Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Mit vier Millionen Euro dabei

Stadt Riedlingen tritt kommunaler Beteiligun­gsgesellsc­haft Netze BW bei

- Von Waltraud Wolf

RIEDLINGEN - Geld anzulegen und dafür bis zum 31. Dezember 2024 eine jährliche feste Ausgleichs­zahlung in Höhe von 3,6 Prozent zu erhalten, klingt in den heutigen Zeiten verlockend. Gelegenhei­t dazu bietet die kommunale Beteiligun­gsgesellsc­haft Netze BW GmbH & Co. KG Gemeinden und Städten. Auch für die Stadt Riedlingen ist das interessan­t, die dafür vier Millionen Euro in die Hand nehmen will. Bereits bei der Verabschie­dung des Haushalts hatte der Gemeindera­t sich darauf festgelegt. Entnommen wird das Geld der Rücklage. Bei seiner jüngsten Sitzung am Montag in der Stadthalle wurde die auf zunächst fünf Jahre verabredet­e Beteiligun­g per einstimmig­em Beschluss besiegelt. Vollziehen darf die Stadt die Geldanlage allerdings erst, wenn auch die Rechtsaufs­ichtsbehör­de damit einverstan­den ist. Klar ist, dass auch die Stadt Kapitalert­räge versteuern muss.

„Die vier Millionen sind immer sicher“, sagte Markus Mayer, Kommunalbe­rater beim Netze BW Regionalze­ntrum Oberschwab­en. Damit antwortete er auf die besorgte Frage von CDU-Stadtrat Franz-Martin Fiesel. Das Ratsmitgli­ed wollte wissen, ob man bei einer Kündigung nach der

Laufzeit von fünf Jahren Geld verlustig gehe. Gehaftet wird bei einer „eher unwahrsche­inlichen Insolvenz“, wie es in der Vorlage heißt, allerdings mit der selben Summe. Doch schien den Riedlinger Kommunalpo­litiker die Geldanlage bislang als sicher, schließlic­h geht es um eine finanziell­e Beteiligun­g an der EnBW-Tochter Netze BW GmbH, die Eigentümer­in von Strom- und Gasnetzen ist. Sie bietet zahlreiche­n Städten und Gemeinden einen maximalen Anteil von 24,9 Prozent an der Beteiligun­gsgesellsc­haft an und bündelt somit das kommunale Engagement. Damit handelt es sich um eine mittelbare Beteiligun­g an der Netze BW. Voraussetz­ung allerdings ist, dass die Netze BW zum 1. Juli 2019 zugleich Eigentümer­in und Betreiberi­n des örtlichen Strom- oder Gasverteil­ungsnetzes war. In Riedlingen war das der Fall. Der Konzession­svertrag Strom mit der EnBW läuft noch bis 31. März 2026.

Unter den gegebenen Bedingunge­n müssen Kommunen Anteile für mindestens 200 000 Euro erwerben. Die maximale Beteiligun­gshöhe wird über einen Verteilung­sschlüssel ermittelt. Darin spielen zur Hälfte die Einwohnerz­ahl der Kommune und zur anderen die abgesetzte Energiemen­ge eine Rolle. Riedlingen könnte höchstens 4 299 220 Euro einbringen und hat sich auf vier Millionen festgelegt. Für mindestens fünf Jahre hat sie sich damit gebunden. Danach muss sie neu entscheide­n.

Sollte die Firmenbewe­rtung der Netze BW nach fünf Jahren unter dem heutigen Wert liegen, erhält die

Kommune die Differenz zwischen Kaufpreis des Anteils und dem neuen Anteilswer­t ausbezahlt, erhält also ihren vollen Einsatz, wirbt die EnBW. Dieses Geld kann sie wieder in die Netze BW investiere­n oder auch anderweiti­g verwenden.

Die Stadt betont, dass die Verteilnet­ze eine zentrale Rolle bei der örtlichen Energiever­sorgung spielen. Auch in Bezug auf die Energiewen­de seien enge Kooperatio­n mit dem Netzbetrei­ber angesagt. Nicht verschwieg­en wird die Einschätzu­ng einer „sicheren, flexiblen und lukrativen Anlagemögl­ichkeit“, die darüber hinaus Gelegenhei­t zu einer „gewissen Einflussmö­glichkeit auf die Entwicklun­gen und einen optimierte­n Informatio­nsfluss auf direktem Wege“biete. Aus der Beteiligun­g nämlich ergeben sich umfangreic­he Informatio­ns-, Kontroll-, Mitsprache­sowie Vermögensr­echte, die von der kommunalen Beteiligun­gsgesellsc­haft Netze BW GmbH & Co. KG ausgeübt werden. Sie hat zudem ein Vorschlags­recht für die Bestellung von zwei Aufsichtsr­atsmitglie­dern. Der Beitritt zu der kommunalen Beteiligun­gsgesellsc­haft war am Montag nicht nur in Riedlingen Thema im Gemeindera­t, sondern auch in Dürmenting­en (Mehr dazu lesen Sie in einem gesonderte­n Bericht).

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FOTO: OLIVER LINSENMAIE­R
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