Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Kulinarische Weltreise
Person nur so viel ein, wie ihr alleine tragen könnt, und schaut vorher mal in den Vorrats- oder Gefrierschrank und fragt euch, was man daraus machen kann“, empfiehlt sie.
Dass das Mindesthaltbarkeitsdatum höchstens das ist, was der Name sagt, nämlich dass es mindestens bis zu dem Datum hält und deswegen nicht direkt weggeschmissen werden muss, hätte sich ja schon rumgesprochen. Sophia Hoffmann: „Benutzt eure fünf Sinne, damit merkt man fast immer, ob ein Lebensmittel noch essbar ist oder nicht.“
Ihr Lieblingsrezept für Resteverwertung sind Brotlinge: Dafür weicht sie das alte Brot zunächst in Wasser auf und knetet es, nachdem sie das Wasser ausgedrückt hat. Dazu kommen gewürfelte Zwiebeln in den Teig und alles, was sonst noch so weg muss: Spinat, Rucola, Petersilie, gehackte Kapern, getrocknete Tomaten, Pilze oder Oliven.
Falls die Masse zu weich ist, verleiht die Zugabe von Semmelbröseln mehr Festigkeit. Das Ganze dann nach Belieben würzen und aus dem Teig kleine Pattys formen und sie in einer Pfanne mit genug Öl von beiden Seiten knusprig braten.
Maren Teichert vom Verein Zero Waste Köln geht es vor allem darum, Wissen zu vermitteln. „Nachhaltigkeit kostet erst mal nicht mehr Geld.
Man muss nur wissen, was man tun kann“, sagt sie. Neben den oben beschriebenen Ideen zeigt Maren Teichert auf, welche Möglichkeiten es beim Einkaufen gibt, Lebensmittel zu retten bevor sie auf dem Müll landen. Durch Konzepte wie „Foodsharing“, „To Good To Go“oder „Mundraub“zum Beispiel.
„Beim Foodsharing werden Lebensmittel verschenkt, die Betriebe oder Privatpersonen nicht mehr verbrauchen“, erklärt Maren Teichert. „Auf foodsharing.de erfährt man, wo man in der Nähe Lebensmittel abholen oder abgeben kann.“Die App „Too Good To Go“funktioniert ähnlich, Gastrobetriebe bieten ihre Überschussware am Ende des Tages zu einem günstigen Preis an und retten sie so vor der Tonne.
Die Idee von „Mundraub“: „Obst, Gemüse, Kräuter – alles was auf öffentlichen Grundstücken wächst, darf und soll geerntet werden“, beschreibt die Aktivistin das Konzept. Auf einer interaktiven Karte auf mundraub.org sind öffentliche Obstbäume und -sträucher markiert, an denen man sich bedienen darf.
Sophia Hoffmann:
ZS Verlag, 248 Seiten, 24,99 Euro.
ISBN-13: 978-3-89883-854-2.
Schon allein für das Cover bekommt dieses Kochbuch einen Pluspunkt. Denn die Oberfläche ist mit leichtem Stoff überzogen und fühlt sich so samtig an wie ein frischer Pfirsich. Netter Gag – der Titel lässt grüßen.
„Von der Kunst, einen Pfirsich zu essen“ist das fünfte Buch der in Nordirland aufgewachsenen Diana Henry, das in Deutschland erschienen ist. Für ihre journalistische Arbeit und ihre insgesamt neun Kochbücher hat die britische Food-Autorin inzwischen zahlreiche Preise bekommen. Denn mit ihren Rezepten stößt sie in eine kulinarische Lücke: Diana Henry stellt ganze Menüs vor, die meistens aus drei, manchmal auch aus fünf Gängen bestehen – perfekt aufeinander abgestimmt, versteht sich.
Aufgeteilt in die beiden großen Kapitel „Frühling und Sommer“sowie „Herbst und Winter“geht es dabei rund um den Globus, denn für Diana Henry sind auch die mit bestimmten Orten verbundenen Emotionen wichtig, wie sie im Vorwort schreibt: „Es steckt eine Art Poesie in Menüs. Sie können an die bretonische Küste oder nach Manhattan versetzen.“Deshalb streut sie auch immer wieder persönliche Geschichten und Erinnerungen ein.
Nun aber zum Essen und Trinken. Da gibt es zum Beispiel aus Frankreich „Kir breton, Lauch mit bretonischer Vinaigrette sowie Rillettes, danach Mouclade und zum Dessert Crêpes dentelles mit sautierten Äpfeln und Karamell. Oder aus Thailand „Galoppierende Pferde (Hähnchen und Garnelen mit Ananas), Garnelen-Stir-Frey mit Zuckerschoten, Basilikum, Chili und Limette, koreanischer Gurkensalat, geschmorte Schweinsbacken mit Ingwer und Sternanis sowie Jennys Sago (Tapioka mit Zucker und Kokosmilch)“. Aus Amerika kommen „Austern mit Mignonette, Nierenzapfen mit roter Bete und Meerettichcreme sowie Manhattan-Cremetöpfchen mit Zitruskaramell“.
Man merkt: Spartanisch geht anders. Dafür ersetzt dieses Kochbuch in Corona-Zeiten die tatsächliche Reise in fremde Länder. Auch gut.