Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Eurofighter in Neuburg länger am Boden
müssen ganz schön weit wandern, um offene Geschäfte zu finden“, sagt Christian Guirsch. Der Luxemburger ist mit drei Freunden da. Sie gehören zu den wenigen Touristen, die sich an der Playa herumtreiben. Es klingt verrückt, doch die Urlauber aus dem Zwergstaat machen den Deutschen derzeit „Konkurrenz“am Ballermann. „Für Spanien gibt es keine Reisewarnung bei uns“, sagt Guirsch. „Es gibt auch einige Deutsche, die den Umweg über Luxemburg für die Mallorca-Reise nehmen.“
Seit Mitte Oktober dürfen Bars und Restaurants in Schinken- und Bierstraße wieder öffnen. Das gilt aber nicht für die Tanztempel. An einer Ecke steht eine Gruppe Straßenhändler mit Sonnenbrillen, die sehnsüchtig auf Touristen warten. „Kaffee trinken, etwas plaudern und dann wieder nach Hause gehen. Das machen wir jeden Tag. Was anderes bleibt uns nicht übrig“, sagt einer der Männer.
Mario Gross flaniert die Straße vor dem geschlossenen Kult-Partytempel „Bierkönig“entlang. „Nichts los hier“, sagt er. Seit sechs Jahren lebt der Mannheimer auf Mallorca.
„Ich habe im PR-Bereich und als Flyerverteiler gearbeitet. Es gab immer Jobs und gutes Geld.“Heute lebt er von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe. Eine Rückkehr in die Heimat kommt für ihn dennoch nicht in Frage. „Ich warte auf die Besserung.“
Dem Anliegen von Juan Ferrer könnte die Pandemie hingegen zuträglich sein. Fünf Jahre lang hat er gegen betrunkene Partytouristen angekämpft. Der Inhaber von sechs Restaurants hat die Initiative Palma Beach gegründet, die sich für mehr Qualität an der Playa de Palma einsetzt. „Es ist ein Turboeffekt für den Wandel. Alle müssen sich neu erfinden.“Er sagt allerdings auch: „So eine Ruhe wie jetzt wollten wir aber nie.“Man wolle „Partyzone“bleiben. Die Urlauber sollen feiern, „aber nicht so, dass sich die Landsleute fremdschämen.“
Ferrer beteuert, die Playa de Palma sei sicheres Gebiet. „Hier gab es nie einen Infektionsherd. Es war ein Fehler, ganz Mallorca als Risikogebiet einzustufen. Das lag auch an der schlechten Kommunikation zwischen den Ländern. Ferrer räumt aber ein, dass die Kanaren in Sachen
Corona-Bekämpfung sein können.
Von Neid will Ciccardini derweil nichts wissen: „Wir kennen keinen Neid. Wir freuen uns für jeden, der überleben kann“, sagt sie. Und nennt einen positiven Aspekt der Malaise: Nachts sei es totenstill. „Es ist das erste Mal, dass ich wieder durchschlafen kann.“
Nicht nur die Menschen genießen die Idylle auf den Balearen. Auch die Vogelwelt profitiere vom Lockdown in der ersten Jahreshälfte und der anhaltenden geringeren menschlichen Präsenz auf der Insel, meint Jaume Vinyas, Sprecher des Umweltministeriums. Auf der kleinen Insel Na Guardis vor Colònia de Sant Jordi nisten nach seinen Angaben wieder 184 Korallenmöwenpärchen. Das letzte Nest hatte es zuvor 2016 gegeben.
Aber sollte der Massentourismus vielleicht schon im kommenden Jahr zurückkehren, dürfte das „tierische Vergnügen“schnell zu Ende gehen. „Drei Monate Lockdown ziehen sich für die Menschen zwar ganz schön in die Länge, für einen bleibenden Wandel in der Umwelt ist es aber ein zu kurzer Zeitraum.“ ein
Vorbild
NEUBURG AN DER DONAU (lby) Die Eurofighter der Bundeswehr in Neuburg an der Donau können wegen Corona-Fällen länger als bisher geplant nicht fliegen. Der zunächst bis mindestens Wochenanfang verhängte Stopp wurde nun auf unbestimmte Zeit verlängert. Zwar seien bei den umfangreichen Tests der Angehörigen des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 in den vergangenen Tagen keine weiteren Corona-Fälle festgestellt worden, teilte ein Sprecher des Geschwaders am Montag mit. Das Nachverfolgen der Infektionskette brauche aber noch Zeit. Zuletzt hatte die Luftwaffe von mehreren Corona-Fällen gesprochen, ohne genau Zahlen zu nennen. Alle Getesteten bleiben den Angaben nach zunächst zu Hause in Isolation, bis alle Betroffenen überprüft wurden. „Nach Abschluss der Überprüfungen ist geplant, den Flugbetrieb zeitnah wieder aufzunehmen“, hieß es.
Vom Fliegerhorst in Neuburg an der Donau wird mit den Kampfjets normalerweise der Luftraum über Süddeutschland geschützt. Die sogenannte Alarmrotte kann innerhalb kürzester Zeit aufsteigen, etwa wenn zu einem Passagierflugzeug der Funkkontakt abreißt.
Nach früheren Angaben ist der Luftraum aber weiterhin geschützt: durch das Luftwaffengeschwader 31 im nordrhein-westfälischen Nörvenich.