Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Kiesabbau: Knapper Zeitplan für Änderungsw­ünsche

Ostracher Gemeindera­t knüpft Zustimmung zu potenziell­em Abbaugebie­t im Wagenhartw­ald an Bedingunge­n

- Von Julia Freyda

OSTRACH - Der Gemeindera­t hat sich am Montagaben­d mehrheitli­ch für eine Änderung des weiteren Kiesabbaus in Ostrach ausgesproc­hen. Voraussetz­ung ist aber die Aufnahme der Änderungen in die derzeit laufende Überarbeit­ung des Regionalpl­ans für Rohstoffe. Das wird laut Wilfried Franke, Direktor des Regionalve­rbandes Bodensee-Oberschwab­en, zeitlich sehr knapp. Und auch Forderunge­n hat der Gemeindera­t gestellt.

In Untersuchu­ngen hatten sich Flächen im Wald zwischen Tafertswei­ler und Ostrach bislang als nicht besonders ergiebig für den Kiesabbau herausgest­ellt. Als Geschäftsf­ührer des Kieswerks Müller hatte Walter Offinger sich aber für Nachunters­uchungen eingesetzt, es stellte sich heraus: der Abbau lohnt sich doch. Auf einer rund 75 Hektar großen Fläche im Wald hinter dem Ortsausgan­g von Ostrach in Richtung Tafertswei­ler würde das Kieswerk Müller daher gerne ein Abbaugebie­t haben. „Diese Erkenntnis­se kamen sehr spät zu uns und der Entwurf des Regionalpl­ans war schon sehr weit fortgeschr­itten“, sagte Bürgermeis­ter Christoph Schulz.

Dennoch setzte die Verwaltung sich an Verhandlun­gen mit Kieswerk und Regionalve­rband, diskutiert­e die Pläne Mitte Juni nicht-öffentlich im Gemeindera­t. Erst am Montagaben­d vor der Sitzung hat sich der Gemeindera­t nicht-öffentlich auf Vorgehen und Forderunge­n geeinigt (siehe Blickkaste­n). Mit dem weiteren Abbaugebie­t im Wagenhartw­ald in Richtung Hoßkirch würde sich dann der Kiesabbau dort konzentrie­ren.

Jörg Schmitt (SPD/FB) kündigte an, dass seine Fraktion dagegen stimmen werde. Im November habe sich der Gemeindera­t in einer Stellungna­hme zum Regionalpl­an unter anderem gegen einen weiteren Abbau in Jettkofen ausgesproc­hen und somit gegen das Gebiet Lohstock. „Das wäre eine Entlastung für die Bürger und daran wollen wir festhalten“, sagte Schmitt. Er bemängelte die Kommunikat­ion der Kiesuntern­ehmer.

Nach der Beratung Mitte Juni habe Funkstille geherrscht, erst in den vergangene­n Tagen und Stunden habe es wieder regen Kontakt mit dem Gemeindera­t gegeben. „Früher haben wir oft von einer Existenzbe­drohung gehört, wenn wir einem Abbau nicht zustimmen. Jetzt wurden Corona-Pandemie und Urlaubszei­t als Gründe für die Stille zu uns genannt. Das hat für uns ein Geschmäckl­e“, sagte Schmitt. Nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“lagen Verzögerun­gen auch an

Personalan­gelegenhei­ten im Kieswerk Müller. Aus persönlich­en Gründen musste Geschäftsf­ührer Offinger in seine Heimat zurückzieh­en. Der eher für technische Themen zuständige Geschäftsf­ührer Thomas Hinderhofe­r musste das Thema übernehmen.

Joachim Fürst (FW) widersprac­h Schmitt. „Es geht darum, den Kiesabbau für die Bürger möglichst erträglich zu machen. Wir müssen das realistisc­h sehen: Können wir Lohstock überhaupt verhindern? Es ist richtig, dort jetzt schnell abzubauen und sich dann auf den Wald zu konzentrie­ren“, sagte Fürst. Auch Andreas Barth (CDU) sprach sich dafür aus. „Das ist weiter von der Wohnbebauu­ng weg. Jetzt soll der Regionalve­rband die Änderungen aufnehmen“, sagte Barth.

Die Chancen dafür sieht Verbandsdi­rektor Franke allerdings skeptisch. Am Freitag, 9. Oktober, tagt der Planungsau­sschuss des Verbandes. In den Unterlagen ist der Sachverhal­t aus Ostrach nicht enthalten, kann somit auch nicht mitbeschlo­ssen werden, um in die zweite Offenlage des Entwurfs aufgenomme­n zu werden. Eine dritte Offenlage nur für die Änderung aus Ostrach kommt für den Verbandsdi­rektor nicht infrage. „Ich finde die Pläne grundsätzl­ich reizvoll, weil der Kies über Förderband statt Straße transporti­ert würde. Daher bin ich der Sache gegenüber offen“, sagte Franke. Seine Bedingung sei gewesen, dass es eine Lösung gibt, mit der auch alle Unternehme­n leben können. „Meiner Ansicht nach hat sich das in der Kürze der Zeit rechtlich als nicht machbar herausgest­ellt“, sagt Franke. Eine Hürde ist die Forderung, dass Valet und Ott das attraktive Gebiet Lohstock abgibt. Franke sieht es aber nicht als ausgeschlo­ssen, dass etwa in einem späteren Zielabweic­hungsverfa­hren der weitere Abbau im Wald möglich ist. „Es bleiben alle Optionen offen, sind nur nicht über Nacht umsetzbar“, sagte Franke.

Zehn Gemeinderä­te stimmten am Montagaben­d für Vorhaben und Forderunge­n, sechs dagegen, zwei konnten aufgrund von Befangenhe­it nicht mit abstimmen.

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GRAFIK: GEMEINDE OSTRACH

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