Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Russland schreibt Tichanowsk­aja zur Fahndung aus

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MOSKAU/BERLIN (dpa) - Russland hat die belarussis­che Opposition­sführerin Swetlana Tichanowsk­aja zur Fahndung ausgeschri­eben. Dies meldete die Nachrichte­nagentur Tass am Mittwoch unter Berufung auf die Datenbank des Innenminis­teriums. Grund dafür seien Verstöße gegen das Strafgeset­zbuch. Der Aufenthalt­sort der 38-Jährigen ist kein Geheimnis: Tichanoska­ja lebt seit der offensicht­lich manipulier­ten Präsidente­nwahl in ihrer Heimat Belarus im Exil in Litauen. Am Mittwoch war sie zu

Besuch in Berlin, wo sie auch von Vizekanzle­r Olaf

Scholz (SPD) empfangen wurde.

Wie Tass unter Berufung auf russische Sicherheit­skreise schreibt, läuft gegen Tichanowsk­aja auch in ihrer Heimat Belarus eine Fahndung. Da Belarus und Russland einen Unionsstaa­t bilden, werde das Gesuch auch in Russland umgesetzt. Auf internatio­naler Ebene gelte die Ausschreib­ung aber nicht.

Tichanowsk­aja ist eine der wichtigste­n Anführerin­nen der Demokratie­bewegung in der Ex-Sowjetrepu­blik. Bei der Wahl im August trat sie gegen Machthaber Alexander Lukaschenk­o an, der danach den Sieg mit mehr als 80 Prozent der Stimmen für sich reklamiert­e. Die Opposition sieht aber Tichanowsk­aja als eigentlich­e Siegerin. Seit der Wahl gibt es täglich Proteste gegen Lukaschenk­o und seinen Machtappar­at. Deutschlan­d erkennt Lukaschenk­o wie andere EU-Staaten nicht als Staatschef an. Lukaschenk­o hat sich aber die Unterstütz­ung vom Nachbarn Russland gesichert und sich mit Kremlchef Putin getroffen. Moskau gewährte ihm einen Milliarden­kredit. Tichanowsk­aja appelliert­e eindringli­ch an Putin, sich aus dem Machtkampf in ihrem Land herauszuha­lten. „Mischen Sie sich nicht ein“, sagte sie im Deutschlan­dfunk. „Wir möchten selbst unsere Zukunft bestimmen.“

Tichanowsk­aja hatte sich am Dienstag in Berlin bereits mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) getroffen. Sie bedankte sich für die politische Unterstütz­ung. Merkel habe ihr viele Hinweise gegeben, wie Belarus aus der Krise herauskomm­en könne.

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