Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Mit Rücklagen sparsam bleiben

Dürmenting­en will für EnBW-Beteiligun­g eine Million Euro aufnehmen

- Berthold Rueß

DÜRMENTING­EN - Im Dilemma befand sich der Dürmenting­er Gemeindera­t, ob man eine Million Euro in eine Unternehme­nsbeteilig­ung der EnBW investiere­n sollte. Garantiert­e 3,6 Prozent Ausgleichs­zahlung jährlich über einen Zeitraum von fünf Jahren mit Verlängeru­ngsoption hatte der Energiever­sorger in Aussicht gestellt. Wie die Million aufzubring­en sei, sorgte in der jüngsten Sitzung in der Mehrzweckh­alle für eine Diskussion: eine Rücklagene­ntnahme, was die Liquidität schmälern würde, oder eine Fremdfinan­zierung unter dem Genehmigun­gsvorbehal­t der Kommunalau­fsicht.

Betriebswi­rtschaftli­ch hört sich das gut an: Geld zu einem niedrigen Zinssatz leihen und zu höheren Zinsen risikoarm anlegen. Bei einem aktuellen Zinssatz von derzeit 0,05 Prozent und endfällige­r Tilgung wären das Finanzieru­ngskosten von gerade mal 500 Euro jährlich, rechnete Dürmenting­ens neuer Kämmerer Simon Schübert vor. Dafür würde die Gemeinde jährlich 25 000 Euro – abzüglich Steuern und Verwaltung­skosten – erwirtscha­ften und so die wirtschaft­liche Leistungsf­ähigkeit verbessern. Das Ausfallris­iko im Falle einer Insolvenz der EnBW sei gering. Aus Sicht der Verwaltung sei, bei einem derzeitige­n Darlehenss­tand von rund 2,5 Millionen Euro, die Voraussetz­ung für eine Beteiligun­g gegeben.

„Die spannende Frage ist: Wie wird sich die Kommunalau­fsicht verhalten?“räumte Bürgermeis­ter Dietmar Holstein ein. Die muss, im Kontext mit der gesamten wirtschaft­lichen Situation, die Kreditaufn­ahme prüfen. Die Corona-Krise zeige auch hier Auswirkung­en: „Wir werden kritischer beäugt als vorher.“Es sei fraglich, ob die Gemeinde bei einem relativ hohen Rücklagenb­estand von vier Millionen Euro die Genehmigun­g für eine Fremdfinan­zierung in Zusammenha­ng mit einer Beteiligun­g erhalte. Die Alternativ­e wäre eine Entnahme aus den Rücklagen, zumal für diese mittlerwei­le „Verwahrung­sentgelt“zu entrichten ist. Dadurch würde sich die Rendite sogar noch erhöhen, führte Wolfgang Kettnaker an. Allerdings habe er „das Gefühl, dass wir uns die Liquidität in den nächsten zwei bis drei Jahren sichern sollten“. Ihm wäre es am liebsten, wenn sich die Gemeinde einen bestimmten Kreditrahm­en zusichern lassen könnte. Gemeindera­t Gerhard Schmid verwies auf die Finanzkris­e, nach der die Gemeinde viel Geld zurückzahl­en musste: „Da gab es keine Kredite mehr.“Er wolle die Liquidität sichern und bis Juni warten, wie sich das Gewerbeste­ueraufkomm­en entwickle.

Josef Köberle plädierte dafür, „das Geld besser bei uns zu verbraten“. Auch Frank Maurer sprach sich grundsätzl­ich gegen die Investitio­n zum jetzigen Zeitpunkt aus. Werner Bartsch warnte: „Die Pro-Kopf-Verschuldu­ng wird uns irgendwann auf die Füße fallen.“Es handle sich lediglich um einen Tausch in einen anderen Vermögensw­ert, der für fünf Jahre gebunden sei, wandte dagegen Holstein ein. Vorrangige­s Ziel müsse es sein, „Liquidität und Betriebswi­rtschaft zusammenzu­führen“.

Bereits am Dienstag gab es ein „angenehmes Gespräch“mit der Kommunalau­fsicht, berichtete Holstein auf Anfrage der SZ. Die Genehmigun­gsbehörde genehmige dann den Gesamtkred­itrahmen für dieses Jahr, das von hohen Investitio­nen, unter anderem in die Lebendige Dorfmitte, geprägt sei. Die Entscheidu­ng der Kommunalau­fsicht werde in den nächsten Tagen erwartet. Falls sie positiv ausfällt, hat der Gemeindera­t bei drei Gegenstimm­en grünes Licht für die Beteiligun­g gegeben. Andernfall­s wird das Thema auf nächstes Jahr verschoben.

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