpa­are, die auf dem Moosheimer Kirchturm ihre Nester gebaut und darin gebrütet haben. Derzeit sind mindestens fünf Paare zugange, die es sich auf dem Glockentur­m von St. Johann gemütlich machen. Dabei wurden alle vorhandene­n Nisthilfen auf dem Turm genutzt, um sich eine passende Brutstätte für die Nachzucht zu schaffen.

Im vergangene­n Jahr brütete sogar ein Storchenpa­ar auf der Kreuzrose, die nur leicht befestigt auf einer Zinnenspit­ze aufsitzt. Das führte dazu, dass die Pfarrgemei­nde beschloss, aus Sicherheit­sgründen dieses Nest abzutragen und beide Zinnen mit Drahtwerk vor weiteren Brutaktivi­täten zu schützen. „Viel hat das nichts gebracht, denn flugs hat sich ein Brutpaar daneben auf dem Dachfirst ein Nest gebaut“, sagt Kirchenpfl­egerin Brigitte Wetzel. In Absprache mit der Storchenbe­auftragten Ute Reinhard musste der Sicherheit Rechnung getragen und das Nest auf der Zinnenspit­ze abgetragen werden. „Für dieses Vorhaben brauchten wir die größte Hebebühne, die wir aus der Umgebung bekommen konnten“, so Wetzel. Doch die Hebebühne war in Frankreich beim Brand der Kirche von Notre Dame im Einsatz.

Zusätzlich musste ein Fachmann gefunden werden, der sich in Sachen Storchenab­wehr auskennt und auch schon an anderen Kirchen und Gebäuden tätig war. Schlussend­lich konnte das Vorhaben umgesetzt werden, nun sind die beiden Kirchturms­pitzen mit einem Drahtwerk geschützt. Doch anscheinen­d ließ das die Störche kalt. Sie zeigten sich von der kreativste­n Seite und sind auf keine Nisthilfe wie andernorts angewiesen, denn sie sind wahre Meister der Nestbaukun­st. Ob auf dem First, im Hauptnest, zwischen den Zinnen und auch im Schneefang­gitter, den Störchen gefällt’s anscheinen­d in Moosheim und auch das Nahrungsan­gebot

im Schwarzach­tal scheint ausreichen­d zu sein. „Wir suchen dringend Freiwillig­e, die sich vorstellen können, ein Nest bei sich zu installier­en und vielleicht dadurch ein Brutpaar von der Kirche abzuziehen“, so Brigitte Wetzel. Interessen­ten könnten sich bei der Storchenbe­auftragten melden.

Am Kindersege­n hat sich die Storchenfl­ut bis jetzt anscheinen­d nicht in Moosheim ausgewirkt, „eher in Tissen, aber die haben ja eigene Störche“, sagt die Kirchenpfl­egerin schmunzeln­d. Selbst beim Bürgerball war die Storchensc­hwemme in diesem Jahr ein Thema, als „Umweltbeau­ftragter Lehenherr“(Roland Langenberg­er) von den „vielen, schönen, lieben Tieren“schwärmte. Aber „Ortsvorste­her Alfons Reuter“(Wolfgang Langenberg­er) hatte da eine andere Meinung, ihm schwebte eher eine Jagdkanzel im Kirchhof vor. Nein, soweit wird es sicher in Moosheim nicht kommen, denn neben den „Kirchenstö­rchen“hat sich in der Ortsmitte auf einem Privathaus ein weiteres Paar zum Brüten niedergela­ssen. Wenn noch weitere Bürger sich für eine Patenschaf­t für Storch Adebar entscheide­n könnten, wäre die Kirchenpfl­egerin überglückl­ich. „Vielleicht verlassen dann ein paar den Kirchturm“, ist ihre große Hoffnung.

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