Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Bedeutender Abt mit Kunstverstand
Vortrag von Professor Wolfgang Urban in der alten Klostermühle
ZWIEFALTEN - Der frühere Diözesankonservator Professor Wolfgang Urban hat am Sonntag in der alten Klostermühle in Wimsen den ersten und wohl einzigen Vortrag in diesem Jahr für den Geschichtsverein Zwiefalten gehalten über Georg Piscator Fischer, der von 1471 bis 1513 einer der bedeutendsten Äbte in der langen Geschichte Zwiefaltens war. Zum Ende des 15. Jahrhunderts bestanden starke Spannungen zwischen den Herrschern von Württemberg, auch wegen Begierden nach den Schätzen Zwiefaltens.
Das Kloster Zwiefalten galt als grandiose wirtschaftliche Einrichtung für die Versorgung der Untertanen des Klosters. Dort wurde genossenschaftlich gewirtschaftet – nicht kapitalistisch. Eine besondere Note hatte für Abt Georg Piscator auch die Kunstförderung. Als zum damaligen Zeitpunkt Bingen (heute Hohenzollern) zum Kloster Zwiefalten gehörte gab Fischer den Auftrag zur bedeutendsten Altartafel in der Dorfkirche Bingen.
Nach der Gründung der Universität Tübingen 1477 durch Graf Eberhard im Bart scharte dieser eine Reihe von Gelehrten um sich. Als intellektueller Vertrauter und Gelehrter Rat des Grafen spielte der Humanist Johannes Nauclerus eine entscheidende Rolle, der auch erster Rektor und später Kanzler der Universität wurde. Daneben waren auch der Humanist
Heinrich Bebel, Johannes Reuchlin, Gabriel Diem und auch Abt Georg Piscator Fischer häufige Berater.
1478 wurde Abt Georg Fischer als einer der Leiter der Reformbewegung „an Haupt und Gliedern“eingesetzt. Maßgabe war es, „das Pensum der Predigten und Gebete mit allem Eifer zu pflegen und einzuhalten; alles Tun des Menschen soll Gottesdienst
sein.“Betroffen waren 100 Klöster.
1489 zum 400-jährigen Klosterjubiläum war in Zwiefalten die Bibliothek fast vollständig in einem eigenen Gebäude. Als „Meister der handschriftlichen Buchgestaltung“war Leonhard Wagner aus dem Kloster Augsburg auch dort tätig. Abt Fischer galt als Kronzeuge für den klösterlichen Humanismus in dem auch die Frauen gefördert und in den Vordergrund gestellt wurden.
Neu aufgenommen wurde 1478 ein Projekt, das lange Schwierigkeiten bereitete: Emanzipation – Befreiung des Klosters aus der Einbindung in Württemberg. Später entschied sich Abt Priscator Fischer für Habsburg-Österreich als die „besseren Schirmherrn“. Das rief Württemberg auf den Plan und provozierte Streit. Im Württemberger Vertrag wurden die Wogen geglättet. Die Bestrafung der großen Verbrechen blieb zwar bei Württemberg, aber als „Malefizhoheit durfte im Kloster ohne Bewilligung nicht gefahndet und geahndet werden“.
Nach dem Tod von Eberhard im Bart übernahm dessen Sohn Eberhard VI zwar die Herrschaft, wurde aber entmachtet und abgesetzt. Auch dabei mischte Abt Georg Piscator Fischer mit, wurde dafür aber vom rachsüchtigen Herzog Ulrich in die Schranken gewiesen. Fischer war eine gewaltige Persönlichkeit. Nach seinem Ausscheiden als Abt 1515 reformierte er in den letzten Lebensjahren das Kloster Reichenau, dort starb er auch im Jahre 1519 und wurde dort beerdigt.
Mit anhaltendem Beifall dankten die Zuhörer dem Referenten Professor Wolfgang Urban für die vielfältigen Informationen. Der Vorsitzende des Geschichtsvereins HubertusJörg Riedlinger überreichte als Dank einen Korb mit regionalen Produkten.