Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
USA wollen sich aus Militärabkommen zurückziehen
sein kann. Daher solle die Politik die Kontaktbeschränkungen beenden und den Bürgern wieder mehr persönliche Freiheit zugestehen.
Der Virologe Professor Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission am Robert-KochInstitut (Stiko), warnt vor solchen Vergleichen. Diese Zahlen ließen keine Schlussfolgerungen über die Gefährlichkeit von Influenza- und Coronavirus zu. Denn es gehe nicht um Risikogruppen „für Tod, sondern um Risikogruppen für schwere Erkrankung“, sagt Mertens. Die Gefahr bei einer Pandemie mit einem völlig neuen Erreger, „gegen den es in der Population keine Immunität gibt“, liege in der Überlastung des Gesundheitssystems. Das gefährde auch die NichtCorona-Patienten, die deswegen nicht mehr hinreichend behandelt werden könnten. Das Gesundheitssystem könnte „theoretisch auch bei 30 Toten überlastet sein, wenn ausreichend viele lange stationär behandelt werden müssen“, erklärt der Experte.
Das Durchschnittsalter der Covid-19-Patienten liege irgendwo bei 50 Jahren, sagt Mertens. Und die Risikogruppe für schwere Covid-19Krankheitsverläufe
sei groß. Das RKI zählt Menschen mit Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und Lungenleiden, Raucher und Übergewichtige dazu. Auch steigt ab 50 Jahren die Gefahr schwerer Verläufe kontinuierlich.
Dennoch zeigt sich in Deutschland bislang eine relativ geringe Übersterblichkeit. Mertens geht davon aus, dass die Übersterblichkeit durch Covid-19, über die man jedoch „noch nichts Abschließendes“wisse, auch eine Folge der Maßnahmen ist. „Denn die Übersterblichkeit muss von der Infektionsrate abhängen“, sagt Mertens. Er weist zudem auf die Staaten hin, deren Regierungen gegen die Coronavirus-Verbreitung zunächst keine oder nur sehr moderate Maßnahmen ergriffen haben – wie Großbritannien und die USA.
Die Vereinigten Staaten sind von der Coronavirus-Pandemie schwer getroffen. Die Zahl der Infizierten hat die Eine-Million-Marke bereits überschritten. Die „Washington Post“berichtet gemeinsam mit der Universität Yale, von Anfang März bis einschließlich 4. April habe es etwa 15 400 Todesfälle mehr als im
Vergleichszeitraum der Vorjahre gegeben. In diesem Zeitraum wurden jedoch lediglich 8128 Menschen gezählt, die offiziell am Coronavirus gestorben sind. Wie viele der rund 7000 zusätzlichen Todesfälle mit einer Infektion zusammenhängen, ist noch nicht geklärt.
Andere Länder wie Italien und Spanien berichten von dramatisch hohen Totenzahlen. Belgien verzeichnete im April die höchste Sterberate seit dem Zweiten Weltkrieg. In stark von der Pandemie betroffenen Gebieten ist laut belgischen Forschern auch die Übersterblichkeit in der Altersgruppe von 45 bis 64 Jahren merklich erhöht. Von den rund 56 000 Infizierten starben rund 9080 Menschen. Belgien verzeichnet damit eine der höchsten Pro-Kopf-Todesraten weltweit. Dabei hatte Belgien schon früh weitaus strengere Maßnahmen als Deutschland verhängt.
Und auch die Spätfolgen einer überstandenen Covid-19-Erkrankung sind noch nicht abzusehen – klar ist jedoch laut Professor Mertens, „es wird sie geben“. Covid-19 scheine mehr ein Multiorgan-Problem zu sein als Influenza.
WASHINGTON (AFP) - US-Präsident Donald Trump hat am Donnerstag den Ausstieg seines Landes aus dem Rüstungskontrollvertrag „Offener Himmel“(„Open Skies“) mit Russland verkündet. „Russland hat den Vertrag nicht eingehalten“, sagte Trump zur Begründung vor Journalisten in Washington. „Also werden wir, bis sie sich daran halten, aussteigen.“Das Abkommen war vor 18 Jahren zwischen Russland, den USA und 32 anderen Ländern, zumeist Nato-Mitgliedern wie etwa Deutschland, geschlossen worden. Es erlaubt den Vertragsstaaten eine bestimmte Zahl an kurzfristig angekündigten Aufklärungsflügen im Luftraum der anderen. Bei den Aufklärungsflügen dürfen im gegenseitigen Einvernehmen Bilder von Militäreinrichtungen und Aktivitäten der Armee des jeweiligen Landes gemacht und andere Informationen gesammelt werden.
Dadurch sollten Transparenz und Vertrauen zwischen den Vertragsstaaten geschaffen werden. Die USA sind aber verärgert darüber, dass Russland die US-Luftwaffe einige Gebiete nicht überfliegen lässt, in denen Washington atomare Mittelstreckenraketen vermutet, die Europa bedrohen. Im März warf US-Verteidigungsminister Mark Esper Russland vor, das „Open Skies“-Abkommen zu verletzen, indem es den USA und anderen verbiete, die Ostsee vor Kaliningrad und die Umgebung von Georgien zu überfliegen. Laut „New York Times“war Trump außerdem verärgert über einen Flug der russischen Luftwaffe über seinem GolfResort im Bundesstaat New Jersey vor drei Jahren. Kurz vor der Ankündigung hatte die „New York Times“über den geplanten Ausstieg berichtet. Moskau solle heute über den USAusstieg in Kenntnis gesetzt werden, hieß es in dem Bericht. Der Schritt sei womöglich die Vorstufe eines Ausstiegs aus dem Neuen Start-Vertrag. Dieser begrenzt die Zahl der Atomraketen, die die USA und Russland stationieren dürfen.