Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Deutsche Fußball-Bande
Jede Steuer hat etwas erstaunlich Ungemütliches für denjenigen, der sie zahlen soll“, wusste bereits Otto von Bismarck. Fußballer und Funktionäre finden Abgaben offenbar besonders ungemütlich. Über nichts werde in der Kabine so gern gesprochen wie über hochprozentige Geldanlagen und Steuersparmodelle, berichtet der Ex-Stuttgarter Andreas Buck in seinem neuen Buch. Von Ronaldo über Lionel Messi bis zu Uli Hoeneß wissen wir, dass die Neigung zur Steuerhinterziehung zum Volkssport im Profisport geworden ist – gerade bei denen, die am meisten haben und am meisten zurückgeben sollten.
Auch der Deutsche Fußball-Bund, größter Sportverband der Welt, mischt im Wettlauf um die 1000 (il)legalen Steuertricks seit Jahren mit. Dem Vorwurf, Einnahmen aus Bandenwerbung falsch deklariert zu haben, ging der noch immer unaufgeklärte Sommermärchen-Skandal voraus mit ominösen Millionenüberweisungen und dem Verdacht der Bestechung. Dass Ex-Präsident Reinhard Grindel ohne schlechtes Gewissen eine Luxusuhr eines dubiosen ukrainischen Funktionärs annahm, passt ins Bild eines Verbands, der von Spielern moralische Perfektion fordert und stets seinen Vorbildcharakter für Kinder betont, selbst aber längst zum negativen Vorbild für Erwachsene verkommen ist. Dass der Verband 2013 an Vermarkter Infront festhielt, obwohl Mitbewerber um den Bandenwerbevertrag 18 Millionen Euro mehr boten, macht keinen Sinn. Es zeigt, wie groß die Verflechtungen und Abhängigkeiten zwischen beiden Parteien waren. Der eine wusste wohl so viel über den anderen, dass man besser zusammenblieb.
Der DFB war in der Vergangenheit wohl eher eine Deutsche FußballBande denn ein Fußball-Bund, er wandelte auf dem schiefen Weg der FIFA, er predigte Wasser und trank Wein. Tatsächlich ist bis auf den Winzer und Präsidenten Fritz Keller kaum ein Verbandsfunktionär mehr unbelastet, vor allem Vizepräsident und Ex-Schatzmeister Rainer Koch steht nun im Zwielicht. Dass Keller mit den Ermittlern kooperieren will, ehrt ihn. Parallel muss er damit beginnen, den eigenen Laden aufzuräumen.