Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Ruhetag wird zum Tag der Entscheidung
Dem Giro d’Italia könnte nach umfangreichen Corona-Testreihen der Abbruch drohen
PIANCAVALLO (dpa) - Noch nie hat die Radsport-Branche so gespannt auf einen Ruhetag geblickt wie diesmal beim Giro d’Italia. Wo bei Profis und Teams sonst Regeneration, Wundenheilung und der Transport zum nächsten Startort im Mittelpunkt stehen, lautet die große Baustelle diesmal: Corona-Check. Nach acht positiven Tests und dem Ausstieg der beiden Teams Jumbo-Visma um Tony Martin und Mitchelton-Scott gelten die Blicke den Resultaten der nächsten Testreihe. Hat sich das Virus auf den Etappen an der Adria und durch die Dolomiten messbar ausgebreitet, dürfte es diesen Dienstag in Udine kaum weitergehen. Stattdessen droht direkt der Abbruch.
Radsportfunktionär Ralph Denk allerdings hält solche Maßnehmen für unangemessen. „Ich habe da schon die Meinung, dass so ein Radrennen komplett losgelöst gesehen werden muss von der Pandemie. Das ist ja ein geschlossenes System, eine geschlossene Blase. Wir werden sehr, sehr viel getestet, es stehen keine Zuschauer an der Strecke“, sagte der Teammanager des deutschen Rennstalls Bora-hansgrohe. Denk fügte an: „Ich bin schon der Meinung, dass man Radsport auch in diesen nicht einfachen Zeiten durchführen kann, ohne dass man die Pandemie vorantreibt.“
So reibungslos, wie der Neustart im August mit ein paar Klassikern und der Tour de France funktioniert hatte, klappte angesichts der dynamischen Corona-Lage längst nicht mehr alles. In Belgien und den Niederlanden wurden Rennen abgesagt und Routen geändert, auch der Klassiker Paris-Roubaix wurde ein zweites Mal abgesagt, dieses Mal endgültig. Auf die Frage, ob man mit dem in drei Monate gepressten Notfallkalender das Gröbste abgewendet habe, antwortet Ralph Denk: „Das Gröbste noch nicht, wir würden gerne Giro und Vuelta zu Ende fahren.“