Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Arbeitgeberchef fordert Mehrarbeit ohne Lohnausgleich
BERLIN (dpa) - Der designierte Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Stefan Wolf, hat sich dafür ausgesprochen, dass Arbeitnehmer in der Konjunkturkrise Mehrarbeit teilweise ohne Lohnaufschlag leisten sollten. „Wir brauchen jetzt Mehrarbeit ohne vollen Lohnausgleich. Das können mal zwei oder auch mal vier Stunden pro Woche sein“, sagte Wolf, der im November zum Nachfolger von Rainer Dulger an die Gesamtmetall-Spitze gewählt werden soll, der Zeitung „Bild“. Eine starre 35-Stunden-Woche passe nicht mehr in die Zeit. Er wolle flexibel abweichen, je nach Auftragslage, sagte Wolf.
Auch Spätzuschläge sollten aus Sicht von Wolf teils abgeschafft werden. Diese seien „nicht mehr zeitgemäß“. Sonderzahlungen wie Weihnachtsgeld sollten ebenfalls auf den Prüfstand, ebenso Pausenregelungen. Kurzarbeit will Wolf generell nur mit entsprechenden Lohnabschlägen. „Wenn Sie reinhören in die Betriebe: Viele Menschen wären zu Zugeständnissen bereit“, sagte Wolf, der auch Vorstandschef des Autozulieferers ElringKlinger ist: „Da fordere ich die IG Metall auf: Hört auf diese Menschen.“
BERLIN - Die Corona-Krise hat die Wirtschaft mit voller Wucht erwischt. Davon ist auch das Handwerk nicht ausgenommen. Im zweiten Quartal dieses Jahres verzeichnete das Handwerk in Deutschland zum ersten Mal seit sieben Jahren einen Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahresquartal – ein Minus von 7,4 Prozent. Wie die Krise das Handwerk verändert, welche Branchen besonders betroffen sind und ob es zu einem Stellenabbau kommen wird, darüber hat Dieter Keller mit dem Präsidenten des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), Hans Peter Wollseifer, gesprochen.
Herr Wollseifer, ist das Handwerk bisher besser durch die CoronaPandemie gekommen als andere Wirtschaftszweige?
Die Corona-Pandemie hat auch das Handwerk schwer getroffen. Bei über einer Million Betrieben ist die Lage aber unterschiedlich. Es gibt Betriebe, die kämpfen ums Überleben. Umsatzeinbußen hatten fast alle. Zwischen Mitte März und Ende Mai haben drei Viertel mindestens 50 Prozent ihres Umsatzes verloren. Vor allem Messebauer oder Caterer hatten einen Totalausfall, und das teils bis heute. Die personennahen Handwerke wie Friseure oder Kosmetiker sind auch nach den Lockerungen durch die Hygieneauflagen in ihrem Geschäft weiter eingeschränkt.
Die Zahl der Ausbildungsverträge mit Flüchtlingen ist in den letzten fünf Jahren kontinuierlich gestiegen. Die meisten jungen Leute sind sehr motiviert. Das Handwerk ist für die Integration von Geflüchteten prädestiniert, weil die Betriebe klein sind. Die Jugendlichen konnten schnell integriert werden, nicht nur in die Abläufe, sondern auch ins soziale Zusammenleben. Über die Hälfte der jungen Asylbewerber aus den acht häufigsten Herkunftsländern, die in Deutschland eine Ausbildung machen, werden im Handwerk ausgebildet.