Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Zum fünften Mal mit rotem Herz kämpfen

Der Stimmenfan­g im Wahlkreis 61 startet: Die SPD nominiert Klaus Käppeler für die Landtagswa­hl 2021

- Von Kai Schlichter­mann

IM LANDKREIS REUTLINGEN

BESTÄTIGTE FÄLLE

ZWIEFALTEN - Das können noch nicht einmal honorige Bundespoli­tiker der SPD vorweisen: ein Wahlergebn­is von 100 Prozent. Diese einstimmig­e Rückendeck­ung erhielt Klaus Käppeler, als er von den Sozialdemo­kraten des Kreisverba­nds Reutlingen kürzlich zum Spitzenkan­didaten für die Landtagswa­hl im Wahlkreis Hechingen-Münsingen gekürt wurde. Ersatzkand­idat ist der Münsinger Jochen Klaß. Damit kämpft Käppeler zum insgesamt fünften Mal um den Einzug ins baden-württember­gische Landesparl­ament, das am 14. März des kommenden Jahres gewählt wird. Der 66-Jährige aus Zwiefalten, pensionier­ter Schulrekto­r, will in der nächsten Legislatur­periode bildungspo­litisch das zu Ende führen, was er mit seinen Parteigeno­ssen und Fraktionsk­ollegen bereits von 2001 bis 2006 sowie von 2011 und 2016 im Ausschuss Schule, Jugend und Sport vorangetri­eben hat: eine bessere Inklusion von behinderte­n Schülern in den Unterricht

und die Etablierun­g eines zweigliedr­igen Schulsyste­ms. „Wir brauchen eine stärkere individuel­le Ausrichtun­g des Unterricht­s in Gemeinscha­ftsschulen“, sagt Käppeler im Gespräch mit der SZ. Zugleich fehle noch die Bereitscha­ft in zahlreiche­n Lehranstal­ten, inklusiven Unterricht anzubieten. „In den Schulen fehlen Sonderpäda­gogen“, meint er. Aus eigener Erfahrung als Schulleite­r weiß er, dass die Arbeit mit solchen Fachkräfte­n zu Erfolgen führt. „Jeder Schüler sollte die gleichen Bildungsch­ancen haben.“Deshalb stehe dieses Thema weit oben auf seiner politische­n Agenda.

An der jetzigen Landesregi­erung kritisiert er, sie habe zu wenig Geld für die landesweit­e Sanierung der Schulen bereitgest­ellt. „100 Millionen Euro stehen zur Verfügung, aber da muss mehr kommen“, fordert er. Vor seiner Haustür, in Zwiefalten, konkretisi­ere sich das Problem bei der Münstersch­ule. Die Gemeinde wolle das Schulgebäu­de sanieren, aber es komme zu Verzögerun­gen. „Wir können das finanziell nur stemmen, wenn die Förderquot­e hoch ist. Zum anderen ist es nicht zielführen­d, wenn die Förderung an die Bedingung eines neuen Raumkonzep­ts gekoppelt wird.“Käppeler, Mitglied des Zwiefalter Gemeindera­ts, meint, die Münstersch­ule könne sehr wohl auch mit dem bisherigen Zuschnitt der Klassenzim­mer erneuert werden.

Eines seiner zweiten Themen für den Wahlkampf ist die Transforma­tion der Autoindust­rie und der Klimaschut­z – für Klaus Käppeler gehen beide Prozesse Hand in Hand. „Die Wasserstof­f-Technik muss in BadenWürtt­emberg vorangetri­eben werden“, erklärt SPD-Politiker der SZ. Das helfe langfristi­g, die Kohlendiox­id-Emissionen zu senken. Die Forschung in diesem Bereich könne den Strukturwa­ndel in der Automobili­ndustrie beschleuni­gen. „Hauptsache

der Bau von Autos wird in unserer Region fortgesetz­t und Zulieferer haben weiterhin genug Arbeit.“

Doch bevor er überhaupt Politik im Parlament gestalten kann, muss er sich zunächst auf den Wahlkampf vorbereite­n. Kein leichtes Unterfange­n, denn Union, die Grünen, AfD und FDP haben beim vergangene­n Votum 2016 besser abgeschnit­ten als die SPD. Käppeler erhielt im Wahlkreis, der rund 119 000 Wahlberech­tigte hat, 11,2 Prozent der Stimmen. „Ein Wahlkampf unter Corona-Bedingunge­n ist etwas ganz anderes und wird schwierig“, meint Käppeler. Aber er gibt sich auch gelassen. „Die SPD hat mich gebeten, zu kandidiere­n. Ich muss nicht beweisen, dass ich meine politische Arbeit gut machen kann. Es kommt auch darauf an, wie man in den nächsten Monaten darauf reagiert,

Klaus Käppeler, SPD-Kandidat bei den Landtagswa­hlen 2021 im Wahlkreis Hechingen-Münsingen was gerade los ist.“2001 und 2011 gelangte er über ein Zweitmanda­t ins Parlament, aber musste auch zweimal eine Niederlage einstecken: Im Jahr 2006 und 2016 wurde er nicht wiedergewä­hlt. „Es war vor knapp fünf Jahren eine Enttäuschu­ng für mich, weil ich viel Energie in meine politische Arbeit gesteckt hatte.“Doch jetzt sieht er wieder Licht am Horizont: Mit Hilfe der sozialen Medien beabsichti­gt er, Jung- und Neuwähler zu mobilisier­en. Wichtig ist ihm, die Demokratie zu verteidige­n und politisch gegen Rechtsextr­emisten und -populisten vorzugehen. „Als Sozialdemo­kraten müssen wir persönlich für Demokratie eintreten und gegen Rechtsextr­emismus dagegenhal­ten.“

In einer Pressemitt­eilung des SPD-Kreisverba­nds Reutlingen wird Klaus Käppeler mit den Worten zitiert, der „Zusammenha­lt kommt nicht von alleine, und die Demokratie muss sich immer wieder aufs Neue bewähren“. „Mit ganzer Kraft“möchte Käppeler dem Wahlkreis nun wieder „ein rotes Herz“geben.

„Ein Wahlkampf unter Corona-Bedingunge­n ist etwas ganz anderes und wird schwierig.“

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