Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Warum die Bachelorette so viel kichert
Der Erfolg von Fernsehen beruht heute ja darauf, dem Zuschauer ein Gefühl der Überlegenheit zu geben. Nehmen wir nur die Fußballnationalmannschaft. Nach zwei tölpelhaften Spielen gegen die Türkei und die Ukraine steigerten sich die Einschaltquoten beim 3:3 gegen die Schweiz wieder auf erstaunliche acht Millionen Zuschauer. Acht Millionen Bundestrainer, die 90 Minuten den Kopf schütteln („diese Deppen-Kicker“) und dann zufrieden mit sich selbst ins Bett gehen. Nur schade, dass die Deutschen nicht verloren haben, dann wären beim nächsten Kick zehn Millionen dabei. Oder nehmen wir das beliebte TrashTV. Wer würde sich nicht auf der Sonnenseite wähnen, wenn er Prominenten, deren Namen nicht mal Google kennt, dabei zusieht, wie sie im Dschungel an Kakerlaken lutschen. Ähnlich verhält es sich mit der „Bachelorette“. Während sich die 20 männlichen Kandidaten für die Wiedergeburt Giacomo Casanovas halten, denkt der Zuschauer: „Aus welchem 3-D-Drucker kommen die Holzköpfe denn?“Zugegeben, durch das Prinzip der Überlegenheit haben es die Kandidaten schwer. So war jetzt zu lesen: „Ist die neue ,Bachelorette’ die langweiligste aller Zeiten?“Aller Zeiten! Also auch zu Ötzis Lebzeiten gab es keine so langweilige Bachelorette! Als Beleg wird angeführt, die Dame kichere zu viel. Das geht natürlich gar nicht, von der Bachelorette muss man statt Kichern mindestens ein paar kluge Sätze über Quantenphysik erwarten. Oder über die Überlegenheit von inneren zu äußeren Werten. Die Einschaltquoten wären gewiss gigantisch. (dg)