Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Streit um den schwarzen König
Evangelische Münstergemeinde in Ulm entfernt Heilige Drei Könige aus der Krippe
RAVENSBURG/ULM - An einer Ulmer Krippenfigur ist ein Streit um den Umgang mit vermeintlich rassistischen Abbildungen entflammt. Die evangelische Münstergemeinde werde die Heiligen Drei Könige, darunter der Melchior mit schwarzer Hautfarbe, in diesem Jahr aus der Weihnachtskrippe entfernen, sagte Dekan Ernst-Wilhelm Gohl. Die Gemeinde reagiere damit auch auf die Rassismus-Diskussion. Gohl legte im Gespräch mit der „Schwäbischen
Zeitung“jedoch Wert auf die Feststellung, dass es nie zur Debatte gestanden habe, nur die Figur des Melchior zu entfernen: „Ein schwarzer König gehört unstrittig dazu.“
Das Problem sei die konkrete Darstellung Melchiors, diese sei „eindeutig als rassistisch“einzustufen. „Wülstige Lippen, eine platte Nase, ein breites Gesicht und ein skurriler Körperbau mit krummen Beinen – schön und wertschätzend sieht anders aus“, sagte Gohl. Dies könne die Gemeinde so nicht stehen lassen, auch gelte es, eine Debatte im Advent und an den Feiertagen zu vermeiden.
Eine endgültige Entscheidung zum Umgang mit der Figur soll, so Gohl, „in aller Ruhe“2021 fallen.
Zustimmung kam vom evangelischen Landesbischof. „Der Weg, den man jetzt in Ulm versucht zu gehen, ist richtig“, sagte Frank Otfried July. Er plädierte dafür, die in den 1920erJahren vom Künstler Martin Scheible geschaffenen Figuren weiter aufzustellen und mit einem erklärenden Kommentar zu versehen. „So etwas abzuhängen oder wegzustellen“halte er für den schlechteren Weg.
Die katholische Kirche sieht kein Rassismusproblem, wenn dunkelhäutige Könige als Krippenfiguren aufgestellt werden. Die Diözese Rottenburg-Stuttgart erklärte: „Sowohl Kaspar als auch Melchior tauchen als dunkelhäutiger König in den Darstellungen auf.“Er stehe für den Kontinent Afrika. Dahinter stehe der Gedanke, „dass Gott für alle Menschen Mensch geworden ist“. Solche Figuren zählten zum Brauchtum. Es gebe keine Empfehlung, in Zukunft darauf zu verzichten. Zugleich erklärte man, die Ulmer Entscheidung nachvollziehen zu können. „Die Darstellung des Melchiors ist dort durchaus problematisch.“