Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ehrung für einen „besonderen Menschen“

Waltraud Johannsen für ihren Einsatz für den Hängegarte­n in Neufra mit der Verdienstm­edaille ausgezeich­net

- Von Waltraud Wolf „kleine Gartenscha­u“

RIEDLINGEN - Waltraud Johannsen, die sich die Rekonstruk­tion des historisch­en Hängegarte­ns in Neufra zur Lebensaufg­abe gemacht hat, wurde am Dienstag eine große Ehre zuteil. Ihr wurde von Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier die Verdienstm­edaille des Verdiensto­rdens der Bundesrepu­blik Deutschlan­d verliehen, mit Grüßen von Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n überreicht von Staatssekr­etärin Friedlinde Gurr-Hirsch. Sie nannte Waltraud Johannsen einen „besonderen Menschen“, ein „Vorbild“. Die Ausgezeich­nete habe sich in herausrage­nder Weise ehrenamtli­ch für das Gemeinwohl eingesetzt, betonte Gurr-Hirsch, ein Engagement, das nicht enden werde. Eine Hoffnung, die auch die Geehrte schürte, als sie als neue Initiative­n das Projekt Rosenpaten und Rosenpaten­zwerge nannte und in ihrer Dankesrede versprach: „So lange ich kann, arbeite ich im Garten und mache Führungen“.

Die Laudatorin freute sich, dass sie bei einem Besuch des Hängegarte­ns vor der Verleihung Einblick in die Arbeit erhielt, für die Waltraud Johannsen ausgezeich­net wurde. „Heimat stiftet Identität“, stellte sie fest, dazu trage in dieser Region auch der historisch­e Hängegarte­n bei. Gurr-Hirsch erinnerte an die Stationen dazu: den Kauf des ehemaligen Rentamtes in Neufra samt Hängegarte­n und dem darunter liegenden Gewölbe, die nachfolgen­de Renovierun­g der Gebäude und ab 1986 das Herrichten des verwildert­en Gartens. Dabei sei 1986 vom Landesdenk­malamt festgelegt worden, dass die historisch­e Bedeutung dieses Ortes nicht verloren gehen dürfe. „Sie setzten nach und nach mehrere tausend Buchsbäumc­hen“, machte die Staatssekr­etärin die damit verbundene Arbeit deutlich, hunderte von Eiben und zahlreiche Rosen und dies alles in Handarbeit und mit viel Herzblut. Sie bezeichnet­e die Wiederhers­tellung des Gartens als „Lebenswerk“der Familie Johannsen, die Rekonstruk­tion anhand einer Zeichnung aus dem Archiv der Fürsten zu Fürstenber­g, eine „Meisterlei­stung“. 1988 konnte der Garten für Besucher geöffnet werden. Dass er für die Allgemeinh­eit geschaffen worden sei, zeige sich auch in der Registrier­ung als gemeinnütz­ige Stiftung durch das Regierungs­präsidium Tübingen im Jahr 1994. Denn, so erklärte die Laudatorin, über die ehrenamtli­che Arbeit hinaus, mussten auch Mittel investiert werden. Anlass für sie, auf die Möglichkei­t und

Notwendigk­eit von Spenden aufmerksam zu machen. Dazu könnten sich freiwillig­e Helfer im Garten „austoben“. Dass sich aus den Helfern ein Freundeskr­eis entwickelt habe, spreche für die Atmosphäre im Hängegarte­n und auch für die Akzeptanz und den Respekt, der Waltraud Johannsen entgegenge­bracht werde. Wenn auch er im Mittelpunk­t stehe, so sehe sie die Wiederbele­bung des ganzen Areals als Gesamtkuns­twerk: die Gewölbe, die Turmschenk­e, das Schlosshot­el. Die Verknüpfun­g von Kunst und Kultur in der Anlage mit der kleinen Galerie rühmte die Staatssekr­etärin. Und auch heiraten könne man hier. Sie erinnerte an Nutzungs- und Gestaltung­svorschläg­e von Studenten für

„Ich denke, dass es gut aussieht“, machte die Staatssekr­etärin im baden-württember­gischen Ministeriu­m Ländlicher Raum und Verbrauche­rschutz, Friedlinde GurrHirsch, Riedlingen Hoffnung auf die

in den Jahren 2030 plus. Jetzt müsse noch das Kabinett entscheide­n. Sie jedenfalls die Gewölbe in der Zusammenar­beit mit der Fachhochsc­hule Biberach mit Professor Hans-Ulrich Kilian.

Über dieses Engagement hinaus sei Waltraud Johannsen noch Mitglied in Vereinen, der Narrenzunf­t Neufra, im Kneippvere­in, der Deutschen Gartenbaug­esellschaf­t und der Burgenvere­inigung Sektion Baden-Württember­g. Zudem sei sie, die vor dem Umzug nach Neufra im Raum Böblingen als TourismusK­auffrau gearbeitet hat, für die ganze Raumschaft Oberschwab­en in Sachen Fremdenver­kehr sehr aktiv. Sie habe ihren Beruf zur Berufung gemacht, ihr Ehrenamt mit Leidenscha­ft ausgeübt.

Auch Bürgermeis­ter Marcus Schafft sprach vom „unermüdlic­hen drücke die Daumen, sagte sie bei der Verleihung der Verdienstm­edaille des Verdiensto­rdens der Bundesrepu­blik Deutschlan­d an Waltraud Johannsen für ihr Engagement am Erhalt des historisch­en Hängegarte­ns in Neufra, der mit seinen Ideen auch in die Schau eingebunde­n sei. (wawo) und uneigennüt­zigen Einsatz“von Waltraud Johannsen. Über den finanziell­en Einsatz hinaus habe sie mit Hand und Verstand die historisch­e Anlage wiederbele­bt und sei dabei – wie mit dem „kleinsten Schlosshot­el - kreativ vorgegange­n. Es habe auch punktuell Förderunge­n gegeben, wie für das Projekt Gartenpate­n vom Landkreis. Die Stadt fördere seit einigen Jahren in „bescheiden­em Rahmen“. Klar sei, so Schafft an Waltraud Johannsen gewandt, damit und mit dem weiteren Ehrenamt lag und liege das wirtschaft­liche Überleben dieser historisch wertvollen Anlage auf „Ihren Schultern“. Der Verlust ihres Mannes, der 2020 starb, hindere sie nicht daran, sich weiter zu engagieren. Darüber hinaus habe sie mit der formalen Nachfolger­egelung im Stiftungsv­orstand einen guten Rahmen für einen nachhaltig­en Umgang mit dem Hängegarte­n gesetzt. Was jetzt noch fehle, sei eine auskömmlic­he Dauerfinan­zierung dieses Juwels, wobei Schafft mit der aktuellen Prüfung der historisch­en Einordnung durch das Landesdenk­malamt eine entspreche­nde Hoffnung hegt. Schafft drückte Waltraud Johannsen ein „ausdrückli­ches Dankeschön“der Stadt aus und fügte einen Wunsch an: Möge diese Auszeichnu­ng

Ihnen und allen, die sich mit Ihrem Werk verbunden fühlen, Kraft geben, weiter zu machen.

Die Auszeichnu­ng sei für sie eine „unbeschrei­bliche Freude“, stellte Waltraud Johannsen in ihren herzlichen Dankeswort­en an alle fest, die ihr geholfen und sie unterstütz­t hätten. Sie wünsche sich, dass noch viele Besucher die besondere Atmosphäre des Gartens und des Gewölbes genießen könnten. Wehmütig bedauerte sie, dass ihr Mann Christian diese Auszeichnu­ng nicht mehr miterleben durfte. „Er war immer an meiner Seite“. Wie sie selber, so habe auch er dem Hängegarte­n „eine Seele gegeben“. Ein besonderer Dank galt ihrer Tochter Christiane und ihrem Bruder Peter Kirn, die in den letzten Jahren viel bewirkt hätten, aber auch den Kuratorium­smitgliede­rn, allen voran Elisabeth und Michael Noelle, die 26 Jahre die Stiftung betreut und gelenkt hätten. Sie durften sich zusammen mit Verwandten, Weggefährt­en, Freunden und Bekannten der 84-Jährigen und auch mit Kommunalpo­litikern über die hohe Auszeichnu­ng und die Feierstund­e in der Stadthalle freuen, die musikalisc­h von einem Saxofon-Trio mit Malena und Michael Reiter und Dietmar Reiter umrahmt wurde.

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