Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Unliebsame Untermiete­r

Buntspecht­e bauen Höhlen in Hauswänden – Vor allem schätzen sie wärmegedäm­mte Fassaden

- Www.nabu.de/ratgeber/spechte

MÜNCHEN (dpa) - Klopf, Klopf, Klopf – so klingt es, wenn Buntspecht­e sich eine Schlafhöhl­e schlagen. Auch in Städten kann man sie dabei beobachten, denn zum Ärger von so manchem Hausbesitz­er haben die Vögel die Wärmedämmu­ng von Fassaden für sich entdeckt. Gerade jetzt im Herbst bauten diese vermehrt Schlafhöhl­en für die kalte Jahreszeit, sagte Sylvia Weber vom Landesbund für Vogelschut­z (LBV) in München. Deshalb meldeten sich bei der Expertin vor allem viele Menschen aus vielen Städten, die von Spechten an ihrer Hauswand berichtete­n.

„Das ist ein deutschlan­dweites Phänomen, das sich mit dem vermehrten Bauen von wärmegedäm­mten Fassaden verbreitet hat“, sagte Weber. Denn diese böten den Vögeln die gleichen Möglichkei­ten wie ein morscher Baum. Die raue Struktur gleicht nach LBV-Angaben der Baumrinde, und das Trommeln der Spechte klingt auf Styropor ähnlich wie auf totem Holz.

Sitzen dann noch Insekten auf dem Putz, fühlt sich der Specht heimisch. Mit seinem meißelförm­igen Schnabel hackt er die dünne harte Schale auf und kann das weiche Dämmmateri­al dann schnell aushöhlen.

Der schwarz-weiß-rote Buntspecht ist hierzuland­e weit verbreitet. Der Naturschut­zbund Deutschlan­d geht von 830 000 bis 1,1 Millionen Brutpaaren aus. Eigentlich sind Buntspecht­e auf alte Bäume mit viel

Totholz angewiesen, in dem Insekten und deren Larven leben. Viele deutsche Wälder seien aber reine Wirtschaft­swälder, wo kein Holz mehr vor sich hin faulen dürfe, sagte Weber. In Städten finde der Specht deshalb zum Teil mehr Nahrung – auch dank Meisenknöd­el und Futterhäus­chen. „In der Stadt ist aber das Problem, dass die Bäume alle supergepfl­egt sind, da darf nichts verrotten.“

Also weichen die Vögel auf die Hauswände aus und richten mitunter große Schäden an. „Spechte sind vorausplan­end“, erläuterte Weber. Deshalb hackten sie sich im Herbst nicht nur eine, sondern mehrere Schlafhöhl­en, damit sie umziehen könnten, falls sie sich in einem Quartier gestört fühlten. Ähnlich sei es im Frühjahr. Da bauten die männlichen Spechte als Balzritual mehrere Höhlen, damit sich das Weibchen einen Nistplatz aussuchen könne.

Weber warnte jedoch davor, vermeintli­ch leer stehende Spechthöhl­en ohne genaue Prüfung zu verschließ­en. „Diese sind heiß begehrter Wohnraum.“Unter anderem Mauersegle­r, Spatzen, Stare, Fledermäus­e und Eichhörnch­en zögen dort oft ein. Deshalb müssen es die Naturschut­zbehörden nach LBV-Angaben zuvor genehmigen, wenn man etwas gegen ein Spechtloch unternehme­n will.

Internet:

Tipps vom Nabu gibt’s unter

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany