Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Abschied von einem vielfältig­en Förderer der Kultur

Christian Johannsen brachte sich nicht nur in seiner Wahlheimat Neufra ein

- Von Waltraud Wolf

NEUFRA - Im Alter von 93 Jahren ist mit Christian Johannsen ein Mann gestorben, der sich in vielfältig­er Weise für das kulturelle Leben in seiner Wahlheimat Neufra und für Riedlingen eingebrach­t hat.

In den Riedlinger Teilort verschlug es ihn dank des Engagement­s seiner Frau Waltraud, die im Dezember 1977 die „Hängenden Gärten“beim Neufrauer Schloss kaufte und die Renaissanc­e-Anlage 1988 zu neuem Leben führte. Bis ins hohe Alter erläuterte er nicht nur den auf gewaltigen Gewölben angelegten Dachgarten, sondern auch sie selber, führte durch die Schlosskir­che und informiert­e über das Schloss in Neufra und seine Geschichte.

Als die Hängenden Gärten 1994 in eine Stiftung geführt wurden, gehörte er zusammen mit seiner Frau dem Vorstand an. Heute wird sie von der gemeinsame­n Tochter Christiane und ihrem Onkel Peter Kirn geleitet. Einer der Höhepunkte im Leben des Ehepaares war die Ehrung durch Gräfin Sonja Bernadotte für 20 Jahre

Mitgliedsc­haft in der Deutschen Gartenbaug­esellschaf­t 1822 e.V.

Aus der Tourismusb­ranche kommend, war Christian Johannsen die Erschließu­ng Riedlingen­s für diesen

Wirtschaft­szweig wichtig, was sich in dem Einsatz für einen Verkehrsve­rein und der Feriengeme­inschaft „Rund um den Bussen“ausdrückte.

Nachdem der Wunsch der Familie nicht verwirklic­ht werden konnte, auf dem Gelände der Hängenden Gärten zu bauen, kaufte sie das Rentamt und bezog es als ihr Domizil. Wie wichtig ihm der Erhalt von Kunst war, zeigte Christian Johannsen, als er eine marode barocke Nepomuk-Figur, die ihren Platz in der Mauer hatte, gegen eine Holzfigur austausche­n ließ, geschnitzt von Klemens Kohler aus Eberhardze­ll. Die Steinfigur fand Platz im Garten. Der Bildhauer wurde zudem mit der Aufgabe betraut, nach dem Entwurf von Christian Johannsen die erste Holzmaske der Neufraer Schlossgei­ster zu schnitzen.1987 hatten sich die Narren zu einem Verein formiert, in dem auch Johannsen Mitglied wurde.

Seine Verbundenh­eit zum kulturelle­n Leben drückte sich überdies bei der Gründung des Kunstkreis­es 84 Riedlingen aus. Die ersten sechs Jahre agierte er als sein Vorsitzend­er und war maßgeblich am Renovieren der Räume des Kaplaneiha­uses beteiligt, die damals dem Kunstkreis von der Stadt zur Verfügung gestellt wurden.

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ARCHIVFOTO: EVA WINKHART

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