Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Kunstwerk liegt in Einzelteilen am Boden
„Turmstein IX“wird mutmaßlich von landwirtschaftlichem Fahrzeug umgerissen
SIGMARINGEN - Das Kunstwerk „Turmstein IX“am Schaukelweg, das im Zuge des Projekts „Kunst am Fluss“neben dem Aussichtsturm am Donauufer errichtet wurde, ist vergangene Woche umgeworfen worden. „Es handelt sich nicht um Vandalismus, bei Arbeiten am benachbarten Feld sind große Gerätschaften an den Turm gekommen, dabei ist er umgefallen“, weiß Pressesprecherin der Stadt, Janina Krall, auf Nachfrage. Es handele sich um einen „normalen Versicherungsfall“. Wer den etwa sechs Tonnen schweren Stein umgefahren hat, wollte die Stadt nicht sagen. Auf dem gegenüberliegenden Acker war bis vor einigen Tagen die Donau-Silphie angepflanzt, die in Biogasanlagen ähnlich wie der Mais zu Energie verarbeitet wird.
Der Künstler, Cornelius Hackenbracht aus Wald-Ruhestetten, schätzt den Wert des Kunstwerks auf 10 000 Euro. Hackenbracht hat erst am Montagmorgen durch Kreisarchivar Edwin Ernst Weber vom Unfall erfahren. Dem Künstler fehlt das Verständnis dafür, wie es zu einem solchen Vorfall kommen konnte. „Ich habe zu Hause einen Skulpturenpark, da fahre ich auch mit Radladern oder Trecker herum. So etwas muss nicht sein“, sagt Hackenbracht der „Schwäbischen Zeitung“.
In seinen Augen würden sich manche landwirtschaftlichen Großunternehmer zu wichtig nehmen, indem sie ihren Zeitdruck der Bevölkerung zumuten würden. Ob und – falls ja – wie stark das Kunstwerk beschädigt ist, ist unklar.
„Turmstein IX“stand im Rahmen des Projekts „Kunst am Fluss“zum Verkauf, laut Hackenbracht gab es auch einen Interessenten, doch der hat sich bis jetzt noch nicht entschieden. Das Objekt diente daher bislang als Leihgabe für Stadt und Landkreis. Das Kunstwerk stetzt sich aus drei Steinen zusammen, die in sich wiederum eine monolithische Einheit bilden. „Das Konzept wird durch Eingriffe natürlich ruiniert“, sagt Künstler Cornelius Hackenbracht. „Kunst am Fluss“war auf eine Dauer von zwei Jahren, von Herbst 2012 bis Herbst 2014, angelegt und umfasste einen Kunstweg mit 17 installativen und skulpturalen Arbeiten von Fridingen bis Herbertingen. „2014, nach dem Ende des Kunstprojekts, ging die Skulptur zusammen mit zwei weiteren Kunstwerken aus der Obhut des Landkreises in die Verantwortung der Stadt Sigmaringen über und wurde als Beitrag in den Oberschwaben-Kunstweg aufgenommen“, erklärt Edwin Ernst Weber.
Wie es nun weitergeht, hängt stark von etwaigen Schäden ab. „Falls die einzelnen Teile nur auseinandergepurzelt sind, könnte man sie mit dem Kran wieder aufeinanderstellen – oder über einen Abtransport nachdenken“, so Hackenbracht. Kreis und Stadt hätten sich sehr um das Kunstwerk bemüht, prinzipiell stellt Hackenbracht jedoch die Frage, wie lange ein Künstler „Kunst zum Nulltarif“überhaupt ausstellen sollte.
Sollte der „Turmstein IX“irreparabel zerstört worden sein, müsste die Versicherung dafür aufkommen, dass ein neues Kunstwerk erstellt werden könnte. Ob das dann am Schaukelweg zu sehen sein wird, ist fraglich. Der umgefallene Turm wird also noch weiter die Gemüter beschäftigen.