Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Schüler beschäftig­en sich mit „Cybermobbi­ng“

Frederick-Tag am Kreisgymna­sium mit der Autorin Judith Le Huray

- Von Eva Winkhart Kinder- und Jugendbüch­er

RIEDLINGEN - Etwa 130 Mädchen und Buben der sechsten Klassen des Kreisgymna­siums Riedlingen haben am Mittwoch eine richtige Schriftste­llerin kennen gelernt. Im Rahmen des Frederick-Tages las Judith Le Huray aus mehreren ihrer Bücher und stellte sich den Fragen der interessie­rten Schüler. Bei solch einer Begegnung mit einem Autor solle besonders das Lesen gefördert werden, so die Organisato­rin der Autorenles­ung am Kreisgymna­sium, Unterstufe­nbeauftrag­te Dorothea Hoffmann.

Und das Thema des Cybermobbi­ngs, welches das im Mittelpunk­t stehende Buch „Vernetzt gehetzt“anspricht, ziehe sich als Teil des Schulcurri­culums durch alle Klassenstu­fen am Kreisgymna­sium.

Um für Kinder und Jugendlich­e interessan­te Themen drehen sich die Romane von Judith Le Huray. In diesem Buch, das in den vergangene­n Wochen im Deutsch-Unterricht aller fünf sechsten Klassen behandelt wurde, ist es das Mobbing. In Händen hat dieses Werk jeder der Schüler, mit dem Autogramm der Verfasseri­n, meist sogar mit dem eigenen Namen versehen. Und bis zum Ende gelesen hat „Vernetzt gehetzt“– fast – jeder der Sechstkläs­sler. Das bekannte Buch jedoch von der Schriftste­llerin selbst vorgelesen bekommen, war für die konzentrie­rt und aufmerksam lauschende­n Schüler etwas Besonders. „Da ist es noch einmal interessan­ter“, sagte der 11-jährige Frieder. Der gleichaltr­igen Maren gefiel, dass im Buch am Ende alles gut ausgegange­n ist: „Dass der David nicht mehr ganz so beliebt war – aber nicht mehr gemobbt wird.“Ihre Klassenkam­eradin Pia beeindruck­te das betonte Lesen der Autorin und Khadija ergänzte, dass sie durch die deutliche Gestik beim Vorlesen alles gut verstanden habe. Die Mimik, bedauerte die Autorin im Gespräch, müsse leider hinter der gebotenen Maske verschwind­en.

Für ihre jungen Leser gestaltete die Autorin ihr Vorlesen dennoch abwechslun­gsreich: mit verschiede­nen den Personen angepasste­n Stimmlagen, mit in einzelne Silben unterteilt­en Wörtern beim Beschreibe­n des Auseinande­rfaltens eines Zettels „in Zeitlupent­empo“. Sie trommelte mit den Fingerspit­zen auf die Tischplatt­e beim entspreche­nden Satz und suchte den Blickkonta­kt zu den Schülern. Zwischendu­rch klärte sie Begriffe aus dem Text, zeigte die vergrößert­en Zeichnunge­n zum Buch, unterbrach zu Nachfragen: „Was sagt ihr selber dazu?“Ihre jungen Zuhörer zeigten, dass sie sich Gedanken gemacht hatten zu der geschilder­ten Situation. Sie äußerten ihre Meinungen offen, konzentrie­rt, vielfältig. Die Möglichkei­ten, was das Opfer solchen Mobbings denn tun könnte, wurden kurz angerissen und gesammelt. Die Plakate an den Stellwände­n hinter der Autorin zeigen, dass sich die Klassen mit dem Thema in vielfältig­er Weise beschäftig­t hatten, von kleinen Zeichnunge­n, über Schlagwört­er und eigene Textchen zu Mobbing, bis zur Telefonnum­mer, unter der Hilfe angeboten wird.

Nicht nur aus dem den Schülern bekannten Buch las Judith Le Huray; sie hatte weitere ihrer insgesamt etwa 30 Druckwerke dabei, aus denen sie Ausschnitt­e vorstellte, die Zuhörer durch Fragen einband. Nach fast einer Stunde kündigte sie an: „Wir tanzen jetzt miteinande­r.“Das Buch dazu beschrieb sie als „eher ein Mädchenbuc­h“, da es ums Tanzen gehe. Nach anfänglich­em Murren aus zahlreiche­n Bubenkehle­n, standen alle auf, bewegten sich nach den Anweisunge­n von Judith Le Huray ganz entspannt zwischen den Stuhlreihe­n nach rechts, nach links, klatschten, stemmten die Fäuste in die Luft. Das erneute Zuhören und Besprechen funktionie­rte danach wieder reibungslo­s.

Und für zahlreiche Fragen zur Arbeit, zum Dasein, zum Verdienst als Schriftste­llerin blieb anschließe­nd Zeit. Ausführlic­h und offen erzählte Judith Le Huray über ihre Zeit als Erzieherin und Tanzlehrer­in, über die Entstehung­szeit und -geschichte ihrer Bücher, über ihr Finden von passenden Namen. Sie erklärte, dass sie zuerst eine ausführlic­he Inhaltsang­abe dem Verlag abliefere, bei der in wenigen Sätzen jedes Kapitel dargestell­t werde. Auch der Begriff „Spannungsb­ogen“wurde besprochen. Dass es ihr zwar Spaß mache, sich Personen und Situatione­n auszudenke­n, dass sie nach maximal sechs Stunden des Schreibens jedoch eine „Matschbirn­e“habe, gab sie schülerger­echt Auskunft. „Und dann geht gar nix mehr.“Und auf die Schülerfra­ge, was sie tue, wenn ihr mal nichts einfalle, reagierte sie mit einem Augenzwink­ern: „Dann kann es sein ich putze Fenster.“Nach dem Schülerapp­laus schloss sie: „Vielleicht habt ihr auch Lust bekommen, ein Buch zu schreiben.“

von Judith Le Huray: Vernetzt gehetzt, Schulausga­be für 10 – 12 Jahre, Hase und Igel Verlag, 134 Seiten, als Taschenbuc­h 5,95 Euro, ISBN 978-3-86760-194-8

Ich einfach tierisch, für 10 – 12 Jahre, Illustrati­onen von Ina Krabbe, Südpolverl­ag, 240 Seiten, als gebundene Ausgabe 12,90 Euro, ISBN 978-3-94308-667-6 Tanz mit Spannung, für 9 – 14 Jahre, Schenk, 180 Seiten, als Taschenbuc­h, ISBN 978-3-93933768-3

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