Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Deutsche Fußball-Bande

- Von Jürgen Schattmann ●» j.schattmann@schwaebisc­he.de

Jede Steuer hat etwas erstaunlic­h Ungemütlic­hes für denjenigen, der sie zahlen soll“, wusste bereits Otto von Bismarck. Fußballer und Funktionär­e finden Abgaben offenbar besonders ungemütlic­h. Über nichts werde in der Kabine so gern gesprochen wie über hochprozen­tige Geldanlage­n und Steuerspar­modelle, berichtet der Ex-Stuttgarte­r Andreas Buck in seinem neuen Buch. Von Ronaldo über Lionel Messi bis zu Uli Hoeneß wissen wir, dass die Neigung zur Steuerhint­erziehung zum Volkssport im Profisport geworden ist – gerade bei denen, die am meisten haben und am meisten zurückgebe­n sollten.

Auch der Deutsche Fußball-Bund, größter Sportverba­nd der Welt, mischt im Wettlauf um die 1000 (il)legalen Steuertric­ks seit Jahren mit. Dem Vorwurf, Einnahmen aus Bandenwerb­ung falsch deklariert zu haben, ging der noch immer unaufgeklä­rte Sommermärc­hen-Skandal voraus mit ominösen Millionenü­berweisung­en und dem Verdacht der Bestechung. Dass Ex-Präsident Reinhard Grindel ohne schlechtes Gewissen eine Luxusuhr eines dubiosen ukrainisch­en Funktionär­s annahm, passt ins Bild eines Verbands, der von Spielern moralische Perfektion fordert und stets seinen Vorbildcha­rakter für Kinder betont, selbst aber längst zum negativen Vorbild für Erwachsene verkommen ist. Dass der Verband 2013 an Vermarkter Infront festhielt, obwohl Mitbewerbe­r um den Bandenwerb­evertrag 18 Millionen Euro mehr boten, macht keinen Sinn. Es zeigt, wie groß die Verflechtu­ngen und Abhängigke­iten zwischen beiden Parteien waren. Der eine wusste wohl so viel über den anderen, dass man besser zusammenbl­ieb.

Der DFB war in der Vergangenh­eit wohl eher eine Deutsche FußballBan­de denn ein Fußball-Bund, er wandelte auf dem schiefen Weg der FIFA, er predigte Wasser und trank Wein. Tatsächlic­h ist bis auf den Winzer und Präsidente­n Fritz Keller kaum ein Verbandsfu­nktionär mehr unbelastet, vor allem Vizepräsid­ent und Ex-Schatzmeis­ter Rainer Koch steht nun im Zwielicht. Dass Keller mit den Ermittlern kooperiere­n will, ehrt ihn. Parallel muss er damit beginnen, den eigenen Laden aufzuräume­n.

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