Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Ausschuss stimmt Göggel-Erweiterung zu
Gammertinger Reifenhändler ändert umstrittene Pläne – Landratsamt hat das letzte Wort
GAMMERTINGEN - Der Verwaltungsausschuss des Gammertinger Gemeinderats hat den geänderten Erweiterungsplänen der Firma Reifen Göggel sein Einvernehmen erteilt. Damit liegt der Ball erneut beim Sigmaringer Landratsamt, das das Vorhaben genehmigen muss. Eine frühere Planung hatte die Behörde mit Verweis auf rechtliche Vorgaben abgelehnt. Umstritten ist das Projekt vor allem bei Bewohnern des angrenzenden Wohngebiets.
Ursprünglich hatte der Gammertinger Reifenhändler die Fläche südlich des bestehenden Firmengebäudes insbesondere als weitere Lagermöglichkeit nutzen wollen. Das allerdings untersagte das Landratsamt, weil der Bebauungsplan lediglich ein eingeschränktes Gewerbegebiet vorsieht, in dem nur „nicht wesentlich störende Betriebe oder Betriebsteile“zulässig sind. Lagerplätze seien in der Regel nur in unbeschränkten Gewerbegebieten zulässig, teilte die Behörde im September auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung mit. „Der Gesetzgeber geht davon aus, dass bei Lagerplätzen Störpotenziale wie Lieferverkehr und Lärm auftauchen und lässt daher Lagerstätten nicht in eingeschränkten Gewerbegebieten zu.“
Bereits im Juni hatten Anwohner in der Schwäbischen Zeitung ihre Bedenken gegenüber den Erweiterungsplänen geäußert. Ihre Befürchtung: Die zusätzliche Lagerfläche und eine neue Garage für Betriebsfahrzeuge würden eine weitere Belastung durch Lärm, Licht und Abgase mit sich bringen.
Nach dem Protest der Anwohner und der Absage des Landratsamts änderte der Reifenhändler seine Pläne. Bei einem gemeinsamen Treffen am 27. Juli mit Vertretern der Stadt, des Unternehmens und der Anlieger wurden sie vorgestellt: Dort, wo eigentlich die neue Lagerfläche vorgesehen war, sollen nun Parkplätze entstehen. An der Garage für Betriebsfahrzeuge hält Reifen Göggel fest.
Bürgermeister Holger Jerg und Ordnungsamtsleiter Dominik Früh gingen in der Ausschusssitzung noch einmal detailliert auf das Projekt ein. Demnach soll die Garage, etwa für Rasenmäher, Kehrmaschinen und Winterdienstfahrzeuge, über die Danziger Straße erreichbar sein. Jerg betonte, dass es sich nicht um eine Ein- und Ausfahrt für Lieferfahrzeuge handelt, sodass den
Anwohnern keine höhere Verkehrsbelastung drohe. Die neuen Mitarbeiterparkplätze sollen derweil über die Burladinger Straße angefahren werden. Wie Dominik Früh erläuterte, ist eine entsprechende Verkehrsführung geplant, die von der Danziger Straße – an der das Wohngebiet liegt – wegführt. Auch damit soll eine zusätzliche Belastung der Anwohner vermieden werden.
Umschlossen werden soll der neue Teil des Betriebsgeländes von einer sechs Meter hohen Lärmschutzwand, einem vier Meter breiten Grünstreifen und einer Einfriedung. Diese wiederum besteht aus einer Mauer, die an der niedrigsten Stelle 50 Zentimeter und an der höchsten Stelle 1,20 Meter hoch ist, sowie einem zwei Meter hohen Zaun. „Laut Gutachten wäre nur eine vier Meter hohe Lärmschutzwand nötig“, sagte Holger Jerg. Um die Belastung für die Anwohner aber weiter zu reduzieren, wolle das Unternehmen sie auf sechs Meter erhöhen.
Der Bürgermeister hofft, dass der Konflikt zwischen Unternehmen und Anwohnern damit beigelegt ist. „Diejenigen Anwohner, die beim Treffen im Juli dabei waren, haben sich für diese Lösung ausgesprochen“, sagte er. Um den Lieferverkehr auf der Danziger Straße zu reduzieren, sei eine zusätzliche Beschilderung an der Europastraße geplant. Komplett zu verhindern sei der Schwerlastverkehr aber nicht – auch wegen weiterer Betriebe im
Gewerbegebiet. Eine Reduzierung auf Tempo 30 hätten Verkehrsbehörde und Polizei bereits abgelehnt.
Die Mitglieder des Ausschusses überzeugten die Pläne jedenfalls: Sie erteilten geschlossen ihre Zustimmung. Die schriftliche Anhörung der Nachbarn dauere noch eine Woche lang an, sagte Jerg. Bislang seien keine Rückmeldungen eingetroffen. Ein Anwohner hatte sich nach Informationen dieser Zeitung vor der Sitzung per E-Mail an die Ausschussmitglieder gewandt. Kritisch sieht er offenbar vor allem die Höhe der Lärmschutzwand, weshalb er sich eine Begrenzung wünscht. Darüber, ob Reifen Göggel seine Erweiterungspläne in die Tat umsetzen darf, entscheidet nun erneut das Landratsamt.