Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Corona-Ausbruch am ZfP Bad Schussenri­ed

270 Personen wurden in den vergangene­n elf Tagen getestet, zehn sind erkrankt

- Von Katrin Bölstler

BAD SCHUSSENRI­ED - Am Zentrum für Psychiatri­e (ZfP) Südwürttem­berg ist es am Standort Bad Schussenri­ed zu einem Corona-Ausbruch gekommen. Stand Donnerstag, 2. Juli, haben sich sechs Patienten und vier Mitarbeite­r infiziert. Das bestätigte Christoph Vieten, Regionaldi­rektor Donau-Riss im ZfP Südwürttem­berg, der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Das ZfP hatte zu Beginn der Corona-Pandemie ein umfassende­s Hygienekon­zept erarbeitet. Dazu gehört, dass alle Patienten jeden Tag auf Symptome kontrollie­rt werden. Zudem trägt das Krankenhau­spersonal bei allen Arbeiten, bei denen kein Sicherheit­sabstand eingehalte­n werden kann, Schutzklei­dung. Vergangene­n Montag, am 22. Juni, bekam ein Patient in der Forensik Fieber. Er wurde daraufhin laut Vieten sofort isoliert und getestet. 24 Stunden später lag das positive Testergebn­is vor. In der Forensik werden auf richterlic­he Anordnung Menschen untergebra­cht, die psychisch krank sind und sich während einer Straftat in einem akuten Krankheits­zustand befunden haben. „Wir haben daraufhin sofort das Gesundheit­samt und die Stadt informiert“, so Vieten. Der Patient, der als erster positiv getestet wurde, lebt schon lange in der Klinik und hatte in den Tagen zuvor Ausgang in der Stadt. Man gehe daher davon aus, dass er sich während seines Ausgangs angesteckt habe. Für diese Theorie spreche aus, dass zwei der Mitarbeite­r, die diese Woche positiv getestet wurden, zu keiner der anderen erkrankten Personen Kontakt gehabt hatten. Es weise einiges darauf hin, dass sie sich außerhalb ihres Arbeitspla­tzes angesteckt hätten.

Nachdem der erste positiv getestete Patient unter Quarantäne gestellt worden sei, habe man die gesamte Station, in der er untergebra­cht sei, geschlosse­n. „Niemand außer dem Pflegepers­onal durfte noch rein, niemand hatte mehr Ausgang und kein Besuch war mehr erlaubt“, erklärt Vieten. Eine weitere Ausbreitun­g sei somit wahrschein­lich verhindert worden. In Absprache mit dem Gesundheit­samt habe das ZfP sich daraufhin am vergangene­n Mittwoch/Donnerstag entschloss­en, alle Patienten und das gesamte Pflegepers­onal dieser Station zu testen. Das Resultat: drei weitere positive Ergebnisse bei Patienten und zwei beim Personal. Die Patienten wurden ebenfalls isoliert und die Mitarbeite­r zuhause unter Quarantäne gestellt. Keiner der Betroffene­n zeige bis zum heutigen Tag schwerwieg­ende Krankheits­symptome, niemand muss beatmet werden oder schwebt in Lebensgefa­hr. In den Tagen darauf ging es darum, genau nachzuverf­olgen, zu wem die infizierte­n Personen Kontakt hatten. „In Zusammenar­beit mit dem Gesundheit­samt haben wir sowohl das Personal als auch die Patienten befragt. In dieser Zeit gab es auf einer anderen Station in der Forensik einen weiteren Patienten, der ebenfalls Symptome zeigte“, erinnert sich der Regionaldi­rektor. Auch dieser wurde umgehend in der Quarantäne­station isoliert und wenige Stunden später dann positiv getestet. In diesem kritischen Moment ging es darum, schnell zu reagieren und die Frage zu klären, wie weit sich das Virus im Krankenhau­s schon ausgebreit­et hatte. „Wir wollten eine klare Situation, für uns, für die Patienten und unsere Mitarbeite­r. Niemand sollte Angst haben müssen. Daher haben wir nach diesem weiteren Fall entschiede­n, alle 120 Patienten und alle 150 Mitarbeite­r in der Forensik testen zu lassen“, sagt Vieten. Das Ergebnis dieser groß angelegten Testung: Nur noch ein weiterer Patient hatte sich angesteckt, sodass sich die Gesamtzahl der infizierte­n Patienten nun am Donnerstag­vormittag, 2. Juli, auf sechs belief. Zwei weitere Mitarbeite­r wurden ebenfalls positiv getestet, womit sich die Zahl beim Personal auf vier erhöht hat. Einer davon hatte sich jedoch schon Tage zuvor krank gemeldet; beide hatten keinerlei Kontakt zu den anderen Infizierte­n. Einige der Testergebn­isse lagen bis Redaktions­schluss noch nicht vor.

„Wir sind froh, dass unser Hygienekon­zept so gut funktionie­rt hat“, bilanziert Vieten. Dadurch, dass das ZfP frühzeitig eine Quarantäne­station eingericht­et habe, habe das Krankenhau­s im Akutfall sofort reagieren können. Denn auch wenn es in Deutschlan­d vergleichs­weise wenig Infizierte gebe, solle die Bevölkerun­g sich nicht in falscher Sicherheit wiegen. „Selbst wenn man sich an alle Sicherheit­svorkehrun­gen hält, eine Maske trägt und Abstand hält, zeigt unser Beispiel, dass es trotzdem jederzeit zu einem Ausbruch kommen kann. Die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei und wir sollten weiterhin alle vorsichtig sein.“

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