Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Temperatursturz bringt Schwalben in Not
Nabu: Kälteeinbruch führt zu Nahrungsmangel
BAD BUCHAU (sz) - Rund um den Federsee sind in den vergangenen Tagen Dutzende entkräftete oder bereits verendete Rauch- und Uferschwalben gefunden worden. Der Grund dafür ist der kürzliche Kälteeinbruch, so Dr. Katrin Fritzsch, Leiterin des Nabu-Naturschutzzentrums Federsee.
Für Insektenfresser wie die Schwalben, die sich vor allem von Fliegen und Mücken ernährten, hätten Temperaturstürze „massive Nahrungsengpässe zur Folge“, erklärt Nabu-Zentrumsleiterin Katrin Fritzsch. Vor allem Jungtiere von Rauchschwalben, aber auch einzelne Uferschwalben, wurden am Federseesteg und an anderen Stellen rund um den Federsee sterbend oder bereits verendet angetroffen. Vermutlich handelt es sich um den Nachwuchs aus der zweiten Brut, der seit dem Ausfliegen noch nicht genügend Reserven angesammelt hat.
Im Spätsommer sammeln sich allabendlich zum Teil große Schwärme an Rauchschwalben über dem Federsee, um gemeinsam im Schilfröhricht zu schlafen. Auch für Uferschwalben sind die Röhrichte ein beliebter
Schlafplatz. Ab September geht es dann auf die große Reise nach Süden ins Winterquartier nach Afrika. Nach der warmen Witterung der vergangenen Wochen hat der Kaltlufteinbruch aber viele Schwalben, die noch nicht auf dem Zug waren, überrascht. In solchen Situationen suchen Schwalben instinktiv größere Gewässer auf, denn über dem wärmeren Wasser finden sich noch mehr Insekten. Ist der Kaltlufteinbruch jedoch zu heftig, mit starkem Regen verbunden oder dauert zu lang, kommen die Vögel in Bedrängnis. Reichen die Kräfte nicht mehr für den Abzug, kommen sie in Lebensgefahr.
„Zwar können Rauchschwalben witterungsbedingte Massensterben in günstigen Jahren durch hohen Bruterfolg wieder ausgleichen“, stellt Fritzsch fest. Doch leiden Rauchschwalben genau wie viele andere Vogelarten unter den massiven Veränderungen ihrer Lebensräume. Der Rückgang an Insekten, den Fritzsch in Zusammenhang mit der intensiven Landbewirtschaftung sieht, bedeute für Insektenjäger „zunehmende Nahrungsengpässe, vor allem bei der Jungenaufzucht“. Ein weiteres Problem: „Durch Versiegelung von Flächen haben Schwalben zudem Schwierigkeiten, ausreichend Lehm als Baumaterial für die Kinderstube zu beschaffen. Generell werden auch geeignete Nistplätze in Gebäuden rar“, beklagt Fritzsch.
„Für geschwächte Schwalben, die jetzt gefunden werden, kann man eigentlich nichts tun“, sagt Fritzsch. „Sie haben so spezielle Ansprüche an ihre Nahrung, dass sie auch bei intensiver Pflege meist sterben. Leider.“