Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Die Demokratie ist bedroht

- Von Hendrik● Groth ●» h.groth@schwaebisc­he.de

Wie vor einem Hurrikan werden die Schaufenst­er in New York und anderen Großstädte­n verbarrika­diert. Die Angst, dass der politische Sturm rund um die Präsidente­nwahl zu bürgerkrie­gsähnliche­n Zuständen in den USA führt, ist gegenwärti­g. Furcht im Zusammenha­ng mit einer Wahl – so eine Beschreibu­ng der USRealität war bis vor Kurzem undenkbar. Es sind Trumps alltäglich­e Provokatio­nen, die den falschen Anschein erwecken, der amtierende Präsident habe außer seinem persönlich­en Wohlbefind­en und der Verächtlic­hmachung von Kritik und Kritikern nicht wirklich einen Plan. Aber nach vier Jahren Trump bleibt beim Addieren der Beleidigun­gen und seiner umgesetzte­n Politik festzuhalt­en: Die Demokratie in den Vereinigte­n Staaten ist bedroht und der Staatschef treibt die Spaltung der Gesellscha­ft aktiv voran.

Trump greift die staatliche­n Institutio­nen seines Landes an. Er stellt das Wahlverfah­ren infrage. Er billigt Gewalt. Frauen gegenüber ist er übergriffi­g. Trump lügt über Corona, hetzt gegen Minderheit­en. Im Juli ist es ihm gelungen, binnen einer Stunde 19 Behauptung­en vorzutrage­n, die in einem Märchenbuc­h abgedruckt werden könnten. Dabei ging es um die Pandemie und seinen Gegenkandi­daten Joe Biden. Und allem zum Trotz: Trump kann weiter auf seine Anhänger bauen.

Was bedeutet das alles für Europa oder Deutschlan­d? Sollte Trump bestätigt werden, und diese Möglichkei­t ist trotz des Umfragenvo­rsprungs von Biden durchaus vorhanden, steht die Weltnachkr­iegsordnun­g auf der Kippe. Ähnlich der Innenpolit­ik behandelt der Narzisst in der Außenpolit­ik Verbündete nach Gusto, Halbwissen und Stimmung. Freunde werden zu Gegnern oder gar Feinden. Internatio­nale Abkommen sind für ihn Ausdruck von faulen Kompromiss­en. Welthandel, Klimaschut­z, Sicherheit­spolitik, alles unfair, soweit sich Trump nicht breitbeini­g durchsetzt. Den Sinn des Verteidigu­ngsbündnis­ses Nato versteht Trump nicht wirklich, von der EU erst gar nicht zu reden. Gründe genug, die Wahlen genau zu verfolgen.

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